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Heimische schwarze Vögel

Rabe oder Krähe? So erkennen Sie den Unterschied

Rabenvögel
Raben- und Krähenvögel unterscheiden sich unter anderem in Hinblick auf ihre Größe, ihren Gesang und ihren Lebensraum. Foto: picture alliance / imageBROKER | Friedhelm Adam

25.04.2024, 07:06 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Von der Elster im heimischen Garten bis zum mystischen Kolkraben in den Wäldern – Rabenvögel sind faszinierende und intelligente Tiere. Aber wie erkennt man, ob es sich um einen Raben oder eine Krähe handelt? Wie unterscheidet sich „die Sprache“ der verschiedenen Arten? Und wie verhalten sich Dohlen im Vergleich zu Elstern? PETBOOK hat eine Expertin befragt und gibt Einblicke in die Welt dieser interessanten Vögel.

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Rabenvögel gelten als besonders intelligent und anpassungsfähig. Sie finden sich sowohl in der abgeschiedenen Stille großer Wälder als auch im lebendigen Treiben unserer Städte zurecht. Eine Tatsache, die Rabenvögel auf Menschen so faszinierend wirken lässt? „Rabenvögel lernen schnell und verwenden Werkzeuge zielgerichtet“, erklärt Angelika Nelson, Ornithologin beim Landesbund für Vogel- und Naturschutz in Bayern e. V. (LBV) auf PETBOOK-Anfrage.  

Rabe, Dohle, Krähe, Elster – so erkennen Sie den Unterschied

Weltweit gibt es viele verschiedene Raben- oder Krähenvögel, die sich mit Blick auf ihre Größe, ihren Gesang, ihren Lebensraum und ihr Verhalten unterscheiden. Ornithologin Angelika Nelson vom LBV sagt hierzu: „Innerhalb der Familie Corvidae, in der Systematik der Vögel gehören die Raben und Krähen in die gemeinsame Gattung Corvus mit weltweit 42 Arten.

Die größeren Vertreter werden als ‚Raben‘, die kleineren als ‚Krähen‘ bezeichnet. In Deutschland ist der Kolkrabe der größte Rabenvogel, die Dohle der kleinste.“ Die schwarz-weiße Elster gehört – ebenso wie der bunt gefärbte Eichelhäher – ebenfalls zu den Rabenvögeln, zu einer anderen Gattung, nämlich zu der der „Pica“. Optisch können Sie die häufigsten Arten an folgenden Merkmalen erkennen bzw. unterscheiden:

  • Kolkrabe: Gefieder komplett schwarz, fast doppelt so groß wie Rabenkrähe, mit auffälligen Kehlfedern und klobigem Schnabel 
  • Rabenkrähe: schwarzes Gefieder und dunkler Schnabel
  • Saatkrähe: schwarzes Gefieder und heller Schnabel 
  • Dohle: dunkelgraues Gefieder mit hellgrauem Nacken und kurzem Schnabel
  • Elster: Gefieder auffällig schwarz weiß 
Unterschiede zwischen Rabe und Krähe im Überblick
Die Unterschiede zwischen Kolkrabe, Saat- und Rabenkrähe im Überblick Foto: PETBOOK, erstellt mit CanvaPro

Rabe, Krähe oder Elster bevorzugen unterschiedliche Lebensräume

Auch der Ort, an dem man die Vögel trifft, kann einen Hinweis geben, ob es sich um Rabe oder Krähe handelt, denn jede Art bevorzugt einen bestimmten Lebensraum.  

  • Kolkrabe: Reviere in großen Wäldern, vor allem in Waldrandlage, auch in halb offenen Landschaften, an Steilküsten und im Gebirge  
  • Rabenkrähe: lichte Wälder, Agrar- und Kulturlandschaften bis hin zu Städten und Dörfern 
  • Saatkrähe: überwiegend in der Agrarlandschaft zu Hause, immer mehr auch in Parks, Städten, Dörfern und in lichten Wäldern 
  • Dohle: Städte und Dörfer 
  • Elster: Waldränder, offene, strukturreiche Landschaften, Siedlungen und Stadtränder, Parks und in Gärten 

Auch gibt es regionale Unterschiede in der Verbreitung der Tiere. Nelson sagt hierzu: „In Bayern kommen aus der Gattung Corvus Rabenkrähe, Saatkrähe, Dohle und Kolkrabe vor. Auch die Nebelkrähe, eine sehr nah zur Rabenkrähe verwandte Art und mit dieser sogar als ‚Aaskrähe‘ zusammengefasst, kommt in manchen östlichen Teilen Bayerns vor.“ 

So erkennen Sie Raben, Dohlen oder Elstern am Gesang 

Wie auch Amseln und Meisen gehören auch Rabenvögel zur Gruppe der Singvögel. Jede Rabenvogelart hat ihren eigenen Kommunikationsstil, den sie nutzt, um sich mit dem Partner oder anderen Tieren in der Gruppe auszutauschen. Das erlaubt es Vogelinteressierten, einfach verschiedene Arten zu unterscheiden.  

