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Kot-Propeller, „Blut schwitzen“, etc.

11 faszinierende Fakten über Flusspferde

Ein Schild warnt vor der Eigenart der Flusspferde, ihren Kot zu versprühen
Flusspferde verteilen ihren Kot mithilfe ihres Schwanzes in alle Richtungen, um ihr Revier zu markieren Foto: Getty Images / OldBaldy
Louisa Stoeffler
Redakteurin

03.02.2023, 14:11 Uhr | Lesezeit: 9 Minuten

Flusspferde sind faszinierende Tiere, die viele ungewöhnliche Angewohnheiten haben. Warum sie „Blut schwitzen“, ihren Kot mit ihrem Schwanz wie mit einem Propeller verteilen und viele weitere Fakten über die Schwergewichte der Sub-Sahara.

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Flusspferde, die viele Menschen auch unter dem Namen Nilpferde kennen, sind faszinierende Lebewesen. Im Nil sind die Tiere heutzutage nicht mehr anzutreffen, sondern eher südlich der Sahara, unter anderem im Kongo oder dem Okavango Fluss in Botswana. Daher ist der Name Flusspferd passender für die Tiere, die einen Großteil ihrer Zeit im Wasser verbringen. Diese Lebensweise ist schon aufgrund ihrer massiven Körper für die Schwergewichte angenehmer, als an Land zu laufen. Was sie allerdings auch in rasender Geschwindigkeit können. PETBOOK stellt 11 faszinierende Fakten über die bedrohten Dickhäuter vor.

Sie sind nicht mit dem Pferd, sondern mit dem Wal verwandt

Im antiken Griechenland entstand der Name Hippopotamus, der heute der wissenschaftliche Name der Flusspferde ist. Er bedeutet auch genau dies: „Pferd des Flusses“. Manche vermuteten auch, dass die Tiere aufgrund ihrer Statur und der Einordnung als Paarhufer mit dem Schwein verwandt sind. 2005 jedoch konnten Wissenschaftler den „missing link“ (z. Dt. fehlendes Bindeglied) in der Evolution der Tiere identifizieren. Molekulare Untersuchung von urzeitlichen Walfossilien zeigten deutlich, dass Wale und Flusspferde vor 40 Millionen Jahren einen gemeinsamen Vorfahren hatten, also am nächsten miteinander verwandt sind.

Auch interessant: Forscher entschlüsseln Gene, die Wale zu Riesen machen und vor Krebs schützen

Flusspferde sind die Designer des Okavango-Deltas

Das Delta des Okavango-Flusses in Botswana ist eine fruchtbare Gegend, die von vielen Organismen und Wasserpflanzen bewohnt wird. In der Flusslandschaft sieht man immer wieder gerade und sich kreuzende Wege in den Dickichten der Schlingpflanzen erscheinen. Diese sind von Flusspferden gemacht. Sie verbreitern vorhandene Kanäle und Lagunen im Delta, wirbeln den Sand auf und lüften die wenig sauerstoffreiche Erde am Boden des Flusses. Auch halten sie das Pflanzenwachstum im Delta auf einem konstanten Niveau. Flusspferde fungieren also gewissermaßen als Ingenieure und Designer eines der fruchtbarsten Ökosysteme der Welt.

Flusspferde gehen Symbiosen mit anderen Tieren ein

Der Madenhacker ist ein gern gesehener Gast auf dem Körper eines Flusspferdes, da er die Tiere von Parasiten und Maden befreit. Auch der Kuhreiher und Bachstelzen lassen sich gern von den Flusspferden durch die Gegend tragen. Aber auch bestimmte Fische, wie der Langflossen-Fransenlipper dürfen häufiger mal Flusspferde von unten putzen, wenn sich auf der dicken Haut vom langen Dümpeln im Wasser Algen und kleinere Lebewesen gesammelt haben.

Die Tiere nutzen einen „Kot-Propeller“

Männliche Flusspferde markieren ihr Revier mit Kot und Urin. Doch tun sie dies nicht, indem sie ihre Haufen überall hinsetzen. Stattdessen sprühen sie ihre, zu großen Teilen aus pflanzlichen Stoffen bestehenden, Exkremente mit ihrem Schwanz rund um ihr Revier. Dafür rotierten sie ihren kurzen Borstenschwanz und gehen, während sie sich erleichtern, mit ihrem „Kot-Propeller“ einmal um ihr Wasserloch herum.

