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Unterversorgung

Vitamin-D-Mangel beim Hund erkennen und behandeln

Hund bekommt von seinem Besitzer Tabletten gegen Vitamin-D-Mangel
Vitamin-D-Mangel beim Hund zu erkennen und zu behandeln, erfordert Fingerspitzengefühl Foto: Getty Images
Beke Enderstein
Freie Autorin

08.02.2023, 17:45 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Im Gegensatz zum Menschen sind Hunde nicht oder nur unzureichend in der Lage, Vitamin D mithilfe des Sonnenlichtes selbst zu synthetisieren. PETBOOK erklärt, woran Tierbesitzer einen Vitamin-D-Mangel erkennen und wie sich der Vitamin-D-Speicher wieder auffüllen lässt.

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Vitamin D ist ein fettlösliches Vitamin mit hormonähnlicher Wirkung, das auch als Calciferol bezeichnet wird. Der Mikronährstoff ist unverzichtbar für den Knochenstoffwechsel, denn Vitamin D stimuliert die Calciumaufnahme im Darm. Dadurch stehen ausreichend Calcium sowie Phosphor zur Mineralisierung des Skeletts zur Verfügung – für das Knochenwachstum und die Knochenerhaltung. Auch gesunde, mineralisierte Zähne sind auf Vitamin D angewiesen. Hunde sind, im Gegensatz zu Menschen, wenig in der Lage, Vitamin D selbst zu generieren. Daher ist eine ausreichende Zufuhr über das Futter essenziell, um das Risiko eines Vitamin-D-Mangels beim Hund auszuschließen. Zudem benötigen auch die natürlichen Abwehrkräfte des Hundes ausreichend Vitamin D, da es ein unverzichtbarer Mikronährstoff für die Abwehrzellen des Immunsystems ist.

Ursachen eines Vitamin-D-Mangels

Da der Hund mit dem Futter vor allem Vitamin D3 als Vorstufe von Calciferol aufnimmt, muss das Provitamin im Körper zunächst aktiviert und zur Speicherform umgewandelt werden. Dafür sind verschiedene Prozesse im Leber- und Nierenstoffwechsel verantwortlich. Leidet der Hund unter Funktionsstörungen von Leber und Nieren, kann es zu Problemen beim Vitamin-D-Haushalt – und in Folge zu einem Vitamin-D-Mangel – kommen. Auch eine falsche, zu einseitige Fütterung kann zu einer unzureichenden Versorgung an Vitamin D führen.

Symptome eines Vitamin-D-Mangels bei Hunden

Infolge eines Vitamin-D-Mangels kann es zu verschiedenen Erkrankungen beim Hund kommen, die folgende Symptome auslösen können:

  • herabgesetzte Abwehrkräfte (wiederkehrende Infekte)
  • verringerter Bewegungsdrang, Hund wirkt lustlos
  • Lahmheit
  • Fehlhaltungen
  • Schwellung des Ellenbogengelenks und charakteristischer Gliedmaßenstellung (das Ellenbogengelenk wird einwärts gedreht, Pfote und Unterarm nach außen gestellt) können auf eine Rachitis aufgrund des Mangels hinweisen
  • Zahnprobleme

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Mögliche Folgen eines Vitamin-D-Mangels beim Hund

Ein ausgeprägter Vitamin-D-Mangel kann zu einer Knochenerweichung (Osteomalazie) und zu brüchigen Knochen (Osteoporose) führen. Besonders riskant ist eine Unterversorgung mit Calciferol für heranwachsende Hunde: Es kommt zu einer Rachitis – eine Knochenerkrankung, die sich in Form von charakteristischen Knochenverformungen zeigt.

Auf Ebene des Immunsystems kann es bei einer Unterversorgung mit Vitamin D zu einer eingeschränkten Bildung von Abwehrzellen und somit zu einer erhöhten Infektanfälligkeit kommen. Forschungsarbeiten konnten zudem zeigen, dass Tiere mit einer Babesiose-Infektion („Hundemalaria“) einen deutlich geringeren Vitamin-D-Spiegel als gesunde Hunde aufwiesen – vermutlich aufgrund der entzündlichen Prozesse während des Krankheitsverlaufs, aber möglicherweise auch infolge eines niedrigen Vitamin-D-Status vor der Erkrankung.1

In anderen Studien wurden Zusammenhänge zwischen niedrigen Vitamin-D-Spiegeln und chronischen Nierenerkrankungen sowie Krebs (u. a. Brusttumore) beobachtet. Zusätzlich zeigten kranke Hunden in Tierkliniken deutlich niedrigere Vitamin-D-Konzentrationen im Serum als gesunde Hunde.2, 3

Wie hoch ist der Vitamin-D-Bedarf für Hunde?

  • Erwachsene Hunde benötigen täglich 10 I.E. (0,25 µg) Vitamin D pro Kilogramm Körpermasse.
  • Trächtige Hündinnen und heranwachsende Welpen und Junghunde haben einen Mehrbedarf an Vitamin-D: Als Orientierung gilt die doppelte Menge an Vitamin D, sodass Besitzer entweder ein spezielles Alleinfuttermittel für trächtige Hündinnen oder Welpen kaufen oder ein konventionelles Futter mit Vitamin D anreichern müssen.

