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Gefährdete Wildtiere

Feldhasen-Bestand erreicht in Deutschland Rekordwerte – was das für die Population bedeutet

Feldhasen in Nordrhein-Westfalen, einer springt in die Luft
Der Bestand deutscher Feldhasen ist stabil – das verspricht auch für andere Wald- und Wiesenbewohner einen gleichbleibenden Bestand Foto: Getty Images
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PETBOOK Redaktion

26.03.2024, 10:57 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Auf Deutschlands Wiesen und Feldern ist der Bestand von Feldhasen zuletzt gestiegen und erreichte für das Jahr 2023 sogar Rekordwerte. Das verdanken die Wildtiere vor allem dem trockenen, letzten Frühjahr. Ob auch in diesem Jahr der Nachwuchs zur Osterzeit hohe Zahlen erreicht, hängt von der Witterung ab; denn diese kann die Jungtiere stark beeinflussen.

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Feldhasen leben vor allem auf Feldern, Wiesen und Äckern. Durch die Intensivierung in der Landwirtschaft verlieren die gefährdeten Tiere in Deutschland immer mehr an Lebensraum und Nahrungsangebot. Trotzdem hat sich der Bestand der Feldhasen hierzulande zuletzt stabilisiert und erreicht für 2023 sogar einen Rekordwert.

So wurden Frühjahr 2023 im Durchschnitt 19 Feldhasen pro Quadratkilometer gezählt, wie ein bundesweites Monitoring ergab. „Das ist ein Allzeithoch“, sagte der Sprecher des Deutschen Jagdverbandes (DJV), Torsten Reinwald, der Deutschen Presse-Agentur. Vor allem das trockene Frühjahr 2023 habe optimale Startbedingungen für den Hasen-Nachwuchs bereitet. Im Vorjahr lag Zahl nach Angaben des DJV im Frühjahr 2022 noch bei 16 Tieren pro Quadratkilometer.

Entwicklung der Jungtiere 2024 bislang unsicher

Im Frühjahr ist die wichtige Geburtszeit der Feldhasen. „Man könnte sagen, dass der Hase ein Gewinner des Klimawandels ist“, sagte Reinwald. Denn die Langohren hätten als ursprüngliche Steppenbewohner insbesondere von trockenen und warmen Frühjahren profitiert. Wie sich die aktuellen Jungtiere jetzt zur Osterzeit im März und April bei den Feldhasen entwickeln ist noch unsicher. Aktuell laufen die Zählungen.

Es gebe aber erneut gute Startbedingungen, sagte Reinwald. Die sogenannte Zuwachsrate, also die Differenz der Zählungen im Frühjahr und im Herbst 2023, sei mit 15 Prozent Zuwachs ordentlich gewesen. Viele Feldhasen hätten es wahrscheinlich über den Winter geschafft, der zudem nicht besonders hart gewesen sein. Starke Regenfälle und das Hochwasser in Teilen Deutschlands seien allerdings fatal für die jungen Feldhasen gewesen, die schon früh geboren wurden. „Die haben in diesem Jahr null Chancen gehabt.“

Eine schützende Höhle wie etwa Kaninchen haben Feldhasen nämlich nicht. Die Jungen kommen in den sogenannten Sassen zur Welt – dabei handelt es sich um Mulden, die die Feldhasen anlegen, die die Tiere aber nicht vor Witterungseinflüssen schützen. Nach der Geburt isoliere das Fell der Nestflüchter noch nicht so gut, sagte Reinwald. „Wenn es dann verklebt, durch Regen und Feuchtigkeit, dann verlieren die Hasen viel zu viel Körperwärme und erfrieren letztendlich.“

Auch interessant: Kennen Sie den Unterschied zwischen Hase und Kaninchen?

