Zum Inhalt springen
logo Das Magazin für alle Tierbesitzer und -liebhaber
Nachgefragt

Was steckt hinter der Bezeichnung „Lustmolch“? Amphibienexperte klärt auf

Das Wort „Lustmolch“ ist in der deutschen Sprache eine geflügelte Redewendung. Doch was steckt wirklich dahinter?
Das Wort „Lustmolch“ ist in der deutschen Sprache eine geflügelte Redewendung. Doch was steckt wirklich dahinter? Foto: Universal Images Group via Getty Images
Dennis Agyemang
Redakteur

12. Mai 2025, 17:39 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Das Wort „Lustmolch“ ist in der deutschen Sprache fest verankert und bezeichnet mit ironisch-spöttischem Unterton einen Mann, der sich anderen – meist Frauen – hartnäckig anbietet. Doch woher kommt dieses Wort und hat es wirklich etwas mit dem Paarungsverhalten von Molchen zu tun?

Artikel teilen

Den Begriff „Lustmolch“ hat wohl jeder schon einmal gehört. Doch woher kommt dieses abfällige Wort, das meist einen lüsternen, oft aufdringlichen und übermäßig sexuell motivierten Mann bezeichnet? Hat es wirklich etwas mit dem Balz- und Paarungsverhalten der Molche zu tun? Fest steht, dass sich die Bezeichnung „Lustmolch“ aus den Wörtern „Lust“ im Sinne von sexuellem Verlangen und „Molch“ zusammensetzt. Den Überlieferungen nach könnte das Wort vom althochdeutschen Wort (mol) kommen, das ursprünglich für Salamander oder Eidechse stand.

Warum gilt der Molch als „Lustmolch“?

Heute wird der Name „Molch“ unter anderem für einen bestimmten Vertreter der Schwanzlurche verwendet, der körperlich der Eidechse sehr ähnlich ist.1 Warum das Wort „Molch“ aber eine negative Bedeutung bekommen hat, kann heute nur noch vermutet werden. So galt der Molch früher als giftiges „Untier“, das angeblich sogar Feuer aushalten konnte. Dieses Bild übertrug sich schließlich von der Tierwelt auf den Menschen, sodass später „böse und giftige“ Personen als Molche bezeichnet wurden.2

Außerdem könnte die schleimige, glänzende Haut im übertriebenen Sinne mit unangenehm „glitschigem“ Verhalten assoziiert worden sein – also mit jemandem, der sich aufdringlich „heranschleimt“. Warum der „Lustmolch“ im 19. Jahrhundert das Wort „Lüstling“ weitgehend verdrängte, lässt sich heute ebenfalls nicht eindeutig klären. Doch wie ist es um das tatsächliche Balz- und Paarungsverhalten von Molchen bestellt? PETBOOK hat dazu einen Experten gefragt, der es wissen muss. Dr. Alexander Kupfer ist Wissenschaftler und beschäftigt sich am Naturkundemuseum Stuttgart mit Amphibien und Reptilien.

Auch interessant: Locken Krokodile Menschen in Indonesien mit diesem Trick an?

„Molchpaarungen sind sicher ‚lustvoll‘ für die Molche“

PETBOOK: Der Begriff „Lustmolch“ ist in erster Linie ein abwertendes Schimpfwort für einen sexuell übergriffigen oder lüsternen Mann. Ist der echte Molch tatsächlich besonders „lüstern“ oder war das Tier einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort – biologisch gesehen?
PD Dr. Alexander Kupfer: „Natürlich kommt das Wort ‚Lustmolch‘ immer wieder im Rahmen der Fortpflanzung heimischer Wassermolche im Frühjahr auf. Ich muss da immer schmunzeln. Unsere vier heimischen Wassermolcharten sind eher gediegen und sehr höflich. Als ‚Lustmolche‘ würde ich – wenn überhaupt – die paarungsbereiten Männchen bezeichnen. Aber niemals im Rahmen des Schimpfwortes, welches für sexuelle Übergriffe in der Presse in einem anderen Kontext verwendet wird.“

Gibt es irgendetwas im Paarungsverhalten von Molchen, das den Begriff „Lustmolch“ biologisch rechtfertigen könnte?
„Nur im Rahmen der Paarungsspiele der Männchen.“

Wie läuft ein echtes „Molch-Date“ ab – ist da wirklich so viel Lust im Spiel, wie der Begriff suggeriert?
„Nun ja, Molchpaarungen sind sicher ‚lustvoll‘ für die Molche. Wir Forscher finden das eher spannend die Molche beim Paarungsspiel zu beobachten. Ein Date beginnt meist immer mit den Weibchen, die sich für die Männchen in ihrem Revier interessieren. Andere Wassermolche wie auch Bergmolche balzen die Weibchen direkt an. Schauen Sie doch einmal das folgende Video an. Das sind Teichmolche. Das Weibchen rechts hat schon eine Spermatophore an der Kloake hängen…. (lacht)“

