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WWF verurteilt Abschuss der Fischotter in Bayern

Bisher geschützte Art

WWF bezeichnet Abschussfreigabe von Fischottern in Bayern als „Wahlkampftaktik“ 

Seit dem 1. August dürfen in einigen Teilen Bayerns Fischotter geschossen werden. Eine Petition hat bereits mehr als 60.000 Stimmen dagegen sammeln können.
Seit dem 1. August dürfen in einigen Teilen Bayerns Fischotter geschossen werden. Eine Petition hat bereits mehr als 60.000 Stimmen dagegen sammeln können. Foto: Getty Images

Bisher galten Fischotter in Bayern als ausgerottet. Seit dem 1. August dürfen sie nun in Teilen des Freistaats geschossen werden – sehr zum Entsetzen vieler Tierschützer. PETBOOK sprach mit dem WWF, der eine Petition startete, die schon 60.000 Unterstützer fand.

In den meisten Teilen Bayerns können seit dem 1. August Fischotter geschossen werden. Sehr zum Entsetzen und auch Unverständnis vieler Tierschützer, denn bis vor Kurzem galten Otter in dieser Region als ausgerottet und werden noch immer als gefährdet eingestuft. Deshalb sind sie eigentlich auch streng geschützt. „Mit dieser Fehlentscheidung bedroht die bayerische Landesregierung den Erfolg jahrzehntelanger Naturschutzarbeit“, klagt die Tierschutzorganisation WWF in einem Eil-Appell, der laut eigenen Angaben der Organisation schon mehr als 60.000-mal unterzeichnet wurde.

Doch warum wurden die Fischotter, die übrigens aus der Familie der Marder stammen, überhaupt zum Abschuss freigegeben? PETBOOK sprach mit dem Programmleiter des WWF über die umstrittene Entscheidung.

Auch interessant: So werden Fischotterbabys aufgepäppelt und wieder ausgewildert 

Darum sind Fischotter zum Abschuss freigegeben

Fischotter gelten in Deutschland noch immer als gefährdet. Doch die hiesige Teichwirtschaft sei durch Fischotter bedroht, rechtfertigt Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber die umstrittene Entscheidung, die Tiere zum Abschuss freizugeben. Viele Regionen in Bayern seien nun mal »seit Jahrhunderten von der Teichwirtschaft besonders geprägt.«

Geht es hier nur um Stimmenfang bei den Landwirten?

Viel eher gehe es hier um eine politische Agenda und Stimmenfang für die anstehenden Landtagswahlen, zeigt sich der WWF überzeugt: „Markus Söder macht Wahlkampf auf Kosten des Artenschutzes. (…) Wir sind entsetzt“, heißt es dazu in der Petition der Tierschutzorganisation.

„Als Anfang des Jahres Bären in Bayern gesichtet wurden und es auch einige Konflikte mit Wölfen gab, hat Ministerpräsident Söder ja auch eine neue Wolfsverordnung verabschiedet, die rechtlich völlig unhaltbar ist. Jetzt legt er im Prinzip noch mal ein bisschen nach mit der Fischotter-Verordnung“, erklärt WWF-Programmleiter Moritz Klose auf PETBOOK-Anfrage. „Er möchte sich natürlich die Stimmen der Landbevölkerung, der Landnutzer sichern. Das ist Wahlkampftaktik.“

»Es ist nicht so, dass Teichwirte aufgeben müssten, weil der Fischotter wieder da ist«

Von einer Fischotter-Plage könne keine Rede sein, sagt Klose. Dennoch: „So ein Fischotter frisst am Tag ein bis anderthalb Kilo Fisch und das kann einige Teichwirte mehr betreffen, wenn sich ein Fischotter im Umkreis wirklich auf den Teich fokussiert hat.“ Dieser Umstand könne dann schon dazu führen, dass viele Fische im Teich getötet werden, räumt Klose ein. Es handele sich dann aber um ein sehr lokales Phänomen.

„Es ist jetzt nicht flächendeckend so, dass Teichwirte aufgeben müssten, weil der Fischotter wieder da ist“, betont Klose. Man müsse das im Kontext der anderen wirtschaftlichen Belastungen sehen, die auf die Teichwirte zukommen. Natürlich sei es nicht so einfach, konkurrenzfähig Fisch zu produzieren. Insofern sei das eher ein zusätzlicher Belastungsfaktor, der hierdurch auf die Teichwirte zukäme.

»Das Absurde: Es bringt noch nicht mal was, die Otter zu erschießen«

Fischotter – die ohnehin bedroht sind – jetzt auch noch zum Abschuss freizugeben, könne nicht die Lösung sein, so der Experte weiter. Zum einen widerspreche es völlig dem geltenden Artenschutzrecht. Zum anderen bringe das auch nichts, sagt Klose: „Wird in einem Revier ein männlicher Fischotter entnommen, dauert es meist nicht lange, bis ein anderer Otter das frei gewordene Revier wieder besetzt.“ Das zeige auch, wie absurd diese Situation sei.

Statt Erschießungen sollte man lieber die Tiere mit Elektrozäunen fernhalten, um so den Konflikt mit den Teichwirten zu entschärfen. „Elektrozäune können wirklich sehr gut helfen, aber hier müssen eben die Betriebe auch gut beraten werden.“ Deshalb sei die Forderung des WWF auch ganz klar, dass diese Verordnung zurückgenommen wird. Dieser Forderung haben sich in wenigen Tagen bereits mehr als 60.000 Personen angeschlossen und haben den Eil-Appell des WWF unterzeichnet. „Insofern gibt es da schon in der breiten Bevölkerung eine große Unterstützung“, freut sich Moritz Klose.

„Der Fischotter gilt in Bayern nach wie vor als gefährdet. Die Zahlen haben zwar in den letzten Jahren zugenommen. Es gibt aber keine aktuellen Zahlen, wie viele Otter es genau gibt.“ Der Bestand habe sich zwar stabilisiert. Dennoch könne ein mehr oder weniger wahlloser Abschuss von Ottern dazu führen, dass die Art wieder zurückgedrängt wird, so das Fazit von Moritz Klose.

Quellen

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