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Wehrhafte Wasservögel

Darum sind Schwäne manchmal so aggressiv  

Ein Schwan richtet sich drohend auf und bedroht aggressiv einen Hund
Wenn ein unangeleinter Hund einem Schwan zu nahe kommt, kann es leicht zu einem Angriff kommen Foto: Getty Images / lvdesign77
Porträt Manuela Bauer
Freie Autorin

22.07.2023, 16:46 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Höckerschwäne sind beeindruckende, elegante Wasservögel. Allerdings können Schwäne auch aggressiv werden, wenn jemand unversehens in ihr Territorium eindringt. Was man beachten sollte.

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Elegant gleiten sie über den See und beeindrucken uns mit ihrem prächtigen weißen Federkleid, dem langen Schwanenhals und ihrer grazilen Haltung. Aber wehe, sie fühlen sich oder ihren Nachwuchs bedroht, dann richten sich Schwäne auf, breiten ihre mächtigen Flügel aus und gehen aggressiv mit ihrem Schnabel auf den vermeintlichen Eindringling los. Warum das nicht ungefährlich ist, und wie man sich bei einem Angriff richtig verhält, erklärt PETBOOK.

Wo kann man in Deutschland auf Höckerschwäne treffen?

Zunächst waren Höckerschwäne, die ihren Namen aufgrund des schwarzen Höckers über dem Schnabel bekamen, bei uns nicht heimisch. Ursprünglich stammen sie aus dem nördlichen Europa, rings um das Schwarze Meer, sowie aus Kleinasien und China. Die Schwäne, die man in Westeuropa antrifft, waren vermutlich nie heimisch, sondern stammen von ausgewilderten, ausgesetzten oder entlaufenen Tieren.

In Deutschland leben ca. 30.000 Höckerschwäne (Cygnus olor) auf vielen Teichen, Seen, Flüssen in Parks oder in geschützten Meeresbuchten. Sie sind die am häufigsten vorkommende Art, die zur Familie der Entenvögel gehört. Seit dem 16. Jahrhundert werden sie auch in halbdomestizierter menschlicher Obhut gehalten. Zudem werden die Wasservögel zwischen November und Februar bejagt. Trotzdem sind ihre Populationen stabil – aber besonders gut auf Menschen zu sprechen sind sie meist nicht.

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Wie erkennt man, ob ein Schwan aggressiv wird?

Ihr Aussehen wirkt etwas bizarr und unausgewogen, kann aber auch recht bedrohlich wirken, wenn die Tiere angreifen. Ausgewachsene Schwäne besitzen einen mächtigen Körper, der bis zu 160 cm erreicht und einen langen schlangenförmigen Hals, den sie häufig S-förmig gebogen tragen. Während der Balz dringen aus dem Hals harte Laute, nach der Begattung schnattern sie gurgelnd vor sich oder pfeifen. Der überdimensional lange Hals ist aber vor allem praktisch, wenn sie auf der Suche nach Nahrung unter Wasser am Boden gründeln. Allerdings geben die Tiere auch fauchende Laute von sich, wenn sie Eindringlinge in ihrem Territorium ausmachen.

Dank ihrer majestätischen Flügel mit einer Spannweite von bis zu 240 cm zählen sie zu den schwersten flugfähigen Wasservögeln, die es gibt. Gehen sie zur Verteidigung ihres Reviers über, richten sie sich zur vollen Größe auf und breiten die Flügel aus. Die vermeintlichen Fluggeräusche von Höckerschwänen klingen metallisch und sind unverwechselbar. Hört man sie hinter sich, ist also Vorsicht geboten.

Beginnt die Brutzeit, verteidigen Schwäne aggressiv ihre Eier

Die reinen Vegetarier verbringen ihr ganzes Leben mit einem Partner und pflanzen sich zum ersten Mal mit drei oder vier Jahren fort. Das Nest wird vor der Brutzeit im März in nur zehn Tagen auf einer Insel oder in der Nähe eines seichten Gewässers von Männchen und Weibchen gebaut. Die großen Nester, die aus Schilf, Rohr und Reisern bestehen, können ein Gelege von bis zu zwölf Eier beherbergen.

Während meist das Weibchen in den ca. 38 Tagen bis zum Schlupf brütet, übernimmt das Männchen im April bis Mai die Verteidigung. Dieser Instinkt kommt daher, dass nicht nur andere Tiere eine Gefahr für die Eier darstellen, sondern auch der Mensch. Früher war es sogar erlaubt, Eier aus der Natur zu entnehmen. Mittlerweile ist es in ganz Europa verboten, Eier oder Nester zu entfernen oder zu zerstören. Ganz egal, welche Vogelart!

Angriff auf Menschen

Kommt man als Mensch unerwartet zu nahe an das Nest, in dem entweder die Eier oder bereits die Küken sind, stellt das Männchen sich groß auf und breitet seine imposanten Flügel aus. Wenn er dabei faucht, sollte man dies unbedingt als Drohgebärde verstehen und den geordneten Rückzug antreten.

Er will uns damit unmissverständlich mitteilen, dass mit ihm nicht zu spaßen ist, und er bereit ist, zu kämpfen. Die mächtigen Schwingen von Schwänen sind so kräftig, dass sie einen Menschen durchaus verletzen können. Zudem setzt der Schwan zur Verteidigung seinen Schnabel ein und zwickt und pickt, was zumindest zu blauen Flecken oder kleine Wunden führen kann.

Angriff auf Hunde

Wenn Hunde nicht angeleint in der Brutzeit und der Zeit der Aufzucht durchs Gebüsch kriechen, können sie eine herbe Überraschung erleben. Schwäne nehmen Hunde als noch größere Bedrohung als den Menschen wahr und reagieren äußert aggressiv und wehrhaft auf sie. Der Hund sollte deshalb von März bis Juni angeleint sein, denn die Küken werden erst nach drei bis vier Monate flügge.

Ein Hund, der nicht auf Rückruf reagiert, sollte zum Schutz von Vögeln und Wildtieren das ganze Jahr angeleint bleiben. Achtung: Lassen Sie den Hund in dieser Zeit auch nicht zum Schwimmen von der Leine! Es ist schon vorgekommen, dass kleinere Hunde von Schwänen mit den großen Flügeln unter Wasser gedrückt wurden, bis sie ertrunken sind.

Was mache ich, wenn ein aggressiver Schwan angreift?

Ein Schwan fühlt sich bedroht, wenn man in sein Revier eindringt. Noch schlimmer wird es in der Brut- oder Aufzuchtzeit. Greift er Sie an, wird es nicht helfen, wenn z. B. eine andere Person versucht, ihn mit Leckerli abzulenken und wegzulocken. Sowohl an Land als auch zu Wasser sollte man sich sofort zurückziehen. Grundsätzlich gilt es einfach immer, egal ob zu Fuß, mit dem Rad, dem Kanu, der Luftmatratze, dem Standup-Paddle-Board oder beim Schwimmen, einen gebührenden Abstand zu den Tieren zu halten.

Hilft alles nichts und das Tier kommt weiterhin auf einen zu, hilft es, sich selbst hoch aufzurichten, in die Hände zu klatschen und laute Geräusche von sich zu geben. In der Regel entfernen sich die Tiere dann. Ist man auf dem Wasser, kann man mit dem Paddel auf die Wellen klatschen, um abschreckende Geräusche zu erzeugen oder die Tiere sanft mit dem Paddel zur Seite schieben, wenn sie zu nah ans Boot kommen.

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Quellen

Themen Heimische Wildtiere
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