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Können Hunde uns gezielt täuschen? Neue Studie gibt Antwort

Porträt von grauem Labradoodle auf blauem Hintergrund
Können Hunde uns gezielt täuschen? Eine Studie untersuchte dies anhand zweier Versuche. Foto: Getty Images
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Redaktionsleiterin

20. Juli 2025, 8:03 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Können Hunde bewusst mit uns kommunizieren – oder uns sogar gezielt täuschen? Eine neue Studie der Universität Zürich zeigt: Unsere Vierbeiner passen ihr Verhalten erstaunlich gezielt an. Sie zeigen versteckte Leckerli vor allem dann, wenn der Mensch davon nichts weiß – und führen weniger kooperative Menschen sogar absichtlich auf die falsche Fährte.

Wenn wir jemanden anflunkern, tun wir das meist verbal, indem wir etwa eine Geschichte erfinden. Hunde hingegen manipulieren und täuschen ihr Gegenüber über die Körpersprache. Forschende der Universität Zürich wollten wissen, ob Hunde ihr sogenanntes „Zeigeverhalten“ – also das Wechseln des Blicks zwischen Mensch und einem interessanten Objekt – bewusst anpassen.

In der im Fachmagazin „Frontiers in Psychology“ veröffentlichten Studie zeigte sich: Hunde unterscheiden offenbar genau, wie sich Menschen verhalten – ob sie hilfsbereit oder egoistisch sind – und reagieren entsprechend. Das heißt: Hunde kommunizieren nicht nur spontan, sondern treffen offenbar gezielte Entscheidungen, wie sie sich gegenüber einem Artgenossen oder Menschen verhalten. Eine Erkenntnis, die sowohl für die Wissenschaft als auch für unseren Alltag mit Hund spannende Einblicke liefert. 1

Denken Hunde taktisch – oder handeln sie instinktiv?

Gezielte Kommunikation ist etwas zutiefst Menschliches – wir übermitteln Informationen mit einer klaren Absicht. Auch einige Primaten wie Schimpansen tun das. Aber Hunde? Bisher ging man eher davon aus, dass ihre Hinweise auf Dinge (z. B. durch Blickwechsel) eher reflexhaft oder konditioniert seien.

Doch die Forscher wollten es genauer wissen: Versuchen Hunde tatsächlich, das Verhalten des Menschen aktiv zu beeinflussen, und können sie uns sogar gezielt täuschen? Zwei klug konzipierte Experimente sollten klären, ob Hunde sich abhängig davon verhalten, was ihr Gegenüber weiß oder wie es sich zuvor verhalten hat.

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Zwei Tests, eine spannende Frage: Was denkt mein Hund wirklich?

Insgesamt nahmen 44 Familienhunde an zwei verschiedenen Experimenten teil. Im ersten Test (21 Hunde) wurde untersucht, ob Hunde sich unterschiedlich verhalten, je nachdem, ob ihr Halter beim Verstecken eines Leckerlis anwesend war oder nicht. Der Hund sollte dann durch Blick oder Verhalten zeigen, wo das Futter liegt.

Im zweiten Test (23 Hunde) standen zwei fremde Personen im Fokus: Eine war freundlich und gab dem Hund das Futter, die andere nahm es selbst. In einem vorherigen Training hatten die Hunde gelernt, wer wer ist. Danach wurde geschaut, ob sie je nach Person unterschiedlich „hinzeigten“ – oder sie sogar absichtlich täuschten. Alle Tests wurden per Video dokumentiert und anhand klar definierter Verhaltenskategorien ausgewertet.

Wer hilft mir – und wen lasse ich lieber zappeln?

Die Ergebnisse waren verblüffend. Im ersten Experiment zeigten Hunde deutlich häufiger auf die richtige Stelle, wenn ihr Mensch beim Verstecken nicht dabei war – sie wussten also offenbar, wann Hilfe nötig war. Sie schauten ihre Menschen dann auch intensiver an – ein Zeichen für gesteigerte Kommunikationsversuche.

Noch spannender war das zweite Experiment: Die Hunde unterschieden klar zwischen den beiden fremden Personen. War die hilfsbereite Person anwesend, zeigten sie zuverlässig den Futterort. Stand jedoch die „egoistische“ Person vor ihnen, gaben sie deutlich häufiger falsche Hinweise – teils sogar gezielt auf nur eine leere Box. Dieses Verhalten deutet darauf hin, dass die Hunde im Experiment den Menschen bewusst täuschen. Und: Die Aktivität der Hunde war dabei in beiden Bedingungen gleich, was emotionale Ursachen wie Aufregung oder Frust unwahrscheinlich macht.

Hunde mit Hintergedanken?

Die Studie belegt eindrucksvoll: Hunde zeigen nicht nur etwas – sie überlegen offenbar auch, wem sie was zeigen. Besonders bemerkenswert ist die Fähigkeit zur gezielten Täuschung. Solch ein Verhalten ist bislang fast ausschließlich bei Primaten dokumentiert. Hunde scheinen also mehr zu „denken“ und zu „täuschen“, als viele glauben. Sie berücksichtigen nicht nur unser Verhalten, sondern möglicherweise auch unsere Absichten – ein Hinweis auf sogenannte intentionale Kommunikation.

Für Hundebesitzer bedeutet das: Unsere Vierbeiner verstehen womöglich mehr von uns, als wir meinen. Und sie nutzen dieses Wissen, um sich ihren Alltag mit uns ein wenig zurechtzulegen.

Ergebnisse nicht auf alle Hunde übertragbar

Die Studie überzeugt durch ihre Methodik: klar getrennte Testbedingungen, objektive Auswertung und gute Vergleichbarkeit. Dennoch gibt es Grenzen. Die teilnehmenden Hunde lebten alle in Privathaushalten – ob die Ergebnisse auch für andere Hunde oder bestimmte Rassen gelten, ist noch offen. Auch welchen Einfluss Alter und Geschlecht hatten, wurde nicht erfasst.

Und: Ob Hunde tatsächlich den „Geisteszustand“ eines Menschen erkennen – also wissen, ob dieser etwas weiß oder nicht –, bleibt offen. Die bewusste Irreführung lässt aber vermuten, dass es mehr als reines Konditionsverhalten ist. Emotionale Faktoren wie Frust oder Belohnungserwartung wurden in der Studie sorgfältig ausgeschlossen.

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Kann mein Hund mich täuschen?

Die Studie liefert faszinierende Hinweise darauf, wie vielschichtig Hundeverhalten wirklich ist. Hunde kommunizieren nicht nur – sie entscheiden, wie sie mit uns kommunizieren. Sie zeigen nicht nur versteckte Leckerli, sondern führen uns im Zweifel auch mal absichtlich in die Irre. Das deutet auf eine beeindruckende kognitive Flexibilität hin – und vielleicht sogar auf ein erstes Verständnis für das Denken anderer.

Für den Alltag mit unserem Hund bedeutet das: Wer genau hinschaut, entdeckt vielleicht, dass sein Vierbeiner mehr „mitdenkt“, als man vermutet. Und genau das macht die Beziehung zwischen Mensch und Hund so besonders.

Themen Hundeverhalten Neues aus Wissenschaft und Forschung

Quellen

  1. Heberlein, M. T. E., Oberliessen, L. V., Virányi, Z., Lutonsky, C., Turner, D. C. (2025) „Showing-intentional communication-in dogs (Canis familiaris)“. Front Psychol. Jun 25;16:1608797. doi: 10.3389/fpsyg.2025.1608797. PMID: 40636044; PMCID: PMC12239740. ↩︎

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