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Studie zeigt! Papageien können selbst Videoanrufe starten, um sich zu unterhalten

Experiment

Studie zeigt! Papageien können selbst Videoanrufe starten, um sich zu unterhalten

Ein Papagei schaut auf ein Tablet, auf dem ein weiterer Papagei im Videoanruf zu sehen ist
Werden Papageien alleine gehalten, können sie schnell vereinsamen. Dagegen wollen Forscher aus Schottland und den USA etwas unternehmen.Foto: Rebecca Kleinberger, Jennifer Cunha, Megha M Vemuri, Ilyena Hirskyj-Douglas / CC BY 4.0

Dass Papageien „sprechen“ können, ist wohl jedem bekannt. Aber wie schaut's aus mit telefonieren? Im Rahmen einer neuen Studie haben Forscher aus den USA und Schottland 18 Vögeln gezeigt, wie sie Videoanrufe miteinander tätigen können. Die Ergebnisse erfreuen nicht nur die Wissenschaftler.

Als Haustiere gehaltene Papageien haben es nicht immer leicht. Ohne Artgenossen können die intelligenten und sozialen Tiere schnell vereinsamen – psychische Probleme wie etwa Schaukeln oder Federrupfen sind oftmals die Folge. Papageien aus verschiedenen Haushalten zusammenzuführen, birgt aber auch Risiken. Die Vögel sind anfällig für übertragbare Krankheiten, wie etwa Aviäre Bornavirusinfektionen: Eine Gruppe viraler Erkrankungen, die tödlich enden können. Um der Einsamkeit und Langeweile der Vögel entgegenzuwirken, haben Wissenschaftler aus Schottland und den USA deshalb einen Versuch gestartet. Gemeinsam mit dem Online-Lernprogramm Parrot Kindergarten hat das Team Videoanrufe zwischen verschiedenen Papageien organisiert. Wie es lief, wurde nun auf der CHI Conference 2023 in Hamburg vorgestellt.

Phase eins: Papageien das Telefonieren beibringen

Die Forscher teilten das Experiment in zwei Phasen auf. In Phase eins hieß es: 18 Papageien beibringen, wie sie einander anrufen können. Hierzu sollten die Papageien eine Klingel läuten und ein Foto eines anderen Vogels auf einem Tablet berühren. Standen die Besitzer der beiden Vögel bereit, konnte der Videoanruf gestartet werden.

Insgesamt 212 Telefonate führten die Papageien und ihre Pfleger in dieser Form durch. Die „Gespräche“ wurden dabei auf maximal fünf Minuten begrenzt. Sobald ein Papagei desinteressiert oder gestresst wirkte, sollten die Besitzer den Anruf beenden. „Wir waren sehr darauf bedacht, die Pfleger der Vögel gründlich zu schulen, um sicherzustellen, dass sie ihre Papageien in angemessener Weise unterstützen und ihnen gleichzeitig helfen können, negative Erfahrungen zu vermeiden“, erklärte Co-Autorin Rébecca Kleinberger von der amerikanischen Northeastern University in einer Pressemitteilung.  

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Phase zwei: Papageien tätigen Videoanrufe selbst

Nach der zweiwöchigen Kennenlernen-Phase durften die Papageien schließlich selbst entscheiden, ob und wann sie einen anderen Papageien anrufen wollten. Hierzu mussten die Tiere wieder die Klingel läuten und das Bild eines Vogels auswählen. Das zweistufige Selektionsverfahren habe als Bestätigung dafür gedient, dass „die Anrufe nicht zufällig waren oder einfach darauf beruhten, dass die Vögel die Glocke mochten“, so Kleinberger.

Vögel, die in der ersten Runde gestresst wirkten, wurden von der Studie entlassen. Die 15 Papageien, die übrig blieben, telefonierten innerhalb von zwei Monaten insgesamt 147 Mal miteinander. Den tierischen Teilnehmern standen regelmäßig Drei-Stunden-Slots zur Verfügung, in denen sie die Möglichkeit hatten, einen Anruf – oder auch mehrere – zu tätigen.

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Wie wirkte sich das gemeinsame Telefonieren auf die Vögel aus?

Im Anschluss an die zweite Phase wurden die Vogelbesitzer gebeten, eine Umfrage auszufüllen und ein Interview mit dem Forschungsteam zu führen. Dabei zeigte sich: Die Telefonate schienen den Vögeln zu gefallen. Kein einziger Besitzer gab an, negative Erfahrungen mit seinem Papagei gemacht zu haben. Im Gegenteil.

„Die Papageien schienen zu begreifen, dass sie auf dem Bildschirm wirklich mit anderen Vögeln interagierten“, sagte Jennifer Cunha, eine Studienautorin und Mitgründerin von Parrot Kindergarten. „Ihr Verhalten spiegelte oft das wider, was wir von Interaktionen zwischen den Vogelarten im wirklichen Leben erwarten würden.“ Die Pfleger berichteten zudem, dass ihre Haustiere ruhiger wirkten und neue Verhaltensmuster entwickelten. So fing etwa ein Papageien-Weibchen nach den Telefonaten an, mehr zu fliegen. „Ich glaube, sie hat realisiert, dass Fliegen ein akzeptables Verhalten ist“, zitiert die Website „IFLScience“ die Pflegerin. „Ich freue mich sehr darüber!“

Ein weiterer Papagei zeigte erstmals die typischen Verhaltensmuster eines Vogels bei der Nahrungssuche. Was dem Forschungsteam auch auffiel: Je mehr Anrufe die Papageien erhielten, desto mehr Anrufe tätigten sie und desto eher konzentrierten sie sich auf die Telefonate.

„Das Internet für Tiere ist da“

Es ist nicht das erste Mal, dass Mitglieder des Forschungsteams untersucht haben, wie technologische Fortschritte das Leben von Tieren bereichern könnten. Im Jahr 2021 führte Ilyena Hirskyj-Douglas, eine Co-Autorin der Papageienstudie, ein Experiment zu einem Hundetelefon durch. Das sogenannte „DogPhone“ sollte Hunden ermöglichen, durch die Bewegung eines Balls einen Videoanruf mit Herrchen oder Frauchen zu starten.

„Das Internet für Tiere ist schon da“, sagte die Dozentin von der Universität Glasgow mit Blick auf sogenannte „Smart-Spielzeuge“. „Ihr Design ist aber in erster Linie darauf ausgerichtet, was Menschen wollen, und nicht, was ihre Haustiere brauchen.“ Die hiesige Studie ist vom Umfang her noch recht klein. Das Forschungsteam hofft aber, mit ähnlichen Untersuchungen mehr über die physischen, psychischen und emotionalen Bedürfnisse von Tieren zu erfahren – und somit bessere Systeme zu entwickeln, um die Tiere zu unterstützen.

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