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Qualzuchtverbot kommt

EU-Parlament beschließt strengere Tierschutzregeln

Hunde und Katzen sollen in Zukunft durch die EU-Tierschutzregelung vermehrt geschützt werden
Hunde und Katzen sollen in Zukunft durch die EU-Tierschutzregelung vermehrt geschützt werden Foto: Getty Images
Dennis Agyemang
Redakteur

20. Juni 2025, 16:12 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Die Forderungen nach einem Verbot von Qualzuchten bei Hunden und Katzen gibt es schon länger, doch nun scheinen diese Stimmen endlich erhört worden zu sein. Denn im EU-Parlament stimmte nun eine breite Mehrheit für striktere Tierschutz-Auflagen. Was ist in der neuen EU-Tierschutzregelung geplant?

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Mit der neuen Abstimmung im EU-Parlament könnte sich der Tierschutz in Europa erheblich verbessern. Demnach sollen strengere Auflagen Hunde und Katzen als Haustiere besser schützen und bei Missständen in der Zucht härter durchgreifen. Im EU-Parlament stimmten 450 von 750 Abgeordneten für die neuen Regelungen. Diese wurden allerdings bereits vor zwei Jahren von der EU-Kommission vorgeschlagen. Nun soll der Europäische Rat die Details konkret ausarbeiten.1

Die EU will den Haustierverkauf mit einer neuen Tierschutzregelung stärker regulieren

Der vom Parlament verabschiedete Gesetzentwurf sieht demnach erstmals EU-Mindeststandards für die Zucht, Unterbringung und den Umgang mit Hunden und Katzen vor. Die Abgeordneten verlangen darüber hinaus, alle in der EU gehaltenen Hunde und Katzen zu chippen und zentral zu registrieren. 2

Zudem soll der Handel mit Tieren stärker reguliert werden. Denn in den vergangenen Jahren explodierten die Verkaufszahlen der sogenannten Welpenmafia, die vorwiegend Hunde unter schlimmsten Bedingungen vermehrte und verkaufte. Die Verantwortlichen vernachlässigten dabei oft vollständig die körperliche und seelische Gesundheit der Tiere – meist zu deren Nachteil (PETBOOK berichtete). „Welpenhandel ist nach Drogen und Prostitution der größte Umsatzmarkt“, erklärte TV-Moderator und Tierschützer Jochen Bendel im Gespräch mit PETBOOK. Er kämpft schon seit Jahren aktiv gegen den illegalen Welpenhandel.

Auch interessant: Jochen Bendel: »Illegaler Welpenhandel kommt direkt nach Prostitution und Drogen 

Der illegale Welpenhandel floriert

Die Behörden schließen nun mögliche Schlupflöcher, um den illegalen Tierhandel zu schwächen und zu verhindern, dass Hunde und Katzen in die EU eingeführt und dort verkauft werden. Denn das illegale Geschäft mit Tieren floriert.

„Ein Drittel der Hunde, die über Kleinanzeigen gekauft werden, versterben relativ schnell oder haben so schlimme Folgekrankheiten, dass sie ein Leben lang sehr hohe Behandlungskosten verursachen. Wir müssen das unbedingt ins Bewusstsein der Menschen bringen, damit sie wissen, was sich hinter solchen Anzeigen verbergen kann und mit wem man sich da einlässt.“ Denn hinter all dem stecke eine richtige Industrie, weiß der Tierschützer.

Laut Schätzungen sollen innerhalb der EU jährlich 60 Prozent der Besitzer ihre Haustiere online kaufen. Konkret setze der Verkauf von Hunden und Katzen jährlich einen Wert von 1,3 Milliarden Euro um.3

Mehr Datenerfassung im Sinne des Tierschutzes?

Bisher sei eine beliebte Masche der Kriminellen, Tiere als nicht-kommerzielle Händler in die EU einzuführen, nur um sie anschließend dort zu verkaufen. Daher soll nun auch künftig die Tiereinfuhr von nicht kommerziellen Zwecken besser erfasst werden.

Konkret bedeutet das, dass Tierhalter, die mit Tieren in die EU einreisen, dann diese mit einem Mikrochip versehen haben müssen und mindestens fünf Arbeitstage vor der Ankunft in einer Online-Datenbank registriert haben müssen. Die Chips sollen Angaben zu Alter, Geschlecht und Herkunft des Tieres speichern. Diese Informationen sollen in einer zentralen Datenbank gespeichert werden, die von der EU verwaltet wird.

„Ein Tag, der hoffen lässt ….“

Sollte dieses Gesetz umgesetzt werden, müssen alle Hunde in der EU spätestens nach fünf Jahren einen solchen Chip erhalten. Katzen erst nach weiteren fünf Jahren. Doch bisher konnte niemand eine große Frage klären: Wie soll diese Regelung in Bezug auf streunende Tiere umgesetzt werden? Dennoch begrüßen viele Menschen das Gesetzesvorhaben. „Ein Tag, der hoffen lässt, dass das grauenhafte, kriminelle Geschäft mit Heimtieren endlich eingedämmt wird!“, kommentiert Dr. Romy Zeller, Fachreferentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund, das Gesetzesvorhaben.

„Auch wenn wir uns an einigen Stellen noch mehr Mut gewünscht hätten.“ So lautet das Fazit. Doch was wird in dem Gesetzesvorhaben noch gefordert? So soll unter anderem das Halten oder Verkaufen von Hunden und Katzen in Tierhandlungen verboten werden. Künftig soll nicht nur der Handel, sondern auch die Zucht reguliert werden. Bislang fehlen Mindeststandards innerhalb der EU, die nun aktiv angegangen werden sollen. Demnach soll ein Verbot von Qualzuchten bei Hunden und Katzen kommen. Ein Verbot, das schon lange von Tierschützern gefordert wird.

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Mit der EU-Tierschutzregelung sollen elektrische Halsbänder verboten werden

Konkret bedeutet das: Züchter dürfen Tiere mit übermäßigen körperlichen Merkmalen, die ein hohes Risiko für ihr Wohlergehen bergen, nicht mehr züchten. Dazu zählen beispielsweise zu flache Schnauzen oder zu kurze Beine, durch die die betroffenen Tiere gesundheitliche Nachteile haben.

Außerdem soll laut der neuen EU-Tierschutzregelung das Kupieren, also das Kürzen von Ohren oder Schwänzen, nur noch erlaubt sein, wenn es medizinisch notwendig ist und unter Narkose erfolgt. Ebenfalls verboten werden sollen elektrische Halsbänder sowie andere qualvolle Dressur- und Haltungsmethoden. Für das Training von Polizeihunden, Militärhunden und Zollhunden sind Ausnahmen vorgesehen.

Themen News

Quellen

  1. tagesschau.de, „EU will mehr Schutz für Hunde und Katzen“, (aufgerufen am 20.06.2025) ↩︎
  2. uroparl.europa.eu, „MEPs propose stricter rules on dog and cat welfare and traceability“, (aufgerufen am 20.06.2025) ↩︎
  3. uroparl.europa.eu, „MEPs propose stricter rules on dog and cat welfare and traceability“, (aufgerufen am 20.06.2025) ↩︎

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