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Bedrohte Bilchart

Gartenschläfer zum Gartentier des Jahres gewählt – warum das ein wichtiges Zeichen ist

Gartenschläfer (Eliomys quercinus) bei der nächtlichen Futtersuche im Wald
Trotz seines Namens ist der Gartenschläfer in heimischen Gärten längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Foto: picture alliance / imageBROKER | alimdi / Arterra / Johan De Mees
Dennis Agyemang
Redakteur

4. Juni 2025, 16:14 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Er kommt nachts, trägt eine Zorro-Maske und frisst Schnecken: Der Gartenschläfer ist nicht nur ein geschickter Kletterer, sondern auch ein schützenswerter Bewohner naturnaher Gärten. Mit fast 40 Prozent der Stimmen hat er nun den Titel „Gartentier des Jahres 2025“ gewonnen – und macht damit auf eine stille Krise aufmerksam.

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Mit 39,7 Prozent der Stimmen wurde der Gartenschläfer zum Gartentier des Jahres 2025 gewählt. Die Heinz Sielmann Stiftung möchte damit auf die Gefährdung des Bilchs und den Wert naturnaher Gärten aufmerksam machen. Zuerst berichteten unsere Kollegen von myHOMEBOOK (gehört wie PETBOOK ebenfalls zu Axel Springer).

Klarer Wahlsieg für den Gartenschläfer

Bei der diesjährigen Wahl zum Gartentier des Jahres hat sich der Gartenschläfer (Eliomys quercinus) deutlich durchgesetzt: 3648 der insgesamt 9181 abgegebenen Stimmen entfielen auf den kleinen nachtaktiven Bilch – das entspricht 39,7 Prozent. Damit ließ er seine Mitbewerber wie den Sperber (1713 Stimmen) und die Garten-Bänderschnecke (1361 Stimmen) weit hinter sich. Weitere Kandidaten waren der Grasfrosch (1212 Stimmen), die Totenkopfschwebfliege (819 Stimmen) und der Streckfuß (428 Stimmen).

„Der Gartenschläfer ist mittlerweile selten geworden und gilt in Deutschland als stark gefährdet. Umso erfreulicher ist, dass er als frisch gewähltes „Gartentier des Jahres 2025“ nun besondere Aufmerksamkeit bekommt. Mit seinem markanten Aussehen und seiner nachtaktiven Lebensweise ist er ein toller Botschafter für die oftmals verborgene Artenvielfalt in unseren Gärten. Wer seinen Garten naturnah und strukturreich gestaltet, kann viel Gutes für den kleinen Nager mit der Zorro-Maske und viele andere Arten tun“, erklärt Florian Amrhein, Pressesprecher der Heinz Sielmann Stiftung.

Ein heimlicher Gartenbewohner mit speziellen Ansprüchen

Der Gartenschläfer gehört zur Familie der Bilche und ist in erster Linie nachtaktiv. Charakteristisch ist seine auffällige schwarze Gesichtszeichnung, die an eine Zorro-Maske erinnert. Sein buschiger Schwanz und seine Kletterkünste machen ihn zu einem wendigen Bewohner von Bäumen, Sträuchern und Gebüschen.

Typische Rückzugsorte des Gartenschläfers sind Baumhöhlen, Totholzansammlungen, Nistkästen sowie Steinhaufen oder Laubhaufen. Wichtig ist, dass diese Verstecke ruhig und geschützt sind – denn dort verbringen die Tiere nicht nur den Tag, sondern halten auch ihren langen Winterschlaf, der in Mitteleuropa meist von Oktober bis April dauert.

Gefährdung und Lebensraumverlust

Trotz seines Namens ist der Gartenschläfer in heimischen Gärten längst keine Selbstverständlichkeit mehr. Ursprünglich weit verbreitet in Süd- und Mitteldeutschland, kommt er heute nur noch in bestimmten Regionen wie dem Rheintal, Moseltal, Taunus, Schwarzwald oder Harz vor. Laut Roter Liste ist er in Deutschland „stark gefährdet“.

