
16. Juni 2025, 5:44 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Mit ihrer leuchtenden Rückenzeichnung, ihrer Anpassungsfähigkeit und einem hohen Maß an Aktivität gehört die Zierschildkröte zu den beliebtesten Wasserschildkröten in der Terrarienhaltung. Doch Zierschildkröte ist nicht gleich Zierschildkröte: Vier Unterarten zeigen deutliche Unterschiede in Aussehen, Verbreitung und Haltung – bis hin zur Frage, ob sie überhaupt eine Winterstarre benötigen. Wer sich für diese Art interessiert, sollte also genau hinschauen.
Die Familie der Zierschildkröte Chrysemys picta umfasst vier anerkannte Unterarten, die in Nordamerika beheimatet sind: die Östliche (C. p. picta), Westliche (C. p. bellii), Midland (C. p. marginata) und Südliche Zierschildkröte (C. p. dorsalis), manchmal auch Rückstreifen-Zierschildkröte genannt.
Alle teilen den flachen, glatten Rückenpanzer, doch unterscheiden sich in Färbung, Größe, Lebensraum und sogar biologischen Bedürfnissen. Besonders auffällig ist C. p. dorsalis, die mit ihrem leuchtend roten Mittelstreifen auf dem Rückenpanzer optisch hervorsticht. In der Terraristik tauchen zudem Zuchtformen wie „High Red“ auf, bei denen eine extreme Farbintensität selektiert wird – mit potenziellen Nachteilen durch Überzüchtung. Auch die Frage der Winterstarre wird je nach Unterart kontrovers diskutiert und ist entscheidend für die artgerechte Haltung. Dieses Glossar klärt über alle vier Unterarten auf – wissenschaftlich fundiert, kompakt und differenziert.
Herkunft
Die Zierschildkröte ist eine in ganz Nordamerika verbreitete Art, deren vier Unterarten geografisch klar abgegrenzt sind.
- Chrysemys picta picta (Östliche Zierschildkröte) ist entlang der Atlantikküste der USA verbreitet, von Kanada bis nach Georgia.
- Chrysemys picta bellii (Westliche Zierschildkröte) bewohnt die zentralen Präriegebiete, etwa vom kanadischen Saskatchewan bis zu den Great Plains der USA.
- Chrysemys picta marginata (Midland-Zierschildkröte) lebt im nordöstlichen Binnenland der USA, insbesondere in den Großen Seen-Regionen.
- Chrysemys picta dorsalis (Südliche Zierschildkröte) hat ein deutlich südlicheres Verbreitungsgebiet in den USA, vor allem in Alabama, Mississippi und angrenzenden Regionen.
Die Art konnte sich durch hohe ökologische Anpassungsfähigkeit in vielen Süßwasserlebensräumen etablieren: von ruhigen Teichen bis zu schwach fließenden Flüssen. Historisch gesehen ist Chrysemys picta eine der ältesten bekannten Schildkrötenarten Nordamerikas mit fossilen Belegen aus dem Pliozän. In Europa wurde sie über den Heimtierhandel eingeführt, wobei C. p. dorsalis und C. p. bellii heute am häufigsten in Terrarien vorkommen.
Die Zierschildkröte fällt nicht unter das Washingtoner Artenschutzabkommen. Allerdings sollte man sie nur aus verantwortungsvoller Nachzucht beziehen und sich die Herkunft auch vom Züchter bestätigen lassen. Denn es besteht Verwechslungsgefahr mit den Buchstabenschildkröten, die in Europa als invasiv gelten und nur unter Auflagen gehalten werden dürfen. Auch wenn die Haltung nicht meldepflichtig ist, sollten Halter doch über die nötige Sachkunde zur Haltung der anspruchsvollen Reptilien verfügen.
Aussehen
Alle vier Unterarten besitzen einen flachen, glatten Rückenpanzer (Carapax), doch ihre Farbgebung unterscheidet sich markant:
- C. p. picta zeigt einen olivgrünen bis schwarzbraunen Panzer mit gelblichen Streifen am Kopf und Rücken, meist ohne auffällige Rückenzeichnung.
- C. p. bellii fällt durch ihre orange-rote Bauchpanzerung (Plastron) auf, die häufig mit dunklen Mustern versehen ist. Sie ist die größte Unterart und erreicht Panzerlängen bis 25 cm.
- C. p. marginata besitzt eine bräunliche Panzerfärbung mit einem angedeuteten hellen Rückenstreifen. Der Bauch ist blassgelb bis orangefarben, oft mit symmetrischen Flecken.
- C. p. dorsalis ist die kleinste Unterart und besonders auffällig durch den leuchtend roten Mittelstreifen auf dem Carapax. Diese Linie zieht sich vom Nacken bis zum Schwanzende und ist ein sicheres Erkennungsmerkmal.
