
19. Juni 2025, 13:53 Uhr | Lesezeit: 11 Minuten
GPS-Tracker für Hunde können heute mehr als nur den Standort des Vierbeiners anzeigen. Das neue Modell von Tractive soll neben dem Bellverhalten auch Herz- und Atemfrequenz aufnehmen. Aber braucht man das? Und wie akkurat sind die Werte? PETBOOK-Redakteurin Saskia Schneider testete den neuen Smart GPS & Health Tracker – und war zunächst enttäuscht.
Mein Hund läuft auch ohne Leine gut bei Fuß, ist abrufbar und noch nie weggerannt. Warum sollte ich also einen Tracker brauchen, dachte ich lange. Bis ich erfuhr, dass es beim „Smart GPS & Health Tracker“ von Tractive auch eine Funktion zum Aufnehmen des Bellverhaltens gibt – einer Marke, die sich häufig im Fachhandel findet und von der sich viele Halter fragen, ob sie sich für sie lohnt.
„Finde heraus, wie du potenzielle Gesundheitsprobleme oder Trennungsangst erkennen kannst – am Bellverhalten deines Hundes“, heißt es dazu auf der Website. Das Alleinbleiben ist tatsächlich ein Thema, an dem ich mit meiner Hündin Yumi noch arbeiten muss. Denn oft bekomme ich von unserer Nachbarin zu hören, wie sehr der kleine Zwergspitz jault, wenn wir mal länger als eine halbe Stunde weg sind. Wie praktisch wäre da ein Tracker, der einen über ein solches Verhalten informiert und warnt.
Mein erster Tracker
Der Health Tracker von Tractive ist mein Erster. Denn, wie bereits erwähnt, hielt ich es bis dahin nicht für nötig, einen Tracker an den Hund anzubringen. Zumal diese nicht günstig sind. So zahlt man nicht nur für das Gerät, sondern auch ein monatliches Abo, da man zum Tracken eine Art Mobilfunkvertrag braucht, damit die GPS-Daten ausgelesen werden können – vereinfacht ausgedrückt. Insgesamt kostet der GPS & Health Tracker von Tractive für kleine Hunde wie Yumi 69 Euro plus fünf bis acht Euro monatlich – je nachdem, für welches Abomodell man sich entscheidet.
Tracker anschalten, App installieren und fertig?
Die Installation des Trackers gestaltet sich recht einfach. Wer technikaffin ist, bräuchte wahrscheinlich nicht einmal die Anleitung. Den Tracker muss man zunächst aufladen, dann anstellen, App installieren – fertig. Die Benutzung ist recht intuitiv. Neben dem Bereich zum Tracken gibt es auch eine Kategorie für Gesundheit. Hier sieht man, wie aktiv der Hund war, wie viel Schlaf er hatte, Informationen zum Bellverhalten sowie Atem- und Herzfrequenz. Allerdings erscheinen viele Werte erst nach ein paar Tagen, weil der Tracker zunächst Daten sammeln muss.
In meinem Kopf ist Yumi ständig aktiv – die Daten verraten etwas anderes
Die ersten Tage mit dem Health Tracker von Tractive verlaufen recht unspektakulär, denn das Gerät muss, wie erwähnt, erst einmal Daten sammeln. Doch zur Aktivität des Hundes gibt es sofort Werte. Der Tracker fragt mich, ob ich ein Tagesziel für Yumi festlegen möchte. Die Durchschnittsaktivität für Zwergspitze liegt laut den Daten von Tractive bei etwa 140 Minuten am Tag. Das sollte doch zu schaffen sein, denke ich.
In meinem Kopf ist Yumi ständig aktiv und unterwegs. Schließlich gehen wir viermal am Tag Gassi und legen auch Zuhause ein paar Spieleinheiten ein. Die Daten verraten jedoch etwas anderes: Oft liegen wir mit 96 Minuten am Tag unter dem Durchschnitt für die Rasse – wie kann das sein?
