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Versteckt sich im Sand

Warum dieser Fisch das giftigste Tier Deutschlands ist – und wie man sich und seine Tiere schützt

Ein Petermännchen auf dem Meeresgrund
So gut sichtbar ist der keulenförmige Körper des Petermännchens leider nicht immer – was schon zu so manchem schmerzhaften Stich geführt hat Foto: picture alliance / blickwinkel/F. Hecker | F. Hecker
Louisa Stoeffler
Redakteurin

30. Juni 2025, 17:42 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Sein Name klingt harmlos – doch wer dem Petermännchen barfuß zu nahe kommt, erlebt schnell schmerzhafte Folgen. Wie Badegäste und Hundehalter achtsam bleiben und unangenehme Begegnungen vermeiden können.

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Der niedlich klingende Name Petermännchen (Trachinus draco) täuscht über die Gefährlichkeit des Fisches hinweg. Der bis zu 40 Zentimeter lange Bewohner von Nord- und Ostsee zählt zu den giftigsten Meeresbewohnern Europas. Besonders heimtückisch wirkt eine spezielle Jagdangewohnheit des Fisches: Er vergräbt sich fast vollständig im Sand oder Schlick – lediglich seine Augen sind zu erkennen. Kommen ihm menschliche Füße oder buddelnde Hundepfoten bei seiner Jagd auf Garnelen, Grundeln und Würmer zu nahe, wird es schmerzhaft. Damit wird er zur unsichtbaren Gefahr für Urlauber und Hunde, die durch flaches Wasser gehen oder am Strand nach ihnen buddeln.

Woher das Petermännchen seinen Namen bekam

Wie die Schutzstation Wattenmeer in ihrem Infoblatt zum Petermännchen berichtet, trägt er diesen angeblich zu Ehren von Petrus, dem biblischen Schutzheiligen der Fischerei. Auf Niederländisch heißt er auch „Pieterman“, was von den deutschsprachigen Fischern übernommen wurde. Die Nordseefischer warfen diesen Fisch stets zurück ins Meer. Sie taten dies allerdings mit größter Vorsicht.

Doch auch um das Schweriner Schloss rankt sich eine Legende um das Petermännchen, wie die Stadt auf ihrer Website schreibt. Demnach habe dort, wo heute das Schloss aufrage, einst die Tempelburg eines heidnischen Gottes gestanden, der in der ganzen Umgebung verehrt wurde. Dieser sei, während christliche Missionare durchs Land zogen, in den Tiefen des Weltmeeres verschwunden. Dabei habe er jedoch seine Diener, die Geister, zurückgelassen. Das Petermännchen – ein finster dreinblickender Kobold – sei das Einzige gewesen, das auf seinem alten Platz ausharrte.

Petermännchen wartet im Sand auf Beute – nicht auf Füße

Das Petermännchen (Trachinus draco) ist also ein sagenumwobener, aber oft missverstandener Meeresbewohner. Mit bis zu 40 Zentimetern Länge gehört es zu den giftigsten Fischen Europas – dennoch ist es kein Angreifer. Im Gegenteil: Der barschartige Fisch gräbt sich im Sand oder Schlick fast vollständig ein, um sich zu verstecken und Beute zu erwarten. Nur die Augen des Lauerjägers schauen noch heraus.

Dass es in den Sommermonaten vermehrt zu Zwischenfällen kommt, liegt daran, dass die Tiere dann zum Laichen ins flache Wasser ziehen – genau dorthin, wo auch viele Menschen baden, durchs Watt laufen oder Hunde versuchen, die Fische auszubuddeln.

Die Gefahr geht von den Stacheln an der ersten Rückenflosse und am Kiemendeckel aus. Diese beinhalten ein Eiweißgift, das bei Berührung durch die Haut in den menschlichen Körper gelangt. Wird es versehentlich bedrängt oder getreten, richtet es die Flossen auf – eine natürliche Schutzreaktion. Für Urlauber kann dies allerdings schmerzhaft enden. Dabei stößt es neben Dracotoxin aber auch viel Serotonin und Histamin aus, wie die Schutzstation Wattenmeer in ihrem Infoblatt zum Petermännchen berichtet.