Youtube Platzhalter
An dieser Stelle findest du Inhalte von Drittanbietern
Um mit Inhalten von Drittanbietern zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Die Sache mit der Molcherotik

Welche Molchart könnte man – rein aus zoologischer Sicht – am ehesten als „Lustmolch“ bezeichnen?
„Wenn man mit dem Wort ‚Lustmolch‘ arbeitet, müsste das ja für alle Wassermolche gelten, deren Männchen aufwendige ‚Hochzeitskleider‘* besitzen.“

*(Anmerkung der Redaktion: Der Begriff „Hochzeitskleider“ ist eine metaphorische Beschreibung für die auffälligen körperlichen Veränderungen, die manche Molcharten während der Paarungszeit zeigen. Diese Veränderungen dienen dazu, Weibchen zu beeindrucken und die Konkurrenz zu übertrumpfen – also eine Art „Balzkleid“, ähnlich wie bei Vögeln.)

Blüten-Mix für Reptilien

Ideale Nahrungsergänzung für pflanzenfressende & allesfressende Reptilien

Stimmt es, dass männliche Molche besonders aufwendige Balztänze aufführen – und wenn ja: Wie erotisch ist das wirklich?
„Molch-Erotik? Schwer zu beschreiben. Die Molchweibchen stehen in jedem Fall auf hohe Kämme und tolle Reviere. Mindestens 24 Arten von Wassermolchen in Eurasien führen solche aufwendigen Paarungstänze auf.“

„99,9% der Kröten und Frösche befruchten die Gelege extern mit ihrem Sperma“

Welche Rolle spielen Duftstoffe (Pheromone) bei Molchen – ist da vielleicht doch mehr Lust im Spiel, als man denkt?
„Ja, Pheromone werden über die männliche Kloake ins Wasser abgegeben und während komplexer Paarungstänze verteilt. Das machen alle Wassermolche so (im engeren Sinne).“

Wie unterscheiden sich Molche in ihrem Fortpflanzungsverhalten von Fröschen oder Kröten – sind sie tatsächlich die „Verführer“ unter den Amphibien? 
„Nun, die Männchen fast aller Salamander und Molche produzieren eine Spermatophore, die über die weibliche Kloake aufgenommen wird. Das heißt, die Gelege werden intern befruchtet. 99,9 Prozent der Kröten und Frösche befruchten die Gelege extern mit ihrem Sperma – ohne komplexe Paarungstänze. Allerdings haben Froschlurche komplexe, artspezifische Rufe, um Weibchen anzulocken.“

Mehr zum Thema

Nix mit Lustmolch!

Welche drei Eigenschaften würden Sie einem Molch zuschreiben – und welche davon passen nicht zum „Lustmolch“-Klischee?
„Eleganter Schwimmer, tolle Hautkämme und sehr wählerisch, was seine Plätze für Eiablagen angeht (Weibchen). Da passt nichts zum ‚Lustmolch‘.“

Wenn Sie dem Molch ein neues Image verpassen dürften – welches wäre das?
„Dann das Image als Wasserdrachen – zumindest Kammmolche.“

Was mögen Sie an Molchen besonders?
„In der Evolution vom Landsalamander zum Molch wieder ins Wasser zur Paarung gekommen zu sein und dann sekundär diese tollen Ornamente entwickelt zu haben. Das heißt: Farben, Hautkämme, Schwimmschwänze … das mag ich als Evolutionsbiologe besonders!“

Themen Meerestiere

Quellen

  1. gfds.de, „Wieso muss der Molch als Lustmolch herhalten?“, (aufgerufen am 09.05.2025) ↩︎
  2. taz.de, „Der Lustmolch und die Kloake“, (aufgerufen am 09.05.2025) ↩︎

Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung unseres Angebots mit Tracking und Cookies widerrufen. Damit entfallen alle Einwilligungen, die Sie zuvor über den (Cookie-) Einwilligungsbanner bzw. über den Privacy-Manager erteilt haben. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit Tracking und Cookies entscheiden.

Bitte beachten Sie, dass dieser Widerruf aus technischen Gründen keine Wirksamkeit für sonstige Einwilligungen (z.B. in den Empfang von Newslettern) entfalten kann. Bitte wenden Sie sich diesbezüglich an datenschutz@axelspringer.de.