Das Rätsel ist schnell gelöst. Denn damit die Daten möglichst akkurat sind, sollte der Hund den Tracker auch möglichst viel tragen. Empfohlen wird eine Tragezeit von mindestens acht Stunden am Tag. Da unser Gerät am Geschirr angebracht ist (Yumi trägt kein Halsband), legen wir dieses ab, sobald wir die Wohnung betreten. Alle Aktivitäten hier werden also gar nicht aufgezeichnet. Zudem erzählt mir mein Mann nach einer Woche, dass er für seine Gassirunden ein ganz anderes Geschirr nutzt – ohne Tracker …

Sogar der Kalorienverbrauch wird berechnet
Das passe ich an und siehe da: plötzlich schaffen wir das Tagesziel und schießen manchmal sogar darüber hinaus. An Tagen mit Ausflügen ist Yumi sogar doppelt so viel unterwegs wie sonst. Für mich ist das spannend, denn darüber habe ich mir noch nie große Gedanken gemacht. Es macht jedoch einen enormen Unterschied im Kalorienverbrauch, den man auch in der Fütterung berücksichtigen sollte. Vor allem bei kleinen Rassen wie Zwergspitzen, die schnell mal zur Unterzuckerung neigen. Allerdings zeigt der Tracker die Daten für den aktuellen Tag immer erst im Nachhinein an. Trotzdem kann man so wichtige Erfahrungswerte sammeln.
Generell zeigt der Health-Tracker von Tractive die Aktivitäten sowie die Gesundheitswerte und das Bellverhalten rückblickend an. Denn das Prinzip ist, das Verhalten im Hinblick auf Abweichungen vom Durchschnitt zu beurteilen – und zwar vom Durchschnitt des eigenen Hundes. Denn auch wenn es vergleichbare Werte bei Rassen gibt, ist jedes Tier etwas anders. Vor allem, was das Bellverhalten betrifft. Der Tracker würde also nur warnen, wenn sich herausstellt, dass der Hund öfter oder länger bellt als sonst – er gibt nicht generell eine Warnung aus, wenn der Hund bellt, – und genau hier kann es zu Missverständnissen kommen.
Hund bellt, aber Tracker gibt keine Warnung
Mich hat der Health-Tracker von Tractive vor allem wegen der Beobachtung des Bellverhaltens interessiert. Denn oft erzählen uns die Nachbarn, dass Yumi laut weint, wenn wir sie allein lasen. Wir hören jedoch nichts – sowohl wenn wir das Haus verlassen, als auch, wenn wir wiederkommen. Daher hatte ich schon mit dem Gedanken gespielt, eine Haustierkamera zu installieren. Aber wenn der Tracker das Bellen aufnimmt, könnte ich mir das sparen – dachte ich.
Für die ersten Tests lasse ich Yumi zunächst immer mal wieder im Büro allein. Ich erhalte keine Warnung und die Kollegen bestätigen: Der Hund war ruhig. Zu Hause starte ich dann den ultimativen Versuch: Ich laste Yumi absichtlich morgens kaum aus und verlasse dann für längere Zeit das Haus. Eine Garantie für einen Wutanfall mit viel Gejaule! Doch der Tracker zeigt nichts an. Ist der Hund etwa ruhig? Ich frage die Nachbarn per Handy und erfahre: Yumi weint seit einer halben Stunde bitterlich. Wir brechen ab – ich bin enttäuscht. Habe ich etwas falsch gemacht?
Ich nehme Kontakt zum Tractive-Team auf und möchte wissen, warum das Gerät keine Warnung angezeigt hat, obwohl der Hund außergewöhnlich viel mehr als sonst gebellt hat. Ein Gespräch mit Lennart Lassalle, dem Pressesprecher und Melanie Spitzbart, Senior Product Manager bei Tractive bringt schnell Klärung: In der App wird das Bellverhalten über die Zeit beurteilt. Sollte dieses über die Zeit abweichen, gibt es eine Gesundheitswarnung – aber eben erst am nächsten Tag, wenn die Daten im Vergleich ausgewertet sind. Das steht auch explizit so in der Beschreibung. Allerdings sei dies öfter ein Missverständnis bei Kunden, räumt Melanie Spitzbart ein. In Zukunft sei allerdings auch eine Funktion geplant, die Halter zeitnah warnt.
