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Kolumne „Unser Welpe Elvis“

Hundehalterin über das erste Jahr mit Welpen: „Elvis hat mich gut erzogen“

Collage aus Bild von Elvis, 12 Monate alt, und Manuela Liefländer mit Elvis als Welpe auf dem Arm
Elvis ist nun ein Jahr und vom Welpen zum Junghund geworden. Zeit für Frauchen und PETBOOK-Autorin Manuela Lieflaender, ein Fazit zu ziehen Foto: Manuela Lieflaender
Porträtaufnahme von Autorin Manuela Lieflaender mit Hund Elvis
Freie Autorin

22.03.2024, 06:15 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

PETBOOK-Autorin Manuela Lieflaender berichtete ein Jahr lang in der Kolumne „Unser Welpe Elvis“ über das wahre Leben mit ihrem Australian-Shepherd-Rüden und Lebensgefährten Volker. Jetzt ist Elvis ein Jahr alt und aus dem Welpen ein Junghund in der Pubertät geworden. Zeit für ein Fazit …

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„Ich habe ihn manchmal echt verflucht“, sagt Volker. „Das war eine anstrengende Zeit – ich habe noch nie so wenig Schlaf bekommen wie in den letzten Monaten.“ Ja, das Hunde-Eltern-Dasein hat uns in Elvis´ ersten Lebensjahr manchmal an unsere Belastungsgrenze gebracht.

Heute hat das Hundekind Geburtstag und ich sitze hier am Schreibtisch und denke darüber, welche großen Herausforderungen wir seitdem zusammen gemeistert haben und welche vielleicht schon hinter der nächsten Ecke auf uns warten. 

Während alle stolz auf ihren stubenreinen Welpen waren, standen wir mit Elvis nachts im Garten

Am anstrengendsten war die Zeit, als Elvis noch nicht stubenrein war. Wir sind in einer WhatsApp-Gruppe mit anderen Hunde-Eltern, die Welpen aus dem gleichen Wurf haben. Alle haben stolz erzählt, dass ihr Welpe nachts schon durchschläft – wir standen mit Elvis immer noch zweimal nachts im Garten. Immer um eins und um drei.

Während die Anderen ihre Welpen nachts in der Box hatten, wollten wir Elvis das nicht zumuten. Er hat immer viel gehechelt und lag am liebsten auf dem Fußboden. Selbst auf seinem Hundebett hielt er es nie lange aus. So kam es, wie es kommen musste: Bild gingen wir nicht mehr nur alle zwei Stunden mit ihm nach draußen, sondern alle paar Minuten.

Welpe Elvis im Alter von 10 Wochen
Zum Knuddeln! Anfangs bekam Welpe Elvis viel Aufmerksamkeit von seinem Frauchen. Aber wer könnte diesem Anblick schon widerstehen? Foto: Manuela Lieflaender

Bis heute „behauptet“ Elvis gerne, dass er dringend mal muss

Volker rief das „Pippi-Tagebuch“ ins Leben. Für einmal Pippi machen, gab’s in der Kladde einen Strich. Als ich abends den 20. Strich gemacht habe, war der Frust so groß, dass ich nicht mehr weiter zählen wollte, aber mindestens noch sechsmal mit dem Welpen im Garten war.

Warum das so war? Es gab Anzeichen für eine Blasenentzündung, aber selbst als die schon längst auskuriert war, ging der „Spaß“ noch ein paar Wochen so weiter. Bis heute „behauptet“ Elvis gerne, dass er dringend mal muss. In Wahrheit hat er einfach nur Langeweile und freut sich, wenn er jemanden findet, der auf sein fiepen reagiert und mit ihm nach draußen geht.

Mein Learning: regelmäßige „Boxenruhe“ von Anfang an hätte ihm gutgetan. Inzwischen hat er eine Gitterbox. Sie ist luftdurchlässig. Wenn er schlafen möchte, geht er mittlerweile selbst hinein. Kommt er nicht zur Ruhe, hilft es, ein paar Minuten die Tür des „Käfigs“ zu schließen.   

Bilanz nach einem Jahr: Elvis hat mich gut erzogen

Ja, Elvis hat schon früh gelernt, wie er seinen Willen bekommt. Mein größter Fehler war und ist: Ich schaue ihn ständig an. Natürlich beobachtet man einen jungen Hund am Anfang viel, wenn er noch nicht stubenrein ist. Aber es führt eben auch dazu, dass der Welpe lernt: Die Aufmerksamkeit bekomme ich ohnehin. 

Wir hatten eine Zeit lang für Elvis einen Laufstall, in den wir ihn gesetzt haben, wenn wir in Ruhe am Tisch sitzen wollten. Für ihn hieß das: Er bekommt in dieser Zeit keine Aufmerksamkeit.

Man konnte ihm in den Laufstall legen, was man wollte: neue Spielsachen, ein Kauspielzeug, einen Karton mit Leckerlis.  Er fand alles ziemlich schnell blöd. Also hat er uns so lange lauthals mit seinem Bellen terrorisiert und den Laufstall demoliert, bis wir es leid waren und das Ding bei Kleinanzeigen verkauft haben. 

Elvis ließ sich immer irgendeine Schandtat einfallen

Welpe Elvis kaut am Esstisch
Immer zu Schandtaten bereit: Als Welpe bearbeitete Elvis gern Tische und Stühle mit seinen Zähnen Foto: Manuela Lieflaender

Natürlich war unser Problem damit nicht gelöst. In Ruhe am Tisch sitzen konnten wir immer noch nicht. Elvis ließ sich immer irgendeine Schandtat einfallen und wenn’s nur war, dass er die neuen Esszimmerstühle mit seinen Zähnen bearbeitete. Man konnte ihm eine Ansage machen, das interessierte ihn nicht – beratungsresistent nennt man das. 

