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Ernährung

Barfen beim Hund – Tipps für die Umstellung und mögliche Risiken

BARFen: Hund schaut auf Fleisch und Kartoffeln
Beim Barfen steht viel rohes Fleisch auf dem Speiseplan des Hundes, aber auch kohlenhydrathaltige Lebensmitteln wie Kartoffeln Foto: Getty Images
Porträt Manuela Bauer
Freie Autorin

18.09.2022, 09:23 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Food-Trends gibt es auch für unsere Vierbeiner. Einer der erfolgreichsten ist das Barfen. PETBOOK erklärt, was genau sich dahinter verbirgt, wie man richtig einsteigt, wie man Mangelernährung vermeidet und verrät Rezepte.

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Frisches Fleisch und Gemüse für den Hund als Futter zuzubereiten, also zu „barfen“, wird unter Hundehaltern immer populärer. Man erspart dem Hund so, das industriell gefertigte Futter und die Schlachtabfälle aus der Massentierhaltung zu sich nehmen zu müssen. Gleichzeitig erfordert das richtige Barfen für den Hund auch einiges an Wissen, um dem Tier die richtige Kombination aus Nährstoffen zu bieten und das Tier langfristig gesund zu ernähren.

Wofür steht die Abkürzung BARF?

Bei BARF handelt es sich um eine Abkürzung, die auf verschiedene Bedeutungen zurückzuführen ist:

  1. Born Again Raw Feeders (Neugeborene Rohfütterer)
  2. Bones and Raw Food (Knochen und rohes Futter)
  3. Biologically Appropriate Raw Food (Biologisch angemessene rohe Futtermittel).

Im Deutschen steht BARF für gewöhnlich als Abkürzung für „biologisch artgerechtes rohes Futter“.

Was ist BARF-Anhängern wichtig?

Befürworter dieser Fütterungsart geht es darum, den Speiseplan des Wolfs nachzubilden. Darum wurde in den Anfängen ausschließlich Fleisch gefüttert. Aber der Hund ist, im Gegensatz zum Wolf, seit Jahrtausenden domestiziert und im Zusammenleben mit dem Menschen auch an kohlenhydrathaltige Nahrungsmittel wie Reis und Kartoffeln, aber auch Gemüse gewöhnt. Er kann sie somit auch besser verdauen.

BARF für Hunde: Karotten, Kürbiskerne, rohes Knochenfleisch, Innereien und Lachsöl
Karotten, Kürbiskerne, rohes Knochenfleisch, Innereien und Lachsöl – so könnte ein BARF-Menü aussehen Foto: Getty Images

Wie setzt sich BARF-Futter zusammen?

BARF-Futtermittel bestehen typischerweise aus:

  • 70 bis 80 Prozent rohem Fleisch, Innereien und fleischigen Knochen
  • 20 bis 30 Prozent Gemüse, Obst, Reis und Kartoffeln

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Der Einstieg ins richtige Barfen

Dr. Julia Fritz ist seit 2010 Fachtierärztin für Tierernährung und Diätetik und leitet seit 2011 die auf Ernährung spezialisierte Praxis „Napfcheck“ in München /Planegg. Sie empfiehlt, nur erwachsene und gesunde Hunde roh zu füttern. „Bei Welpen kann es zu Fehlversorgungen kommen, gerade im Hinblick auf Kalzium und Phosphor, und wenn die Ration zu viel Fett enthält, führt das zu Wachstumsstörungen“, erklärt sie PETBOOK. „Bei kranken Hunden ist es auch schwierig, denn die brauchen in der Regel weniger Eiweiß und mehr Kohlenhydrate, das widerspricht dem Barfen eher.“

Erweist sich der eigene Vierbeiner für diese Art von Fütterung als geeignet, sollte man nicht einfach mit dem Barfen beginnen. Ratsam ist es, vorab sorgfältig zu recherchieren, wie man den optimalen Futterplan für die Bedürfnisse seines Hundes zusammenstellt. Man kann aber auch eine BARF-Beraterin wie Dr. Julia Fritz aufsuchen. Sie erstellt dann die passende Zusammensetzung, z. B. aus Fettsäuren und Bedarfswerten, womit ein Laie wahrscheinlich eher überfordert wäre. Wer es sich aber selbst zutraut, den Futterplan für seinen Hund zusammenzustellen, für den gibt es Hilfsmittel wie BARF-Rechner, etwa futter-rechner.de. Anfänger können auch zu fertigen BARF-Menüs greifen.

Welches Zubehör benötigt man bei BARF?

Die BARF-Ausstattung fällt relativ einfach aus, man benötigt:

  • Schneidebrett
  • scharfes Messer
  • Pürierstab oder Mixer
  • Küchenwaage
  • diverse Frischhaltedosen in unterschiedlichen Größen
  • Frischhaltebeutel
  • Kühltruhe oder Gefrierschank

Wo bekomme ich die Zutaten für das Barfen her?