Zuchtformen wie die „High Red“-Linie von C. p. dorsalis weisen eine besonders intensive Rotfärbung auf – teilweise genetisch selektiert, was zu Diskussionen über potenzielle Einschränkungen der Robustheit führt. Manche sprechen hier auch von einer Qualzucht, da durch die unnaturliche Selektion ein Hang zu bestimmten Krankheiten vorkommen kann.
Verhalten
Zierschildkröten gelten als äußerst lebhaft, neugierig und sozial verträglich gegenüber Artgenossen. Sie zeigen eine hohe Aktivitätsbereitschaft, besonders beim Sonnenbaden, Schwimmen oder Erkunden ihres Lebensraums.
Bei regelmäßiger Pflege und ausreichend großem Lebensraum zeigen sie wenig Scheu vor Menschen. Eine direkte Bindung wie bei manchen Säugetieren ist jedoch nicht zu erwarten – Zierschildkröten bleiben eher beobachtende Tiere.
Innerartlich kann es gelegentlich zu Territorialverhalten kommen, besonders in zu kleinen Becken. Eine geschlechtergemischte Haltung ist möglich, sollte aber gut überwacht werden.
Richtige Haltung & Pflege
Die Haltung der Zierschildkröte hängt stark von der Unterart ab:
- C. p. picta, belli und marginata benötigen zwingend eine Winterstarre von ca. 10–12 Wochen bei Temperaturen zwischen 4–8 °C.
- C. p. dorsalis hingegen kommt aus wärmeren Gebieten und darf keine Winterstarre durchlaufen – hier droht Lebensgefahr durch Unterkühlung.
Für alle Unterarten gilt: ein ausreichend großes Aquaterrarium mit mindestens 120 × 60 cm Grundfläche, Wärmelampe (Baskingspot), UVB-Lichtquelle, Landbereich und hochwertiger Filtertechnik ist Pflicht. Die Wassertemperatur sollte je nach Art 22–26 °C betragen.
Die Pflege umfasst regelmäßigen Wasserwechsel, Kontrolle der Temperaturzonen und Beobachtung des Gesundheitszustands. Sonnenbäder sind essenziell – im Sommer ist auch eine Haltung im gesicherten Freigehege möglich.
Klassisches Training dagegen ist bei Zierschildkröten kaum möglich, jedoch lassen sich gewisse Routinen konditionieren – etwa das Erkennen von Fütterungszeiten. Beschäftigung erfolgt primär durch eine abwechslungsreiche Beckengestaltung: Steine, Wurzeln, Pflanzen, Sonnenplätze und unterschiedliche Wassertiefen fördern das natürliche Verhalten. Ein besonderes Highlight: Futtersuchspiele mit versteckten Futterstücken regen die Sinne an. Auch gelegentliches Freischwimmen im kontrollierten Außenbereich sorgt für Abwechslung.
Ernährung
Zierschildkröten sind omnivor, benötigen jedoch je nach Alter unterschiedliche Schwerpunkte. Jungtiere bevorzugen tierische Kost wie Insektenlarven, Fischstücke oder Garnelen. Erwachsene Tiere nehmen verstärkt pflanzliche Nahrung auf – etwa Wasserpflanzen, Salate oder Wildkräuter.
Fertigfutter kann ergänzend verwendet werden, sollte aber keine Hauptnahrungsquelle sein. Ein ausgewogenes Kalzium-Phosphor-Verhältnis (z. B. durch Sepiaschalen oder spezielle Reptilienpräparate) ist wichtig für die Panzerentwicklung. Zwei bis drei Fütterungen pro Woche sind für erwachsene Tiere ausreichend.
Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten
Häufige Gesundheitsprobleme sind:
- Panzererweichung (Rachitis) durch UVB-Mangel
- Atemwegserkrankungen, häufig durch falsche Temperaturen
- Parasitenbefall bei Wildfängen oder unsachgemäßer Hygiene
Besonders bei überzüchteten Linien wie „High Red“ (C. p. dorsalis) können Immunschwächen auftreten. Eine regelmäßige tierärztliche Kontrolle (inkl. Kotuntersuchung) ist empfohlen.
Fehler bei der Winterstarre – entweder zu lang, zu kalt oder bei der falschen Unterart – zählen zu den häufigsten Haltungsfehlern mit teils tödlichen Folgen.

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Die Zierschildkröte im Überblick
- Wissenschaftlicher Name: Chrysemys picta mit vier Unterarten
- Größe: je nach Unterart 13–25 cm
- Charakter: aktiv, neugierig, beobachtend
- Besonderheiten: C. p. dorsalis mit rotem Rückenstreifen
- Haltung: Aquaterrarium mit UVB und Sonnenplatz
- Winterstarre: nur picta, belli, marginata – nicht bei dorsalis!
- Ernährung: omnivor, mit Altersfokus auf tierisch (jung) bzw. pflanzlich (adult)