Ein Flusspferd und sein Junges an einem Fluss in Afrika
Flusspferde bekommen ihre Jungen im Wasser und sondern sich von der Gruppe ab, solange der Nachwuchs noch zu klein für die ruppige Interaktion der Herde ist Foto: Getty Images

Sie reißen ihr Maul weiter auf als andere Tiere

Flusspferde haben extrem flexible Kiefer und können ihr Maul in einem 150-Grad-Winkel öffnen. Dies nutzen insbesondere die Männchen häufig, um ihre Artgenossen zu bedrohen und sich größer und aggressiver zu geben. Dies wird häufig auch als Gähnen des Flusspferdes bezeichnet.

Hat das Tier sein Maul erstmal geöffnet, kann man gut die scharfen Zähne aus Elfenbein erkennen, für die die Tiere leider auch gejagt werden. Die Zähne der Flusspferde wachsen ein Leben lang und es wurden bereits Exemplare gesichtet, bei denen die Eckzähne bis zu 50 Zentimeter lang wurden. Gerade diese Beißwerkzeuge werden vor allem für Kämpfe mit Artgenossen eingesetzt. Die Beißkraft von Flusspferden ist enorm und erreicht einen Wert von 2000 Pfund (ca. 907 Kilogramm) pro Quadratzoll.

Flusspferd reißt im Wasser weit das Maul auf
Flusspferde haben sehr flexible Kiefergelenke. Deshalb können sie ihr Maul weiter öffnen als die meisten anderen Tiere. Foto: Getty Images

Flusspferde „schwitzen Blut“, um keinen Sonnenbrand zu bekommen

Eine weitere faszinierende Eigenschaft von Flusspferden ist, dass sie „Blut schwitzen“. Die Tiere sondern eine rote Flüssigkeit ab, die ihnen gleichzeitig als Wundcreme und als Sonnenschutz dient. In einem japanischen Zoo konnte das medizinische Eigenprodukt der Tiere untersucht werden. Die Substanz enthielt die Hipposudoron- sowie Norhipposudoronsäure, deren Moleküle orange und rot gefärbt waren. Diese speziellen Säuren besitzen die Eigenschaft, Licht zu absorbieren.1

Des Weiteren konnte man auch bei der Hipposudoronsäure nachweisen, dass sie bakteriostatisch wirken, also praktisch wie ein Antibiotikum, dass die Vermehrung von Bakterien stoppt. Da Flusspferde in der Natur häufig Kämpfe austragen, bei denen sie sich mittlere bis schwere Verletzungen zuziehen, ist eine eigens hergestellt Wundcreme natürlich sehr hilfreich für die Tiere.1

Ebenfalls kommt immer wieder das Gerücht auf, die Milch von Flusspferden sei aufgrund der roten Wunderflüssigkeit rosa eingefärbt. Dies konnte jedoch eindeutig widerlegt werden.

Sie dümpeln bis zum 16 Stunden am Tag im Wasser

Die Tiere verbringen die meiste Zeit im Wasser der verschiedenen Flüsse Afrikas. Auch der Schlaf bildet da keine Ausnahme. Flusspferde können sogar unter Wasser schlafen und tauchen alle fünf Minuten reflexartig während ihrer Ruhephasen zum Atmen wieder auf. Dafür stoßen sie sich kurz vom Boden ab, sodass ihre oben auf der Schnauze liegenden Nüstern über dem Wasser auftauchen, atmen und sinken dann wieder nach unten. Flusspferde sind nachtaktiv und dösen daher am Tag bis zu 16 Stunden im Wasser schwebend vor sich hin.

Flusspferde können nicht schwimmen

Obwohl sie sich die meiste Zeit im Wasser aufhalten, sind Flusspferde tatsächlich keine Schwimmer. Trotzdem bewegen sich im Wasser mit einer sehr hohen Geschwindigkeit fort. So bahnen sie sich mit 15 km/h ihren Weg durch Deltas und Dickichte. Zum Vergleich: der mehrfache Olympiasieger Michael Phelps erreichte zu seinen besten Zeiten eine Höchstgeschwindigkeit von 9,7 km/h beim Schwimmen.