Dehner Nagerschlafhaus

ca. 26 x 19.5 x 16 cm – Holz

Sein Rückgang hängt eng mit dem Verlust strukturreicher Lebensräume zusammen. Die intensive Forstwirtschaft, zunehmende Versiegelung von Flächen und der Rückgang naturnaher Gartenstrukturen schränken seine Lebensmöglichkeiten massiv ein. Auch das schwindende Angebot an Insekten – seiner Hauptnahrungsquelle – wirkt sich negativ auf seine Bestände aus. Übrig geblieben sind häufig kleine, isolierte Populationen, deren Überleben gefährdet ist.

Wertvoller Nützling im Garten

Als Allesfresser ernährt sich der Gartenschläfer unter anderem von Insekten, Schnecken, Würmern, Eiern, Früchten und kleinen Wirbeltieren. Damit trägt er zur Regulierung von Beständen bei und unterstützt das ökologische Gleichgewicht in naturnahen Gärten. Seine Anwesenheit ist also ein Hinweis auf gesunde Gartenstrukturen.

Wer dem Gartenschläfer helfen möchte, sollte im Garten auf Vielfalt setzen: Sträucher, alte Obstbäume, Totholz, Laub- und Steinhaufen bieten ihm wertvolle Unterschlüpfe. Wichtig ist auch der Verzicht auf Pestizide und insbesondere auf Rattengift, da dieses über die Nahrungskette auch ihn gefährden kann. Jede Maßnahme, die einen „wilden Winkel“ erhält, kommt nicht nur dem Gartenschläfer, sondern vielen anderen Arten zugute.

Winterschlaf in sicherer Umgebung

Die Tiere verschlafen die kalten Monate in Nestern, die sie oft in Baumhöhlen oder geeigneten Nistkästen anlegen. In Siedlungsgebieten nutzen sie aber auch unbewohnte Ferienhäuser, Scheunen oder dichte Gebüsche. Entscheidend für ihr Überleben im Winter ist ein stabiler Rückzugsort, der vor Feinden, Kälte und Temperaturschwankungen schützt.

Auch die Deutsche Wildtier Stiftung warnt davor, den Gartenschläfer zu unterschätzen: Seit 30 Jahren schrumpft sein europäisches Verbreitungsgebiet – in manchen Regionen um bis zu 50 Prozent. Ursachen sind offene Regentonnen, Katzen, Giftstoffe oder einfach das Fehlen geeigneter Unterschlüpfe.

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Bürgerwahl für Artenvielfalt

Seit 2010 ruft die Heinz Sielmann Stiftung zur Wahl des „Gartentiers des Jahres“ auf. Die Aktion soll das Bewusstsein für die biologische Vielfalt im Garten stärken. Die zur Wahl stehenden Tierarten werden von einem Fachgremium vorgeschlagen, die endgültige Entscheidung trifft das Publikum. In diesem Jahr konnte jeder naturinteressierte Mensch in Deutschland, Österreich und der Schweiz zwischen dem 8. April und dem 3. Juni 2025 online abstimmen.

„Wer bei der Gartentierwahl abstimmt, bringt nicht nur seine persönliche Sympathie für Tiere zum Ausdruck, sondern bekennt auch ein echtes Interesse daran, unsere Natur zu schützen und Lebensräume zu bewahren“, so Amrhein.

Mit dem Gartenschläfer als diesjährigem Sieger wird eine Tierart ins Rampenlicht gerückt, die bisher nur selten gesehen, aber für naturnahe Gärten von großer Bedeutung ist. Allerdings ist dies nicht der einzige Preis, den der kleine Bilch bereits einheimsen konnte. 2023 wurde er bereits zum Wildtier des Jahres ernannt, wie PETBOOK damals berichtete.

Themen Heimische Wildtiere

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