
17. Juli 2025, 13:47 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
„Der weiße Hai“ gehört zu den Filmklassikern schlechthin und ist wahrscheinlich auch dafür verantwortlich, dass viele die Raubfische für blutrünstige, menschenfressende Jäger halten. Schon der Anblick des mit langen Zähnen besetzten Mauls auf dem Filmplakat sorgt für Gänsehaut. Doch was viele nicht wissen: Inspiration für die Zeichnung war kein Weißer Hai.
Eines der ikonischsten Plakate der Filmgeschichte wurde von dem Grafiker Roger Kastel entworfen. Dafür erhielt er von den beiden Produzenten Richard D. Zanuck und David Brown Anweisungen, was auf dem Poster zu sehen sein sollte: ein Hai, ein Schwimmer und ein Hinweis auf den Ort – die fiktive Stadt Amity Island. Kastel erhielt dafür Zugang zu einigen frühen Standbildern sowie einem Rohschnitt des Films. Dies sollte dem Künstler ein Gefühl für den Ton, den visuellen Stil und die Themen von „Der weiße Hai“ geben.1
Als Inspiration betrachtete Kastel Hai-Präparate im Naturkundemuseum
Kastel wollte sich aber auch von echten Haien Inspiration holen. Dafür besuchte er das American Museum of Natural History, das über eine erstaunlich große Sammlung an verschiedenen, konservierten Haien verfügt. Ein Exemplar schien es Kastel besonders angetan zu haben, denn es wurde Hauptinspiration für seinen finalen Entwurf des Filmplakats. Allerdings handelte es sich nicht um einen Weißen Hai, sondern um einen Kurzflossen-Mako (Isurus oxyrinchus). Diese Haiart ist nicht nur die schnellste, sondern steht dem Weißen Hai auch im furchterregenden Aussehen in nichts nach.
Das Maul ist mit langen, krummen Zähnen besetzt, die in mehreren Reihen hintereinander stehen. Biologen nennen das auch „Revolvergebiss“: Bricht ein Zahn ab, schiebt sich gleich der nächste nach, wie bei Kugeln eines Revolvers. Es gibt dem Kurzflossen-Mako ein besonders gruseliges Aussehen.
Exemplar noch heute im Museum
Das Exemplar, das Roger Kastel zum Filmposter für „Der weiße Hai“ inspirierte, liegt übrigens immer noch im Museum. Ryan Thoni, kuratorischer Mitarbeiter der Ichthyologie (Fischkunde), zeigt das berühmte Präparat auf dem Instagram-Kanal des American Museum of Natural History. Kastel soll Fotos von verschiedenen Hai-Präparaten genommen haben – darunter das des Kurzflossen-Makos, der am Ende das Filmplakat zierte.
Mit einer Geschwindigkeit von 70 Kilometern pro Stunde gelten diese Haie als die schnellsten der Welt und können sogar bis zu sechs Meter hohe Sprünge vollbringen – eine für Haie seltene Fähigkeit. Erwachsene Tiere erreichen eine Länge von über vier Metern und ein Gewicht von über 500 Kilogramm. Kurzflossen-Makos kommen in allen Ozeanen der tropischen bis subtropischen Bereiche vor und schwimmen vor allem an der Meeresoberfläche. 2
Sind Kurzflossen-Makos für Menschen gefährlich?
Der Kurzflossen-Mako frisst am liebsten Schwertfische, Thunfische, Makrelen und andere Haie. Seine breiten, dreieckigen Zähne, die wahrscheinlich mit ausschlaggebend für die Inspiration des Filmplakats zu „Der weiße Hai“ waren, erleichtern es ihm, Beute zu zerlegen. Potenziell ist diese Haiart auch für Menschen gefährlich. So starben 2022 zwei Frauen nach dem Angriff eines Kurzflossen-Makos in Ägypten, wie unter anderem der „Spiegel“ damals berichtete.
Allerdings wurden laut dem International Shark Attack File, der weltweit einzigen wissenschaftlich dokumentierten, umfassenden Datenbank aller bekannten Haiangriffe, bisher nur neun Bisse von Kurzflossen-Makos gelistet. Zum Vergleich: Für den weißen Hai sind es 354 „unprovozierte“ Angriffe ohne vorherigen Kontakt zum Tier – 57 davon mit tödlichem Ausgang.

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Menschen sind die größere Bedrohung für Haie
Müssen wir uns jetzt also nicht vor dem Weißen Hai, sondern auch vor dem Kurzflossen-Mako fürchten? Eher nicht! Denn zum einen sind beide Haiarten eher scheu und vermeiden den Kontakt zu Menschen. Zu anderen gilt wie bei vielen anderen Haiarten auch hier: Der Mensch ist die größere Bedrohung. Denn durch Überfischung wurden die Populationen von Makohaien in allen Ozeanen massiv reduziert. Dazu kommt, dass Kurzflossen-Makos eine niedrige Fortpflanzungsrate haben und vielerorts als Delikatesse gelten – vor allem ihre Flossen. Im Mittelmeer ist die Art daher bereits vom Aussterben bedroht. 3