Die Tiere halten sich mit Vorliebe in Gewässern auf, in denen sie den Boden erreichen. Wenn sie sich bewegen wollen, lassen sie sich einfach auf den Boden sinken und tänzeln leichtfüßig durch das Wasser. Ist der Fluss zu tief, um den Kopf dabei über Wasser zu halten, tauchen sie mehrere Minuten unter, um über den Grund zu laufen. Im Wasser können sie Nüstern und Ohren vollständig verschließen, so tritt während des Spaziergangs im Flussbett kein Wasser ein.

Ein Flusspferd dümpelt schlafend im Wasser
Flusspferde dümpeln gerne beim Schlafen im seichten Wasser – da darf auch die Weiße Bachstelze mal eine Zwischenlandung auf der Schnauze einlegen Foto: Getty Images

Flusspferde könnten Stürmer beim Fußball sein

Was man den massigen Tieren auf den ersten Blick gar nicht zutraut, ist, dass sie auch an Land sehr schnell unterwegs sein können. In den Ebenen erreichen sie locker eine Geschwindigkeit von 30 km/h und halten so mit den schnellsten Fußballern der Welt mit. Die Tiere laufen auch mit sehr hohem Tempo, wenn sie nachts ihre Futtergründe aufsuchen, um so viel Fläche wie möglich abgrasen zu können. Tatsächlich fressen sie aber auch, während sie sich ihren Weg durch Schlingpflanzen im Wasser bahnen.

Ihr Kot kann ganze Ökosysteme zerstören

So nützlich die großen Tiere für viele Lebensräume auch sind, können sie ebenso ganze Ökosysteme vergiften. Täglich nehmen sie bis zu 40 Kilo an pflanzlicher Nahrung zu sich. Ist der Stoffwechselprozess jedoch zu Ende, erleichtern sich die Tiere natürlich in ihrem gewohnten Lebensraum, dem Flusswasser. Leben viele Tiere in einer Herde und ist der Wasserstand niedrig, kann das massive Folgen für den pH-Wert haben. Denn bei zu viel Flusspferdkot im Wasser steigen die Werte von Ammonium, Schwefelwasserstoff, Methan und Kohlendioxid stark an, während die Sauerstoffkonzentration sinkt. Das Wasser um die Flusspferde herum wird so zu einer lebensfeindlichen Zone für viele empfindliche Fische. Nur anaerobe Bakterien können in diesem Milieu überleben und langsam beginnen, es zu entsäuern.2

Durch Pablo Escobar gibt es Flusspferde in Kolumbien

Die einzige Flusspferdpopulation, die nicht auf dem afrikanischen Kontinent lebt, findet sich in Kolumbien. Auch dort verursachen die Tiere massive Umweltprobleme und bedrohen das Ökosystem. Sie lebten zunächst im Privatzoo von Pablo Escobar, der das Medellín-Drogenkartell aufbaute und vor allem in die USA im großen Stil Kokain verkaufte. Nach seiner Erschießung 1993 wurden viele seiner Tiere an andere Einrichtungen gegeben. Nicht so die Flusspferde. Diese pflanzten sich unkontrolliert auf dem Anwesen fort und breiteten sich im Magdalena-Fluss aus. Nach fruchtlosen Versuchen, die Tiere zu sterilisieren, wurden die kolumbianischen Flusspferde 2021 als invasive Art eingestuft und zum Abschuss freigegeben.

Sind Flusspferde auch für den Menschen gefährlich?

Flusspferde sind definitiv wehrhaft und gelten als das gefährlichste Tier Afrikas, auch wenn es keine konkreten Zahlen darüber gibt, wie viele Menschen sie angegriffen haben. Ihre Geschwindigkeit macht es Menschen fast unmöglich, ihnen davonzulaufen. Auch ihre Beißkraft und ihr Gewicht kann Menschen durchaus gefährlich werden. Deshalb sollte man sich den Tieren nicht nähern, sondern sie lieber von Weitem beobachten. Denn sie könnten ja sonst beginnen, ihr Revier zu markieren.

Quellen

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Sonstige Quellen

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