
2. Juli 2025, 12:26 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Ein drastisches Vorhaben zur Reduzierung der Taubenpopulation in Limburg ist überraschend final gescheitert – obwohl sich die Bürger mehrheitlich dafür ausgesprochen hatten. Doch jetzt hat eine Entscheidung auf Landkreisebene dem Projekt eine klare Grenze gesetzt.
In der Stadt Limburg entbrannte bereits im November 2023 eine Debatte über eine geplante Tötung von Stadttauben, die sich zu einem wahren Tierschutzkrimi zuspitzte. In den folgenden Monaten gab es immer mehr Wendungen und (enttäuschte) Hoffnungen, dass die Tiere doch noch gerettet werden könnten. Nun, 20 Monate später, hat die Untere Naturschutzbehörde endlich ein finales Machtwort gesprochen: Limburgs Tauben dürfen leben!
Geplanter Genickbruch, öffentlicher Aufschrei
Im November 2023 beschloss die Limburger Stadtverordnetenversammlung mit großer Mehrheit, den Stadttaubenbestand massiv zu reduzieren – notfalls mit tödlichen Mitteln. Zwischen 700 und 1000 Tiere sollten laut interner Planungen getötet werden. Ein Falkner sollte die Tiere in Fallen locken und per Genickbruch töten.
PETBOOK berichtete von Anfang an über die Empörung zahlreicher Tierschutzorganisationen. Auch prominente Unterstützer wie Malte Zierden machten mobil – mit Erfolg: Die Geschichte ging viral, wurde sogar in den USA aufgegriffen und fand ihren Weg in die „Late Show“ mit Stephen Colbert.
Doch dieser grausame Plan, die Tiere per Genickbruch durch einen Falkner töten zu lassen, ist nun offiziell vom Tisch. Die Untere Naturschutzbehörde hat der Stadt die Rote Karte gezeigt und eine Ausnahmegenehmigung verweigert. Laut der Mitteilung der Artenschutzbehörde heißt es als Begründung: „Da Stadttauben als wild lebende Tiere unter den Schutz des § 4 Abs. 1 Bundesartenschutzverordnung (BArtSchVO) fallen“, war eine Ausnahmegenehmigung erforderlich, die aber nicht erteilt wurde. Dafür hätte die Stadt laut der Behörde relevante wirtschaftliche Schäden durch die Tiere darzulegen. Dies sei jedoch von Amts wegen nicht ersichtlich gewesen.

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Die vielen Medienberichte hatten Folgen: Hunderte Zuschriften gingen bei der Stadt ein – von Entsetzen bis hin zu Drohungen. Trotz massiver Proteste kam es am 9. Juni 2024 zum Bürgerentscheid in der von Tierschützern zu diesem Zeitpunkt nur noch „Schlimmburg“ genannten Stadt. Eine knappe Mehrheit der Bürger stimmte für die Tötung – ein Ergebnis, das viele Tierfreunde entsetzte. In einem früheren Artikel hatte PETBOOK bereits die Fragwürdigkeit der Fragestellung thematisiert – denn wer sich für den Tierschutz aussprechen wollte, musste „Ja“ ankreuzen. Für viele Bürger war das verwirrend.
Zwischenzeitlich zeichnete sich aber doch eine Lösung ab: PETBOOK hatte über einen Gnadenhof berichtet, der bereit war, 200 Tauben aus Limburg aufzunehmen. Die Stadt zeigte sich offen, das Angebot anzunehmen – doch eine öffentliche Ausschreibung für das Einfangen und Verbringen der Tiere scheiterte am Budget. Entsprechend wurde der Ton noch rauer, Vertreter der Stadt wurden bedroht und beleidigt.
Der Tierschutzkrimi in Limburg ist nun vorerst vorbei – die Tauben leben. Doch die Debatte bleibt. Was die hessische Stadt – und viele weitere Ortschaften – wirklich brauchen, ist ein langfristiges, transparentes Stadttaubenmanagement. Und wie man allgemein tierfreundlicher mit ihnen umgehen kann. Darunter fallen zum Beispiel betreute Taubenschläge, Eiaustausch-Programme und Aufklärungskampagnen. Denn der Fall Limburg vor allem eines: Wer Tiere schützen will, braucht Mut, Expertise – und einen langen Atem.