Angelika Nelson hat typische Laute zusammengestellt, die es erlauben, die Arten auseinanderzuhalten: 

  • Dohlen rufen ein markantes „Tschyak“ – ihr englischer Name Jackdaw hat einen lautmalerischen Ursprung. 
  • Rabenkrähen rufen ein typisches, raues „Kräh, Kräh“, ein für unsere Ohren eher unmelodisches Gekrächz.  
  • Saatkrähen klingen ähnlich, aber tiefer und rufen ein heiseres „Krra“ oder „Korr“.  
  • Kolkraben, als größte Vertreter, rufen ein tiefes und gurgelndes „Kraa“, das sie je nach Erregungszustand unterschiedlich schnell wiederholen. 
  • Elstern „schackern“. Sie rufen sehr hart „tscha-k“ oder auch „tschaah-tscha“. 

Sind Rabenvögel intelligent?

Der Glaube, dass Rabenvögel intelligent sind, ist weitverbreitet. Auch aufgrund von Videos in sozialen Netzwerken, die zeigen, wie die Tiere zum Beispiel komplexe Aufgaben lösen.  Dass Rabenvögel tatsächlich intelligent sind, bestätigt auch Angelika Nelson. „Rabenvögel lernen schnell, verwenden Werkzeuge zielgerichtet und probieren neue Dinge aus. Dazu gibt es zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen, die zeigen, dass Rabenvögel erfinderisch sind, vor allem wenn es darum geht, an Futter zu gelangen“, sagt die Expertin. So lassen sie beispielsweise Walnüsse aus großer Höhe auf die Straße fallen, um sie zu knacken.  

Doch die Tiere sind nicht nur intelligent, sondern auch sozial. Das heißt, sie kommen oft in der Gruppe vor und interagieren miteinander, zum Beispiel mithilfe eines vielseitigen Laut-Repertoires. 

Zudem reagieren Rabenvögel unterschiedlich auf „Freund“ und „Feind“. Ornithologin Angelika Nelson hierzu: „Als soziale Vögel sind sie gefordert, andere Individuen und auch deren Beziehungen untereinander zu kennen.“ 

Rabenvögel und der Mensch

Zum Menschen haben Rabenvögel aber eine andere Beziehung. Angelika Nelson hierzu: „Mit dem Menschen interagieren Rabenvögel nur bedingt, wenn sie im selben Lebensraum – also in der Siedlung oder auf Agrarflächen – vorkommen. Es soll aber auch Ausnahmen beziehungsweise Fälle geben, in denen Rabenvögel mit Menschen interagieren.“ 

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In ihrem Habitat „suchen sie hauptsächlich Nahrung, da sie den Menschen und das von uns geschaffene Umfeld als indirekte Nahrungsquelle entdeckt haben. Sie haben schnell gelernt, in der Stadt auch Mülleimer auszuräumen, denn sie sind Allesfresser“, sagt Expertin Nelson.

Auch interessant: Darum greifen Krähen vermehrt Menschen an 

Darum gibt es immer mehr Raben und Krähen in den Städten 

Die Lebensräume und Verhaltensweisen von Rabenvögeln sind so vielfältig wie die Arten selbst. So kommt der Kolkrabe auf Nahrungssuche in die Nähe von Siedlungen. Die in Städten und Dörfern heimische Dohle nistet laut Angabe von Vogel-Expertin Angelika Nelson „als Höhlenbrüter und Kulturfolger in Gebäudenischen und Mauerlöchern, Kirchtürmen, Dachstühlen und in Schornsteinen“.  

Und die ursprünglich vor allem in der offenen Agrarlandschaft behauste Elster hat ihren Lebensraum von der Agrarlandschaft in den Siedlungsbereich verlagert. „Dort sind die Tiere allerdings nicht gerne gesehen“, sagt Vogel-Expertin Angelika Nelson. Der Grund: „Elstern sind laut und auf ihrem Speiseplan stehen auch Eier und Junge anderer Singvögel – eine natürliche Nahrungsquelle, die vor allem im Siedlungsbereich oft in hoher Dichte zu finden ist.“ 

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Darf man Raben oder Krähen verjagen?

Neben der Elster suchen auch andere Rabenvögel-Arten verstärkt nach neuen Lebensräumen in Siedlungsbereichen. Eine Tatsache, die laut Angelika Nelson darauf zurückzuführen ist, dass es immer weniger Hecken, Bäume und kurzrasige Weiden gibt, die zur Nahrungssuche dienen. Wichtig sei es deshalb vor allem, dass die verbleibenden Lebensräume der Tiere erhalten blieben. Genauer gesagt: dass die Tiere weiterhin Nahrung, Brutplätze und Verstecke finden.  

Die Expertin sagt hierzu: „Wir sollten Rabenvögel als Teil eines funktionierenden Ökosystems akzeptieren und nicht eingreifen, indem wir sie vergrämen oder bejagen – beides ist übrigens nach dem Naturschutzgesetz verboten, denn Rabenvögel unterliegen, wie alle europäischen Vogelarten, dem allgemeinen Schutz der EU-Vogelrichtlinie und dem besonderen Schutz nach dem Bundesnaturschutzgesetz. Aaskrähe, Elster und Eichelhäher allerdings dürfen zu bestimmten Jahreszeiten in Deutschland und auch Bayern gejagt werden.“ 

Themen Heimische Wildtiere
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