Wichtig: Zur individuellen, optimalen Vitamin-D-Versorgung ist ein Tierarzt der richtige Ansprechpartner.

So kann man einem Vitamin-D-Mangel beim Hund vorbeugen und behandeln

Hat man bei seinem Tier einen Vitamin-D-Mangel erkannt oder will ihm vorbeugen, gibt es verschiedene Möglichkeiten.

Hochwertiges Hundefutter wählen

Zunächst sollten Hunde nur mit einem qualitativ hochwertigen Hundefutter gefüttert werden, welches in Kooperation mit Tierärzten entwickelt wurde. Der Grund: Nur ein streng kontrolliertes Alleinfuttermittel kann Hunde mit allen wichtigen Nährstoffen in optimaler Menge versorgen.

Im Gegensatz dazu enthalten einige Futtermittel nicht nur fragliche Zusatzstoffe wie Zucker, künstliche Zusätze und billige Füllstoffe, sondern auch Gehalte an Mikronährstoffen, die nicht artgerecht sind. Diesbezüglich können Vitamine und Co. entweder zu niedrig oder zu hoch dosiert sein. Dadurch kann es zu einem Nährstoffmangel – oder auch zu einer riskanten Überversorgung – kommen.

Hundefutter gezielt mit Lebensmitteln anreichern, die Vitamin D enthalten

Wer seinem Hund die Mahlzeiten (gelegentlich) selbst zubereitet, kann das Hundefutter gezielt mit Vitamin-D-Quellen anreichern – ein ausreichendes Wissen über eine gesunde Hundeernährung vorausgesetzt. Zum Beispiel muss beim Barfen, bei einseitiger Ernährung aufgrund einer Futterunverträglichkeit und bei vegetarisch bzw. vegan ernährten Hunden auf eine ausreichende Versorgung des Hundes mit Vitamin D geachtet werden!

Während sich für BARF-Hunde öfter Fischmahlzeiten und mit Eigelb oder Lachsöl angereichertes Futter anbieten, eignen sich für vegetarisch gefütterte Hunde in natürlicher Form nur Eigelb und gegebenenfalls kleine Portionen an Milchprodukten wie Butter oder Käse als Leckerli. Falls der Hund geringe Mengen an Laktose verträgt.

Weitere Lebensmittel, die Vitamin D enthalten:

  • Lachs, Hering & Makrele
  • Sprotten & Forellen
  • getrocknete Sardinen
  • Eigelb
  • Fischöl & Lebertran
  • Herz, Leber & Niere
  • geringe Mengen an Butter & Käse

Vitamin D als Nahrungsergänzungsmittel

Für rein pflanzlich ernährte Hunde ist es nicht möglich, ausreichend Vitamin D über frische Lebensmittel aufzunehmen. In diesem Fall ist der Hund auf ein hochwertiges, mit synthetischem Vitamin D angereichertes Alleinfuttermittel, auf spezielle Vitamin-Mineralstoff-Flocken oder auf ein Supplement angewiesen. Dafür eignen sich etwa Vitamin-D-Tropfen auf Basis von Kokosöl oder auch Kautabletten.

Da rein pflanzlich gefütterte Hunde allerdings auf die Supplementation verschiedener Mikronährstoffe angewiesen sind, bietet sich ein Multivitamin-Mineral-Supplement in Form von Pulver oder Flocken zur Vollversorgung an. Aber auch Hunde, die mit Fleisch ernährt werden, mit einem diagnostizierten Vitamin-D-Mangel sollten (vorübergehend) in Absprache mit dem Tierarzt mit einem Nahrungsergänzungsmittel versorgt werden.

Jedoch ist bezüglich des Vitamin D aufgrund nicht nur eine unzureichende Versorgung, sondern auch eine Überdosierung von Calciferol (Hyperkalzämie) gefährlich. Wenn sich das fettlösliche Vitamin in Herz, Lunge oder Nieren ablagert und anreichert, kann es für die Tiere gefährlich werden und zu Vergiftungen der Organe führen. Dies sollte man auf keinen Fall riskieren. Daher kommt es vor allem auf eine artgerechte Ernährung an.

Quellen

  1. Rosa, C., Handel, I. et al (2019). Vitamin D status in dogs with babesiosis. Onderstepoort. J Vet Res. 2019 Mar 28;86 (1):e1-e5. DOI: 10.4102/ojvr.v86i1.1644, https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31038320/
  2. Sanchez-Cespedes, R., Fernandez-Martinez, M. D. et al (2018). Vitamin D-Receptor-Expression in der Brustdrüse von Hunden und Beziehung zu klinisch-pathologischen Parametern und Progesteron/Östrogen-Rezeptoren. Vet Comp Oncol. 2018 Mar;16(1):E185-E193. DOI: 10.1111/vco.12371.
  3. Jaffey, A. J., Backus, R. C. et al (2018). Serum vitamin D concentrations in hospitalized critically ill dogs. PLOS ONE March 28, 2018 https://doi.org/10.1371/journal.pone.0194062
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