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Verbot in Schottland und England

Sind American Bullys XL wirklich so gefährlich? Das sagt eine Expertin 

Hund der Rasse American Bully XL im Porträt auf dunklem Hintergrund
Wegen teils tödlicher Beißattacken wurde die Hunderasse American Bully XL Anfang des Jahres in England, Wales und kürzlich auch in Schottland verboten. Aber sind die Tiere wirklich so gefährlich? Foto: Wirestock/Getty Images
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

14.01.2024, 16:44 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Nach eine Reihe von aufsehenerregenden Angriffen wurde die Hunderasse American Bully XL Anfang 2024 in England, Wales und zuletzt auch Schottland verboten. Aber ist die Rasse wirklich so gefährlich? PETBOOK sprach mit einer Hundetrainerin und Expertin für Listenhunde über das Verbot der XL Bullys.

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Der Bully XL ist der größte der vier amerikanischen Bully-Typen. Die Rasse wurde damals unter anderem zum Kampf gezüchtet. Die Hunde zeichnen sich durch einen muskulösen Körper und kräftigem Biss aus und können ein Gewicht von knapp 60 Kilogramm erreichen. Allein wegen dieser äußerlichen Merkmale wird der American Bully XL – auch in Deutschland – oft als gefährlich eingestuft.

Wegen mehrerer teilweise tödlicher Beißattacken in England entschied die Regierung, die Rasse ab dem Jahr 2024 zu verbieten. Halter dieser Hunde müssen ihre Tiere registrieren und haben scharfe Auflagen. Viele Tierschützer schlugen bei Ankündigung des Verbotes Alarm, weil hunderten Hunden drohte, getötet oder ausgesetzt zu werden (PETBOOK berichtete).

Doch ist die Rasse wirklich so gefährlich, dass sich solch drastische Maßnahmen rechtfertigen lassen? PETBOOK sprach mit Katharina Marioth, zertifizierte Hundeverhaltensberaterin und und anerkannte Sachverständige für Sachkundeprüfungen und den Wesenstest nach dem Berliner Hundegesetz.

Sind American Bully XL wirklich so gefährlich?

Die Kampagnengruppe „Bully Watch“ behauptet, die Rasse American Bully XL sei von Natur aus gefährlich. Die Gruppe hatte sich nach eine Reihe von aufsehenerregenden Angriffen dieser Hunde in England gegründet. „Es geht nicht nur darum, wie man sie erzieht. Genetik ist wichtig“, zitiert das britische Nachrichtenmagazin „BBC Scotland News“ Bully Watch.

Ein Bully XL wäre genetisch gesehen ein Pitbull, der auf übertriebene Größe und Muskulatur gezüchtet sei. Aufgrund schlechter Zucht hätten einige dieser Hunde eine viel niedrigere Erregungsschwelle und einen erhöhten Beutetrieb.

„Für die Menschen ist das Verbot eine absolute Katastrophe“

Hundetrainerin Katharina Marioth sieht das anders: „Die größte Problematik ist zu entscheiden, ab wann ein Hund gefährlich ist“, sagt Expertin für Listenhunde im Gespräch mit PETBOOK. Das treffe ihres Erachtens immer dann zu, wenn der Hund ein übersteigertes Jagd- oder Aggressionsverhalten habe.

„Es ist natürlich ein massiger Hund, aber ansonsten gilt auch für diese Rasse: Die weltweite Studienlage besagt, dass es keine rassespezifische Aggression gibt. Dieses Verhalten ist nicht genetisch fixiert.“ Auch aus ihrer eigenen Erfahrung könne sie das bestätigen. So gebe es zwar Rassen, die schneller erregbar sind, rassespezifisches Aggressionsverhalten gebe es aber nicht.

„Ich habe mir mal die Kriterien der englischen Regierung angeschaut, an denen jeder Hundehalter überprüfen soll, ob sein Hund unter das Verbot fällt“, fügt Marioth hinzu. „Wenn man diese Angaben genau nimmt, wären noch viel mehr Hunde betroffen als die Rasse American XL Bully. Für die Menschen in Großbritannien ist das Verbot eine absolute Katastrophe!“

Auch interessant: Wie gefährlich ist der Hybridhund American Bully wirklich?

Das sagen schottische Tierschützer

Am 11. Januar 2024 kündigte auch die schottische Regierung ein Verbot der Hunderasse im Land an. Die Tierschutzorganisation „Scottish Society for Prevention of Cruelty to Animals“ (SPCA) hält den American XL Bully zwar nicht per se für gefährlich, steht aber hinter dem Beschluss.

„Als verantwortungsbewusste Wohltätigkeitsorganisation werden wir uns an die Entscheidung der schottischen Regierung halten. Wir unterstützen die Gesetzgebung zum Schutz der Öffentlichkeit voll und ganz“, heißt es in einer Stellungnahme auf der Webseite der SPCA.

Verbot sei kein effektiver Weg

Man sei jedoch enttäuscht, dass die schottische Regierung beschlossen hat, den gleichen Weg wie die englische Regierung einzuschlagen. Die SPCA sei nach wie vor gegen ein Verbot einer bestimmten Hunderasse.

Nach Meinung der Tierschützer sei dies nicht der effektivste Weg, um die Öffentlichkeit zu schützen, heißt es weiter. Stattdessen glaube man, dass jede Hunderasse in den falschen Händen potenziell außer Kontrolle geraten und gefährlich sein kann.

Dem kann sich Hundetrainerin Katharina Marioth nur anschließen: „Es wäre viel sinnvoller, das Zusammenleben von Mensch und Hund über Aufklärung zu verbessern, als pauschal Rassen zu verbieten.“

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