Fleisch, Knochen und Innereien sollte man schon aus Kostengründen nicht beim Metzger oder Supermarkt kaufen. Auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit sollte man es nicht unterstützen, dass noch mehr Tiere geschlachtet werden. Eine gute Wahl ist es, direkt zum Schlachthof zu gehen. Dort gibt es oft spezielle Metzger, die Schlachtabfälle für Tiernahrung verwerten. Außerdem bekommt man hier auch Innereien wie Pansen und Milz.

Wer in ländlicher Gegend wohnt, geht am besten zum Bauern seines Vertrauens. Natürlich kann man das alles heutzutage auch in Online-Shops bekommen. Hier sollte man die Kühlkette unter die Lupe nehmen. Auf den ersten Blick sind die Produkte oft günstiger, die Versandkosten können den Preisvorteil aber wieder zunichtemachen.

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Besteht die Gefahr einer Mangelernährung?

Wie viel Fleisch, Knochen, Innereien, Obst und Gemüse in den Napf müssen, wird also genau berechnet. Meist reichen die Vitamine, Mineralien und Spurenelemente nicht aus, und es müssen Öle und Nahrungsergänzungsmittel in die Futterration gemischt werden, weiß Dr. Julia Fritz: „Man muss aufpassen, denn nicht jeden Nährstoffmangel sieht man einem Hund gleich an. Kupfer und Zink, wenn da ein Mangel ist, sieht man Fellveränderungen.“ Schnell sehe man auch eine Unterversorgung mit Linolsäure, eine Omega 6 Fettsäure. Wenn diese fehle, „kriegen die Tiere nach zwei bis sechs Monaten ein stumpfes Fell“, so die Fachtierärztin.

Ein regelmäßiger Gesundheits-Check beim Tierarzt ist gut, aber nicht immer zuverlässig, weiß Dr. Julia Fritz: „Es gibt sogenannte BARF-Profile, bei denen das Blut auf bestimmte Mineralien, Spurenelemente, Vitamine etc. untersucht wird, davon halte ich persönlich aber wenig, denn darüber lässt sich eigentlich nicht wirklich alles feststellen.“ Einen Kalzium-Mangel im Blut sehe man nicht, weil der Spiegel immer gleich sei. „Fehlt Kalzium in der Nahrung, holt sich das der Körper aus den eigenen Knochen und die werden dann irgendwann porös. Für mich ist das deshalb reine Geldmacherei“, so das Urteil der Expertin.

Wie stelle ich den Hund auf BARF um?

Ist der Hund bereits seit Jahren an sein Alleinfuttermittel aus der Dose gewöhnt, sollte man es vorsichtig angehen. Hat er bisher Trockenfutter bekommen, ist die Umstellung für seine Verdauung eventuell noch schwieriger, da Trockenfutter vorwiegend aus Kohlenhydraten besteht. Da kann es in der Umstellungsphase zu weichem und auch weniger Kot kommen. Sollte er erbrechen, bitte den Tierarzt aufsuchen.

Die Umgewöhnung kann sich über mehrere Wochen hinziehen. Dabei sind folgende Schritte denkbar:

  1. In einem ersten Schritt kann man das Fleisch gekocht verabreichen und dann erst nach und nach auf eine rohe Fütterung umstellen.
  2. Anschließend kann man dem Hund dann zum Beispiel ein Stück gewolftes Rind mit einer pürierten Karotte anzubieten. Nimmt er es nicht an, kann man das Fleisch kurz anbraten oder überbrühen.
  3. Als nächsten Schritt bietet man ihm Innereien an.
  4. Wenn das alles gut geklappt hat, kann man zur Knochenfütterung übergehen. Hier verwendet man am Anfang weiche Knochen wie Hühnerhälse oder Hühnerflügel. Sollte der Hund Durchfall bekommen, geht man wieder einen Schritt zurück.
  5. Erst ganz zum Schluss versucht man Kräuter, Öle und Nahrungsergänzungsmittel zuzuführen.
Ein Hund liegt traurig neben dem Futternapf
Manchmal gestaltet sich die Futterumstellung auf Barfen schwierig und der Hund verweigert das neue Futter. Foto: Unsplash

Fazit zum Barfen

Auf den ersten Blick scheint Barfen sehr aufwendig zu sein. Und auch wenn man nach einiger Zeit die Futterrationen genau kennt, ist der Arbeitsaufwand nicht gering. Der Vorteil ist, man hat, was die Zutaten betrifft, alles in der Hand und kann sich so individuell auf die Bedürfnisse des eigenen Hundes einstellen.

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BARF-Rezepte

Die Mengenangaben sind für einen 20 Kilogramm schweren Hund gedacht.

Sommer-Menü vom Schaf

  • 350g Mix vom kompletten Schaf
  • Sellerie
  • grüner Blattsalat
  • Birne
  • 150g Pastinake fein püriert
  • 1 TL Hanföl
  • Hagebuttenpulver

Wellness-Menü von der Pute

  • 350g Gulasch von der Pute
  • Banane
  • Apfel
  • Feldsalat
  • Möhre
  • 150g Petersilie fein püriert
  • 1 TL Lebertran
  • PerNaturam Kräutergarten 30
  • Seealgenmehl
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Quellen

Themen: #dogslove Nährstoffe
Das beste Hundefutter mit viel Fleisch.
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