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Warum Vögel gegen Fensterscheiben fliegen und wie man es verhindert

Vor allem in dicht besiedelten Gebieten kann es schnell passieren, dass ein Vogel gegen die Scheibe fliegt
Vor allem in dicht besiedelten Gebieten kann es schnell passieren, dass ein Vogel gegen die Scheibe fliegt Foto: Getty Images
Porträt Manuela Bauer
Freie Autorin

22.04.2023, 08:19 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Ein dumpfer Schlag an der Scheibe und schon ist es passiert. Ein Vogel ist mit voller Wucht gegen die Glasscheibe des Fensters geflogen und liegt nun regungslos auf dem Boden oder Fenstersims. Aber warum passieren solche Unfälle immer wieder? PETBOOK erklärt, weshalb Vögel gegen Scheiben fliegen und wie man dies mit einfachen Mitteln verhindern kann.

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Wildvögeln können beim Fliegen viele menschengemachte Dinge zum Verhängnis werden: Manchmal geraten ganze Schwärme in Flugzeugturbinen oder in Windräder. Die häufigsten Unfälle mit Todesfolge passieren aber laut NABU beim Aufprall gegen Fenster und Glasfassaden. Der Naturschutzbund rechnet aufgrund von Zählungen mit schätzungsweise 100 Millionen toten Vögeln pro Jahr. Die Länderarbeitsschutzgemeinschaften der Vogelschutzwarten (LAG VSW) vermuten, dass die Zahl sogar noch höher ausfällt, denn manchmal sterben die Tiere auch nicht sofort an der Unglücksstelle, sondern bewegen sich mit inneren Verletzungen oder schwerem Schädel-Hirn-Trauma noch zu einem Gebüsch, wo sie dann verenden. Generell sterben wesentlich mehr Vögel an großen Bürogebäuden, als an den Scheiben von Privatwohnungen oder Eigenheimen. Trotzdem lohnt es sich auch zu Hause die Fensterscheiben vogelsicher zu gestalten. Wie das geht, erklären wir in folgendem Artikel. 

Warum fliegen Vögel gegen Scheiben? 

Vögel – vor allem Greifvögel – können eigentlich hervorragend sehen. Aus kilometerweiter Entfernung erkennt der Milan den Grashüpfer auf der Wiese oder die Maus auf dem Acker. Auch eine Amsel hat ein exzellentes räumliches Sehvermögen. Da ihre Augen aber seitlich sitzen, ist das zielgerichtete Sehen nach vorn eingeschränkt. Hinzu kommt, dass Glasflächen optische Eigenschaften besitzen, die dazu führen, dass Vögel sie nicht als Hindernis identifizieren. 

Reflexion  

Die Spiegelung der umliegenden Natur und des Himmels in den Glasscheiben täuscht dem Vogel eine schier endlose Landschaft vor. Er erkennt lediglich die Reflexion und fliegt deshalb weiter, um zum Beispiel im nächsten Baum zu landen. Liegt das Gebäude inmitten üppiger Vegetation, in der sich viele Vögel aufhalten, ist das Risiko umso größer, dass es zu Vogelanprall kommt.    

Durchsicht 

Es gibt auch Gebäude, die über Eck konstruiert sind, oder den Vögeln zum Verhängnis werden, weil ihre Verglasung besonders gut geputzt ist. Dazu zählen Wintergärten, Schwimmhallen, Lärmschutzwände, Haltestellen oder Treppenhäuser. Hier sieht der Vogel den freien Himmel oder die Baumgruppe auf der anderen Seite, die er gezielt ansteuert und dann von der Glasfassade jäh gestoppt wird. 

Beleuchtung 

Gerade am Abend oder nachts können von innen beleuchtete Gebäude und damit die Glasscheiben eine Gefahr für Zugvögel darstellen. Diese richten sich nämlich auf ihren Zugwegen nach dem Mond und den Sternen, sowie dem Erdmagnetfeld, dass sie vermutlich mithilfe eines Rezeptors ihrer Augen sogar sehen können. Auf ihrem Flug werden sie von den Lichtkegeln der Städte angezogen, verlieren dabei die Orientierung und kollidieren mit den großflächigen Glasfassaden der Bürogebäude. Aufgrund von Energieeinsparungen werden diese künstlichen Lichtquellen aber künftig weniger werden.  