Zählungen finden nachts statt

Die Zählung der Feldhasen findet im Rahmen des Wildtier-Monitorings statt. Dafür erfassen Jägerinnen und Jägern im Frühjahr und Herbst, wie viele Tiere auf einer bestimmten Strecke im Licht eines normierten Scheinwerfers nachts zu entdecken sind. Erneut wurde in mehr als 400 Referenzgebieten gezählt. Die Zahl der Gebiete fiel allerdings etwas geringer aus, da im Herbst infolge der nassen Witterung an manchen Orten etwa der ungeerntete Mais noch hoch auf den Feldern stand, sodass keine Hasen-Zählung möglich war. Dennoch sind die Daten laut Jagdverband mit denen der Vorjahre vergleichbar.

Deutliche Unterschiede je nach Region

Zwischen den sechs Großlandschaften in Deutschland gibt es deutliche Unterschiede, zeigt die Zählung. Mit im Schnitt 28 Feldhasen pro Quadratkilometer ist der Bestand im nordwestdeutschen Tiefland, also von der dänischen Grenze bis ins nördliche Rheinland, am dichtesten. In den südwestdeutschen Mittelgebirgen sind es 21 Feldhasen. Vergleichsweise wenig zu finden sind die Langohren im nordostdeutschen Tiefland mit im Schnitt 7 Tieren und im Alpenvorland mit 9 Tieren.

Trotz Rekordwert sind Feldhasen weiterhin gefährdet

Hochrechnungen der Deutschen Wildtier Stiftung und des Jagdverbandes zufolge gibt es in Deutschland mindestens zwei Millionen Feldhasen. Zwar ist der Feldhasen-Bestand im Vergleich zu den 1970er-Jahren gewachsen, aber auf einem niedrigen Niveau.

„Was der Wermutstropfen ist, ist der Lebensraumverlust. Da haben wir noch deutlich Luft nach oben“, sagte auch der Sprecher des Jagdverbandes, Torsten Reinwald. Denn Feldhasen bräuchten Hecken, Gräben und Blühstreifen. An diesen „unaufgeräumten Ecken“ fänden die flinken Sprinter in Wildkräutern wie Malve, Kamille und Baldrian ihre Nahrung. Das gelte auch für weitere gefährdete Arten wie den Feldhamster oder das Rebhuhn. „Die brauchen so eine abwechslungsreiche Landschaft“, sagte Reinwald.

Mehr Anreize für Landwirte nötig

Als Gründe für den schrumpfenden Lebensraum für Feldhasen nennt der Jagdverband einen höheren Flächenverbrauch, eine intensivere Landwirtschaft und Straßenverkehr. Auch Fressfeinde wie Füchse machen dem Feldhasen demnach zu schaffen. Vor allem mehr Brachflächen könnten aus Sicht der Jägerschaft und der Wildtier-Stiftung den Feldhasen und der Artenvielfalt insgesamt helfen.

Dass die EU nun kürzlich Vorgaben zu Brachflächen für dieses Jahr ausgesetzt hat, kritisieren sie. Aus Sicht der Jägerschaft sind mehr Anreize für Landwirte nötig, um Naturschutz und Landwirtschaft in Einklang zu bringen. „Es geht nur im Miteinander“, sagte DJV-Sprecher Reinwald. Für die Landwirtschaft müssten sich Maßnahmen für mehr Artenvielfalt auch rechnen.

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Feldhasen-Bestand ist Indikator für andere Arten

Die Stiftung sieht in dem Feldhasen-Bestand auch einen Indikator dafür, wie es anderen Feldbewohnern geht. Geht es dem Hasen gut, so lässt sich diese Annahme auch auf Rebhühner, Feldhamster und Kiebitze übertragen. „Denn wenn es dem Hasen nicht gut geht, stehen andere Arten bereits kurz vor dem Aussterben“, sagte Andreas Kinser, Leiter Natur und Artenschutz bei der Stiftung, laut einer Mitteilung. Die Stiftung und auch der Jagdverband fordern daher, dass mehr Lebensräume für Feldhasen entstehen und Landwirte dafür honoriert werden.

Mit Material der dpa

Themen: Heimische Wildtiere
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