Hört der Tracker mit?
Bei der Gelegenheit frage ich gleich, wie das generell mit der Aufnahme des Bellverhaltens funktioniert. Läuft das über ein Mikrofon? Und zeichnet dieses auch meine Gespräche auf? Lennart Lassalle beruhigt mich: Der Tracker enthalte kein Mikrofon und zeichnet keine Geräusche auf. Er reagiert spezifisch auf das Bellen von Hunden. So steht es übrigens auch in der App.
Trotzdem stellt sich mir als Verbraucher natürlich die Frage, wie sicher die vom Health-Tracker von Tractive aufgezeichneten Daten vor Dritten sind. Mit dem Bellverhalten und Herzschlag ist wahrscheinlich nicht viel anzufangen, aber vor allem die GPS-Daten verraten viel über Gewohnheiten, Gassizeiten und Aufenthaltsorte. Solche sensiblen Informationen sollten auf keinen Fall in falsche Hände geraten. Allerdings ist das auch bei anderen Handydaten der Fall. Und so muss man hier als Verbraucher darauf vertrauen, dass Tractive so sorgfältig mit Daten umgeht, wie das Unternehmen es in seiner Datenschutzerklärung garantiert.
Neu: Herzschlag und Atemfrequenz
Eine Funktion, die es erst seit Kurzem gibt, ist die Aufnahme des Herzschlags und der Atemfrequenz. Tractive betont hier in der App, dass das Gerät lediglich Gesundheitstrends zeige und man sich zur Sicherheit immer in der Tierarztpraxis beraten lassen sollte. Das finde ich gut und notwendig. Denn der Tracker ersetzt keine Kontrolle durch den Tierarzt.
Die Daten können aber eine hilfreiche Unterstützung sein und eventuell dazu beitragen, Krankheiten oder Gesundheitsprobleme früher zu erkennen. Dafür ist es aber notwendig, dass der Hund den Tracker regelmäßig und über längere Zeit trägt, und hier sehe ich ein kleines Problem – zumindest für meine Hündin.

Vom vielen Tragen brechen Haare im Fell ab
Denn der Tracker sitzt bei meiner kleinen Hündin (Yumi wiegt etwa drei Kilogramm) nur dann richtig gut, wenn diese ein eng anliegendes Geschirr mit breiter Auflagefläche trägt. Bei feingliedrigen Geschirren passiert es schnell, dass diese zur Seite rutschen, weil durch das Gewicht des Trackers ein Ungleichgewicht entsteht. Das allein wäre völlig in Ordnung, doch das ständige Tragen eines Geschirrs mit breiter Auflagefläche am Rücken führt dazu, dass dort die Haare vom Fell abbrechen und verfilzen.
Normalerweise würde ich Yumi das Geschirr im Haus ausziehen. Nun lasse ich es an, um Gesundheitsdaten zu sammeln. Das macht sich in der Fellpflege doch deutlich bemerkbar. Wer also auf ein intaktes Fell Wert legt, könnte hier Schwierigkeiten bekommen. Für mich spielt dieser Punkt eher eine untergeordnete Rolle. Allerdings gibt es auch GPS-Tracker von anderen Herstellern wie Weenect oder Pawfit, die ultraleicht sind und ebenfalls akkurate Standortdaten liefern.
Tracker lohnt sich für mich vor allem für die Zusatzfunktionen
Letztendlich ist ein Tracker für Haustiere an sich schon eine sinnvolle Anschaffung. Selbst wenn der Hund gut hört und abrufbar ist, gibt es immer wieder Situationen, in denen er doch einmal wegrennen kann. Yumi hat etwa Angst vor Feuerwerk und Knallgeräuschen. Sie ist zwar selten ohne Leine unterwegs, aber wenn, ist es ein gutes Gefühl zu wissen, immer sehen zu können, wo sie ist.
