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Chip beim Menschen eingesetzt

So viel Tierquälerei steckt in Elon Musks „Neuralink“-Technologie 

Elon Musks Firma Neuralink hat nun erstmalig einen Gehirnchip beim Menschen implantiert. Um dies zu ermöglichen, wurde zuvor an Tieren geforscht – mit teils schlimmen Folgen.
Elon Musks Firma Neuralink hat nun erstmalig einen Gehirnchip beim Menschen implantiert. Um dies zu ermöglichen, wurde zuvor an Tieren geforscht – mit teils schlimmen Folgen. Foto: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Andrzej Rudiak & picture alliance / dpa | Marijan Murat
Dennis Agyemang
Redakteur

31.01.2024, 15:34 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Allein mit Kraft der Gedanken ein Smartphone bedienen. Das klingt nach futuristischer Science Fiction, soll jetzt aber Realität werden. Elon Musks Start-up-Unternehmen Neuralink hat erstmals einen drahtlosen Gehirn-Computerchip bei einem Patienten eingesetzt. Dies soll Patienten mit Querschnittslähmung oder Alzheimer helfen, ihren Alltag besser bestreiten zu können. Doch um die Forschungen überhaupt ermöglichen zu können, mussten teils grausamste Tierversuche unternommen werden.

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Heiligt der Zweck alle Mittel? Diese Frage dürften sich aktuell viele rund die neusten Entwicklungen von Elon Musks Start-up-Unternehmen Neuralink stellen. Denn dort wurde nun erstmalig einem Menschen ein drahtloser Gehirn-Computerchip eingesetzt. Wie der Tesla-Chef jetzt auf seiner Online-Plattform X schrieb, erhole sich der Patient nach seinem Eingriff am Sonntag gut. Erste Ergebnisse seien „vielversprechend“.

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Mit dieser neuen Technik soll Menschen, die an Querschnittslähmung oder Alzheimer leiden, ermöglicht werden, mittels ihrer Gedanken technische Geräte wie beispielsweise ein Mobiltelefon bedienen zu können. Das neue Implantat verfügt über 1024 Elektroden, die ein Roboter mithilfe einer extrem feinen Nadel mit dem Gehirn verbindet. Dennoch kann es Monate dauern, bis der frisch operierte Patient nun lernt mithilfe seiner Gedanken den in seinem Gehirn verbauten Computer zu bedienen.

Doch um diese Forschung überhaupt zu ermöglichen, mussten vorab über Jahre mehrere Tierversuche, unter anderem mit Affen und Schafen, gemacht werden. Dabei soll es in den Laboren zu Unregelmäßigkeiten gekommen sein, die dazu führten, dass Versuchstiere unnötigen Qualen ausgesetzt wurden und starben. Dennoch gab die US-Arzneimittelbehörde FDA im letzten Jahr grünes Licht für eine erste Studie mit dem Implantat am Menschen.

Mitarbeitende fühlen sich von Elon Musk unter Druck gesetzt

Neuralink ist aber nicht das einzige Unternehmen, das mit Hochdruck an Gehirnimplantaten für Menschen forscht. So gibt es gleich mehrere Firmen, die dem Start-up von Musk wohl einige Schritte voraus sind und schon vor Neuralink wichtige Versuchszulassungen hatten. Das sei auch der Grund gewesen, weshalb bei den Versuchen unnötiges Tierleid in Kauf genommen wurde.

So seien bei Versuchen durch vorschnelles, fehlerhaftes und fahrlässiges Handeln weitaus mehr Tiere zu Schaden gekommen als notwendig, hieß es im letzten Jahr in Medienberichten. So soll sogar die Bundesbehörde wegen möglicher Verstöße gegen das Tierschutzgesetz ermittelt haben, meldete damals die Nachrichtenagentur Reuters.

Ehemalige Mitarbeitende beklagen, dass es wegen des massiven „Druck von oben“, endlich Forschungserfolge präsentieren zu können, mehrfach zu Situationen gekommen sei, in denen wegen unzureichender Vorbereitung und fehlerhaften Vorgehens Experimente wiederholt werden mussten. Das habe zu einer unnötig erhöhten Anzahl getöteter Tiere geführt. In vielen Fällen konnten durch den Tod der Tiere noch nicht einmal brauchbare Forschungsdaten gewonnen werden.

Wie schlampig wurde im Labor gearbeitet?

Die Pannen bei den Versuchen klingen erschreckend. So sollen 2021 25 von 60 Schafen Geräte in einer falschen Größe in den Kopf implantiert worden sein und zwei Schafe versehentlich Implantate in den falschen Wirbel bekommen haben. Eines der beiden Schafe habe auf Rat des Veterinärs im Anschluss getötet werden müssen, um es von seinen Leiden zu befreien, heißt es.

Es gab sogar eine Aufsichtsbeschwerde einer Tierschutzorganisation, nachdem es bei einer Kooperation mit der University of California bei Versuchen mit Affen zu Unregelmäßigkeiten gekommen sein soll. Demnach sei bei gemeinsamen Forschungen der falsche chirurgische Klebstoff verwendet worden, woraufhin zwei Affen einen qualvollen Tod starben.

Quellen sprechen von mehr als 1500 getöteten Tieren

Laut Aufzeichnungen, die der Nachrichtenagentur Reuters vorliegen, sollen seit 2018 rund 1.500 Tiere bei Experimenten getötet worden sein. Darunter mehr als 280 Schafe, Schweine und Affen. Diese Zahlen sollen von ehemaligen Neuralink-Mitarbeitenden stammen, die angeblich direkte Kenntnis über die Tierversuche des Unternehmens hatten. Musks Medizintechnikunternehmen selbst führt keine offiziellen Zahlen zu getöteten Tieren.

Auch wenn 1.500 tote Versuchstiere erschreckend hoch klingen, so ist dies nicht zwangsläufig rechtswidrig. In den USA wird nämlich nicht pauschal vorgeschrieben, wie viele Tiere für Forschungszwecke eingesetzt werden dürfen. Es liegt größtenteils im Ermessen der Forschenden, wann und wie sie Tiere in Versuchen einsetzen möchten. Den behördlichen Aufzeichnungen zufolge hat Neuralink alle USDA-Inspektionen seiner Einrichtungen bestanden.

Dennoch warfen die Skandale kein besonders gutes Licht auf Neuralink und ihre Forschungsmethoden und warfen zudem die Frage auf, ob dieses Unternehmen überhaupt an Menschen testen darf. Doch mittlerweile konnten diese Zweifel scheinbar zerschlagen und die klinische Studie auf insgesamt sechs Jahre ausgelegt werden.

Elon Musks Vision für Neuralink ist groß. So soll der Chip, an dem er gerade mit seinem Unternehmen forscht, Nervenschäden überbrücken können und für eine barrierefreie Nutzung Gedanken zu Smartphones und Computern übertragen. Auf lange Sicht sollen sich Gelähmte mithilfe seines sogenannten „Hirn-Computer-Interface“ eines Tages wieder bewegen können und neurologische Erkrankungen geheilt werden können.

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Quellen

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