Auch interessant: Was tun Vögel eigentlich, wenn es regnet?

Was tue ich, wenn ein Vogel gegen eine Scheibe geflogen ist?  

Nach einer Kollision mit der Scheibe sollte man prüfen, ob der Vogel durch den Aufprall tot oder durch ein Schädel-Hirn-Trauma bewusstlos ist. 

Erste-Hilfe-Maßnahmen bei einem Vogelanprall: 

Prüfen der Vitalwerte: 

  1. Hat der Vogel noch Puls und atmet er? 
  2. Kann man den Herzschlag hören oder sehen? 
  3. Mit einer Taschenlampe leuchtet man in die Augen. Ziehen sich die Pupillen zusammen, ist der Vogel am Leben. 
  4. Der Vogel kann nun gesichert werden: Am besten eignet sich dazu ein kleiner Karton mit Deckel, in den man ausreichend Luftschlitze schneidet. Bei einem Jungvogel kann man eine nicht zu heiße Wärmflasche hineinlegen. Die Temperatur sollte 30 Grad betragen. Ein erwachsener Vogel braucht keine Wärmequelle. Dann wird der verletzte Vogel vorsichtig auf einem Handtuch hineingelegt. 

Kann man keine schlimmen äußeren Verletzungen feststellen, sollte man den Vogel für einige Zeit in Ruhe lassen und den Karton in eine ruhige, schattige Ecke stellen. 

Achtung: Flößen Sie ihm bitte kein Wasser ein! Hat er nämlich eine Gehirnerschütterung erlitten, kann er sich erbrechen und daran ersticken.  

Hat er keine schweren Verletzungen erlitten, sollte sich der Vogel nach 1 bis 2 Stunden erholt haben und Sie können die Schachtel nach Draußen bringen und ihn dort freilassen. Wirkt er nach gut zwei Stunden noch immer unverändert, suchen Sie bitte einen Tierarzt oder eine Wildvogelhilfe auf.

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Wie kann ich verhindern, dass Vögel gegen Scheiben fliegen?  

„Mit der richtigen Markierung auf der Außenseite der Gläser lässt sich die Zahl der getöteten Vögel stark reduzieren“, sagt die Ornithologin Christa Glauser von Birdlife Schweiz. Nach ihrer Erfahrung nützen die herkömmlichen Greifvogel-Silhouetten allerdings nicht viel. Es gibt aber sinnvolle Vogelschutzmarkierungen, die Sie auf ihren Fensterscheiben anbringen können: 

  • Senkrechte Linien und Muster werden von den Vögeln am besten wahrgenommen 
  • Bringen Sie die Streifen oder Punkte ca. eine Handbreit voneinander entfernt an. So wird der Vogel nicht versuchen, eine vermeintliche Lücke zu durchfliegen. 
  • Die Markierungen müssen über die gesamte Fläche der Scheibe angebracht werden. 
  • Die Markierungen müssen immer von außen angeklebt werden. 
  • Die Farbe Orange wird vom Vogelauge besonders gut wahrgenommen. 
  • Der NABU empfiehlt als kostengünstige Lösung von außen: Fliegengitter, Schnurvorhänge aus Kordeln, Fensterfarben, sowie milchige Klebestreifen. 
  • Im Innenbereich kann man helle Gardinen, Jalousien, Rollos oder Ähnliches anbringen. 

Fazit: Das Fliegen gegen Fensterscheiben ist eine der häufigsten Todesursachen bei Vögeln. Es lohnt sich also, im priaten Wohnbereich dafür zu sorgen, dass die Scheiben vogelsicher sind. Dabei werden senkrechte Linien und Muster von den Vögeln am besten wahrgenommen. Das mag für die Menschen zwar etwas unschön wirken, verhindert aber zuverlässig, dass die Tiere so in Unfällen ums Leben kommen. Ansonsten helfen auch Gardinen oder Jalousien die Gefahr, das ein Vogel gegen die Fensterscheibe fliegt, zu reduzieren.

Quellen

Themen: #fellby
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