Ich war einmal in der Situation, dass mir ein Haustier draußen panisch entlaufen ist – allerdings handelte es sich hier um eine Katze. Leider konnte ich in dem Moment auch nicht sehen, in welche Richtung sie davonlief. Die Optionen beim Suchen sind dann riesig – wo soll man bloß anfangen? Hier ist der Tracker eine enorme Hilfe.
Der Preis ist allerdings eine Hausnummer. Vor allem, wenn man ihn mit anderen Trackern vergleicht. Zum Beispiel mit dem Preis-Leistungs-Sieger von „Stiftung Warentest“ – dem Tracker für Hunde von Fressnapf (PETBOOK berichtete). Letztlich überzeugen mich aber vor allem die Zusatzfunktionen wie das Aufzeichnen des Bellens, des Herzschlags und der Atemfrequenz, die ich trotz umfassender Recherche noch bei keinem anderen Tracker dieser Art gesehen habe. Noch ist meine Hündin jung, aber vor allem im Alter können Veränderungen solcher Werte ein wichtiger Hinweis auf gesundheitliche Probleme sein.
Zudem kann ich Situationen durch die Datenaufzeichnung im Nachhinein noch einmal bewerten und sehen: Hatte der Hund vielleicht doch Stress? Zum Beispiel bei längeren Fahrten mit Auto oder Zug oder auch bei Flügen in der Kabine. Denn nicht immer ist Stress gut am Verhalten ablesbar.
Ich sehe den Health Tracker von Tractive daher wie eine Art Prophylaxe oder eine Versicherung. Im Zweifelsfall kann einem das Gerät eine Menge Geld sparen, wenn man die Gesundheit seines Haustiers im Blick behält und Probleme frühzeitig erkennt oder der Hund plötzlich weg ist. Daher würde ich das Gerät tatsächlich auch Katzenbesitzern empfehlen, sollten diese Freigänger haben. Hier kann ein Tracker im Zweifelsfall sogar Leben retten.

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„Smart GPS & Health“-Tracker von Tractive – meine Tipps
Ich habe den Health-Tracker von Tractive nun mittlerweile mehrere Monate im Einsatz und ein paar wichtige Erfahrungen gesammelt, die ich hier teilen möchte. Dabei handelt es sich vor allem um Erfahrungswerte mit einem kleinen Hund.
- Akkustand regelmäßig kontrollieren: Der Akku hält bei uns fast eine Woche – so wie angegeben. Trotzdem sollte man den Akkustand im Blick behalten, vor allem, wenn man wie ich viel Freude daran hat, den Hund im Dunkeln leuchten zu lassen. Denn das Licht am Tracker sorgt dafür, dass der Akku bedeutend schneller leer ist – ähnlich wie die Taschenlampenfunktion beim Smartphone.
- Gut sitzende Geschirre nutzen: Vor allem bei kleinen Hunden, oder allen, die keine Halsbänder tragen, ist es wichtig, den Tracker an gut sitzenden Geschirren anzubringen, die nicht so leicht zur Seite verrutschen.
- Kalorienverbrauch im Blick behalten: Vor allem für kleine Hunde lohnt es sich, den Kalorienverbrauch zu überprüfen. Bei Yumi haben wir festgestellt, dass sie auf Ausflügen deutlich mehr Kalorien verbraucht und dies bei der Futterration in Zukunft berücksichtigt.
- Aktivitätsziel festlegen: Manchmal können Wahrnehmung und Realität voneinander abweichen. Um tatsächlich auf die 140 Minuten Aktivität am Tag zu kommen, musste ich darauf achten, dass Yumi die Strecken auch wirklich alle läuft. Denn – typisch Zwergspitz – genießt sie es auch sehr, auf dem Arm getragen zu werden. Mir wurde das erst richtig bewusst, als ich die Wochenauswertung gesehen habe. An Tagen, an denen wir ins Büro gehen und relativ früh unterwegs sind, ist Yumi eher lauffaul.