Deckentraining fand ich eine Zeit lang eine gute Idee. Der Welpe übrigens auch. Klar, es gab Aufmerksamkeit und Leckerlis. Ich dachte, Elvis lernt, dass es für ruhiges Verhalten eine Belohnung gibt. Elvis´ Learning hingegen war: Wenn Herrchen und Frauchen essen, bekomme ich auch etwas.

Aber man möchte natürlich nicht ein Hundeleben lang am Esstisch Deckentraining machen. Das führte später zu ernsten Problemen (nachzulesen in Folge X der Kolumne). Wie ich das gelöst habe? Am Anfang mit einem eine Kauspielzeug. Aber damit habe ich nur an dem Symptom herum therapiert. Die Ursache war, dass Elvis lernen musste, zur Ruhe zu kommen.

Wir mussten lernen, den Hund zur Ruhe zu „zwingen“

Für Hunde sind Ruhephasen und Schlaf enorm wichtig. Sie sollen 16 bis 18 Stunden am Tag ruhen. Elvis ist jedoch ein Hund, der das alleine nicht schafft. Das mussten wir erst mal verstehen, denn das kannten wir von unseren anderen Hunden so nicht.

Wir mussten lernen, dass der junge Rüde zur Ruhe „gezwungen“ werden muss, damit er in die Tiefschlafphase findet. Ein Grund für seine Verhaltensauffälligkeiten war sicherlich, dass er zu wenig geschlafen hat.

Zu viel Aufmerksamkeit bringt ungeahnte Probleme

Welpen lieben es, ihre Umwelt zu erkunden, in Dinge hineinzubeißen und darauf herumzukauen. Bei Elvis ging der Entdeckungsdrang so weit, dass er in Steckdosen hineingebissen hat. Ganz schön gefährlich!

Als Nächstes steckte er seinen Kopf durch das Treppengitter im Haus und konnte sich nicht mehr befreien. „Seine Schreie habe ich heute noch im Kopf“, erinnert sich Volker. Ich gebe zu, wir haben den Welpen danach beide ein wenig „helikoptert“. Nach so einem Erlebnis bleibt das nicht aus. Elvis´ Learning: Die Aufmerksamkeit gehört ihm.

Wenn wir uns beim Spaziergang mit jemandem unterhalten und der Aussie nicht die gewohnte Aufmerksamkeit bekommt, wird gejammert und in die Leine gebissen. Aber auch sonst genießt es der Rüde, wenn er von uns und von fremden Menschen eine Bühne bekommt und im Mittelpunkt steht.

Umso schlimmer, wenn es dann mal nicht der Fall ist, so wie neulich beim Tierarzt. Unser Kleinspitz Samy bekam als erster die Krallen geschnitten. Für Elvis ein No-Go. Er war voller Vorfreude, dass sich beim Tierarzt wieder jeder um ihn kümmern und im Leckerlis geben würde und dann so was: Er musste warten!

Also hat er die ganze Praxis zusammengeschrien. Nach einer kurzen Auszeit draußen, sprang er gleich auf den Behandlungstisch, gab der Ärztin ein „Küsschen“ und hielt die Pfote zum Krallenschneiden hin. Dieser Charmeur. 

Gib mir eine Aufgabe

Ja, Australian Shepherds sind intelligente Hunde, die fürs Arbeiten gezüchtet wurden. Trotzdem sollten sie gerade im ersten Lebensjahr vor allem eines lernen: Ruhe. Was bei meiner ersten Aussie Hündin gut funktioniert hat, war für Elvis nur zur Hälfte eine gute Lösung.

Genau wie bei uns Menschen ist die Intelligenz auch bei Hunden unterschiedlich ausgeprägt. Auch innerhalb einer Rasse. Fachleute haben bei Elvis schon früh eine „überdurchschnittlich hohe Intelligenz“ festgestellt. Was sich nach „Mama ist stolz“ anhört, macht den Hund im Umgang aber nicht einfacher.

Unsere Aufgabe bestand lange Zeit darin, immer wieder den richtigen Mix zwischen Ruhe und der passenden Beschäftigung zu finden. Denn wenn Elvis unterbeschäftigt ist, kann es sein, dass er seine Rute jagt oder sich in die Pfoten beißt. Gleichzeitig kann die Ursache dafür aber auch in der Übermüdung liegen. Dafür mussten wir ein Bewusstsein entwickeln. 

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Aus dem kleinen Welpen Elvis ist nun ein Junghund geworden Foto: Manuela Lieflaender

Bei jungen Hunden gibt es viele „Stellschrauben“, an denen man immer wieder drehen muss. Dazu gehört genügend Schlaf, die richtige Ernährung, Beschäftigung. Respekt muss natürlich auch gelernt werden. Denn Elvis war am Anfang kein einfacher Hund. Grenzen waren sehr wichtig. Das gelingt meinem Lebensgefährten Volker tatsächlich besser als mir.

Mit 12 Monaten ist der Jungrüde zwar mitten in der Pubertät, aber aufgrund der Erziehung trotzdem erstaunlich sanft und respektvoll. Er ist zum jetzigen Zeitpunkt ausgeglichener als er jemals war. Natürlich haben wir einige Fehler gemacht, aber zum Glück überwiegt das Gute. Jetzt müssen wir nur noch daran arbeiten, ihn weniger zu beachten.

Lesen Sie auch die anderen Folgen der Kolumne von Manuela Lieflaender

Besuchen Sie Elvis und sein Frauchen, die Hundejournalistin Manuela Lieflaender bei Insta elvis_hundejournalistin

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