Wie man sich und seinen Hund vor dem Petermännchen schützt

Dabei verursacht das Gift starke Schmerzen, Schwellungen und in Einzelfällen auch Kreislaufprobleme. In extremen Fällen kann es durch das Histamin im Giftcocktail des Petermännchens zu einem allergischen Schock oder Herzstillstand kommen. Bestätigte Todesfälle gibt es bislang jedoch keine.

Ein Stich kann beim Hund ebenfalls zu starken Schmerzen, Schwellungen, Lahmheit oder Kreislaufproblemen führen. Zeigt das Tier plötzlich auffälliges Verhalten, winselt, lahmt oder leckt sich auffällig die Pfote, sollte schnell ein Tierarzt aufgesucht werden.

Wer auf Nummer sicher gehen will, trägt Badeschuhe. Sie schützen nicht nur vor Schnittverletzungen durch Muscheln, sondern auch vor einem unbeabsichtigten Kontakt mit dem Petermännchen. Besonders gefährdet sind Wattwanderer sowie Angler, die den Fisch versehentlich mit dem Netz oder an der Angel einholen.

Auch für Hunde kann man Vorsorge tragen. Denn Petermännchen halten sich bevorzugt in flachen Küstengewässern auf – also genau dort, wo Hunde gerne planschen oder graben. Deshalb sollten Hunde in knöcheltiefem Wasser nicht unbeaufsichtigt herumlaufen. Denn beim Graben mit den Vorderpfoten kann es versehentlich aufgeschreckt und der Hund gestochen werden. Auch für Hunde könnten sich daher Schuhe lohnen, die die empfindlichen Pfoten schützen können – so etwa auch vor heißem Sand, Muscheln, Glasscherben oder auch Steinen am Strand. Will der Hund jedoch unbedingt buddeln, sollte man sich vorab über das Vorkommen von Petermännchen an bestimmten Stränden informieren.

Erste Hilfe bei Petermännchen-Stich

Ein Stich sollte zügig behandelt werden: Die Stacheln entfernen, die betroffene Stelle erhitzen – etwa mit heißem Wasser oder einem Anti-Mücken-Stick – und anschließend kühlen. Als eine effektive Behandlungsmethode hat sich die Temperatur-Schock-Methode erwiesen.

Dies wurde in einer Studie von 2013 belegt, die herausfand, dass viele marine Gifte hitzeempfindlich sind. Durch das Eintauchen der betroffenen Stelle in heißes Wasser (idealerweise zwischen 43 °C und 45 °C) kann das Gift inaktiviert und der Schmerz gelindert werden. Diese Methode wird insbesondere bei Stichen von Petermännchen, aber auch bei Verletzungen durch andere giftige Meeresbewohner wie Steinfische oder Stachelrochen empfohlen. 1

Im Gegensatz zum Menschen ist eine Temperatur-Schock-Behandlung beim Hund jedoch riskant. Stattdessen sollte bei Verdacht auf einen Stich sofort tierärztliche Hilfe eingeholt werden – besonders, wenn allergische Reaktionen auftreten.

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Fazit

Das Petermännchen ist kein aggressives Tier, sondern schützt sich nur instinktiv vor Bedrohung. Wer achtsam ist und einfache Schutzmaßnahmen beachtet, kann problemlos mit dem faszinierenden Meeresbewohner koexistieren – und schützt sich und seine Haustiere vor schmerzhaften Stichen.

Themen Fische

Quellen

  1. Schmitt, C., & De Haro, L. (2013). Clinical Marine Toxicology: A European Perspective for Clinical Toxicologists and Poison Centers. Toxins, 5(8), 1343–1352. ↩︎

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