
12. Mai 2025, 16:09 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Ende März 2025 kam es in der Region Sagaing in Myanmar zu einem Erdbeben, das schwere Schäden in Myanmar und im Nachbarland Thailand verursachte. Nicht nur Tausende Menschen auch viele Tiere verloren Obdach oder gar ihr Leben. Auch einen Monat nach den Ereignissen ist die Not noch immer groß, wie Christoph May, Pressesprecher der Welttierschutzgesellschaft, auf PETBOOK-Anfrage berichtet.
Am 28. März traf ein Erdbeben der Stärke 7,7 Myanmar und ließ Wohnhäuser und Hotels einstürzen. Straßen und Brücken wurden zerstört; mehrere Zehntausend verloren ihr Heim oder mussten wegen der Gefahrenlage ihre Häuser fluchtartig verlassen. Dabei blieben viele der Tiere zurück. Die Welttierschutzgesellschaft (WTG) war eine der wenigen Organisationen vor Ort, die sich direkt um die Tiere in Not kümmerte. Täglich war das Rettungsteam im Einsatz. Das Team barg Tiere nach dem Erdbeben in Myanmar aus den Trümmern und versorgten zurückgelassene Hunde und Katzen mit Wasser und Futter.
Einen Monat nach den Ereignissen ist die Not noch immer riesengroß. Tausende Tiere kämpfen ums Überleben, wie Christoph May, Pressesprecher der Welttierschutzgesellschaft, auf PETBOOK-Anfrage mitteilt. Denn viele der stark betroffenen Gegenden in Myanmar sind aufgrund der Zerstörungen nahezu menschenleer. Ma Saw Thae Oo von der Partnerorganisation Royal Heart Dog Shelter berichtet zur aktuellen Situation vor Ort: „Die streunenden Tiere leiden unter wachsender Futterknappheit, und die Zahl der Tierhalter, die ihre Tiere abgeben müssen, hat noch einmal zugenommen.“
„Die Not auf den Straßen ist riesengroß“
„Die Nöte vor Ort waren bereits vor dem Erdbeben groß“, erklärte WTG-Geschäftsführerin Katharina Kohn bereits Anfang April in einer Pressemitteilung. Viele Menschen waren ohnehin auf humanitäre Hilfe angewiesen und konnten sich die Kosten für Tierfutter kaum leisten. Durch das Erdbeben habe sich die Lage noch gravierend verschlechtert, so Ma Saw Thae Oo. Neben Haus- und Nutztieren traf es auch viele Streuner, die zuvor noch von Menschen gefüttert worden waren. Sie sind nun auf sich allein gestellt. „Manche Gebiete sind weiterhin fast komplett menschenleer, nur die Tiere sind noch da. Wir fahren an diese verlassenen Orte, um den Hunden und Katzen Futter bereitzustellen.“
„Die Not auf den Straßen ist riesengroß, auch weil die Versorgungslage im Land sehr schlecht ist und die ohnehin schon hohen Preise für Futtermittel und Medikamente noch einmal in die Höhe geschnellt sind“ wie Christoph May auf PETBOOK-Anfrage mitteilt. Wie viele Tiere betroffen sind, sei laut May schwer zu sagen. „Eine solche Schätzung ist bei derartigen Katastrophen in Bezug auf die Tiere grundsätzlich schwierig und in Myanmar unter anderem aufgrund des Bürgerkriegs sowie der Abschottung des Landes nach außen nahezu unmöglich.“ Zudem gab es auch vor dem Erdbeben keine Schätzungen, wie viele Haustiere oder Streuner in der Region leben.
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Viele Tiere traumatisiert
Neben der Futternot spielen auch Verletzungen und Traumata eine große Rolle bei der Versorgung der Tiere nach dem Erdbeben in Myanmar. „Nach Erdbeben ist oftmals zum Beispiel eine besonders große Scheu der Tiere zu beobachten“, erklärt May. „Wenn die Welt um sie buchstäblich zusammenstürzt, ziehen sie sich in Verstecke zurück.“ Das sei nicht nur gefährlich, weil die Gebäude einsturzgefährdet sind. Das macht es für die Helfer schwieriger, die Tiere erreichen zu können.
Bis solche Tiere Vertrauen fassen und sich beispielsweise durch das Anlocken mit Futter in die Nähe von Menschen trauen, können Tage vergehen, sagt May. Das sei insbesondere dann dramatisch, wenn die Tiere bereits verletzt oder erkrankt sind, denn eine Versorgung sollte unmittelbar eingeleitet werden können.
Was passiert mit den geretteten Tieren nach dem Erdbeben in Myanmar?
Die meisten Tiere werden vor Ort mit Wasser und Futter versorgt. Die WTG arbeitet dabei vor allem mit dem Royal Heart Dog Shelter vor Ort zusammen. Sind Tiere verletzt, kommen sie in Auffangstationen. Manchmal wenden sich Tierbesitzer auch direkt an die Tierschützer, wie May berichtet: „Besonders bewegt hat uns die Rettung von fünf Hunden, die im Rahmen unserer Nothilfe aufgenommen wurden. Die Besitzerin der Hunde war stundenlang unter den Trümmern gefangen, konnte aber gerettet werden. Doch aufgrund der erlittenen Verletzungen konnte sie sich nicht mehr um die Hunde kümmern und bat daher um die Hilfe der Tierschützer. Ohne diese Arbeit wären die Hunde wohl auf sich allein gestellt gewesen.“
Grundsätzlich würde Royal Heart Dog Shelter auch Tiere vermitteln. In der aktuellen Situation sei dies aber nur in sehr begrenztem Umfang möglich, wie May ausführt.

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Gefahr noch nicht gebannt
Auch wenn viele der Tiere bereits gerettet werden konnten, sei die Gefahr noch nicht vorüber, betont Christoph May. „Erst Anfang Mai kam es zu einem weiteren Nachbeben etwa 100 Kilometer von Sagaing entfernt.“ Zwar seien die Gebiete in Sagaing selbst, wo die lokale Organisation Royal Heart Dog Shelter ihren Sitz hat, nach der Kenntnis der WTG weitgehend zugänglich, doch bestehe weiterhin große Gefahr durch einsturzgefährdete Gebäude.
Zudem sei der Einsatz generell nicht ungefährlich, da hinsichtlich der Bürgerkriegssituation im Land weitere Gefahren hinzukämen: „Bereits in der Nähe unseres Einsatzgebietes kam es zuletzt zu Gefechten der Bürgerkriegsparteien. Die Sicherheitslage im Land ist also sehr angespannt.“
May hofft, dass das Gebiet, in dem sich das Tierheim von Royal Heart Dog Shelter befindet und in dem auch die geretteten Hunde und Katzen Unterschlupf finden, verschont bleibt und die Rettungseinsätze wie bisher weitergehen können. „Die Not ist nach dem Erdbeben in Myanmar in vielen Regionen weiterhin groß“, fasst der Pressesprecher zusammen. „Wir wollen weiterhin an der Seite der Tiere und der Menschen bleiben, die sich unermüdlich für sie einsetzen.“ Wer die Arbeit der Tierschützer in Myanmar unterstützen möchte, kann dies hier tun.