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PETBOOK fragt nach

Chihuahua im Münchener Nagelstudio gequält – so geht es ihm heute

Welpe Amandus kurz nach seiner Rettung vor seinem prügelnden Ex-Halter.
Welpe Amandus kurz nach seiner Rettung vor seinem prügelnden Ex-Halter. Foto: Tierschutzverein München
Dennis Agyemang
Redakteur

04.01.2024, 17:05 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Anfang November 2023 ging der schockierende Fall eines misshandelten Chihuahua-Welpen aus München durch die Presse. Damals wurde das erst wenige Wochen alte Tier von seinem Besitzer brutal gequält und konnte nur durch das beherzte Eingreifen einer Augenzeugin gerettet werden. Doch was wurde eigentlich aus dem Chihuahua-Welpen?

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Es sind Aufnahmen, die kaum zu ertragen sind: Sie zeigen, wie ein junger Chihuahua von einem Mann im Nagelstudio seelenruhig sadistisch gequält wird. Dabei schlägt der Mann dem winzigen Hund mit der Hand ins Gesicht, reißt ihn an seinem Beinchen hoch und wirft ihn in die Luft. Zugetragen haben sich diese furchtbaren Szenen Ende Oktober in einem Münchner Nagelstudio in den frühen Morgenstunden. Den Vorfall filmte eine Augenzeugin, die die Aufnahmen dem Münchner Tierheim zuspielte, dass sich daraufhin einschaltete und den Welpen schließlich retten konnte (PETBOOK berichtete).

PETBOOK nahm Kontakt zu Kristina Berchtold vom Tierschutzverein München auf und fragte, was aus dem Chihuahua aus dem Nagelstudio geworden ist und wie es ihm heute geht.

Ohne Video wäre Chihuahua nicht beschlagnahmt worden

Dass alles so schnell gehen konnte, verdanke man dem vorbildlichen Verhalten der Zeugin, erklärt Kristina Berchtold auf PETBOOK-Anfrage. „Die Frau hat sehr überlegt reagiert. Gleich ihr Handy gezogen und die Tat mitgefilmt. Am Ende ist das unglaublich wertvoll, weil nur so das Veterinäramt auch beschlagnahmen kann oder überhaupt tätig werden kann.

Wenn sie jetzt kein Video gehabt hätte, dann wäre einfach Aussage gegen Aussage gestanden. Der Typ hätte bestimmt behauptet, dass die Vorwürfe gar nicht stimmen und das Veterinäramt hätte somit nicht handeln können.“ Doch dank der Aufnahmen konnte das Amt handeln und den jungen Hund ins Tierheim bringen.

Tierpflegerin Julia: „Es war Liebe auf den ersten Blick“

Dort traf Luca, wie der Hund ursprünglich hieß, auf seine neue Halterin: Tierpflegerin Julia Numberger. Diese konnte durch ihre Arbeit im Tierheim recht schnell eine Beziehung zum misshandelten Welpen aufbauen und ihn adoptieren, nachdem der rechtliche Rahmen dafür geschaffen war.

Es sei Liebe auf den ersten Blick gewesen, erinnert sich Julia Numberger im Gespräch mit PETBOOK zurück. „Mein allererster eigener Hund war auch ein beiger Chihuahua. Ihn hatte ich leider nur vier Jahre, da er große gesundheitliche Probleme hatte und leider früh starb.“

Chihuahua taut schnell im neuen Zuhause auf

Der Hund habe mehrere Zysten in Kopf und Wirbelsäule gehabt, aber sei ihr „absolutes Seelentier“ gewesen, verrät die gelernte Tierpflegerin. „Als ich Luca das erste Mal gesehen habe, dachte ich echt, ich falle vom Glauben ab! Er sah einfach fast so wie mein erster Hund aus! Deswegen war es extreme Liebe auf den ersten Blick“, erklärt sie lachend.

Die erste Woche sei Amandus, wie sie Luca mittlerweile heißt, sehr ruhig und in sich gekehrt gewesen. Doch durch ihre andere Hündin Philomena – ebenfalls ein Chihuahua – sei der junge Neuankömmling sehr schnell aufgetaut.

Die beiden hätten schon gleich am ersten Tag miteinander gespielt, erinnert sich die neue Halterin an den ersten Tag zurück. „Meine Hündin hat ihn quasi adoptiert.“ Amandus habe sich mittlerweile sehr gut eingelebt und sei richtig aufgeblüht. „Mittlerweile ist er sehr frech und aufgeschlossen“, verrät Julia Numberger merklich zufrieden.

Die beiden Hunde seien ein Herz und eine Seele. „Die schlafen in einem Körbchen, putzen sich Minuten lange gegenseitig das Gesicht und die Ohren. Das habe ich so innig bei Hunden auch noch nie gesehen. Die zwei sind wirklich eine Symbiose.“

Welpe Amandus mit seiner neuen Familie: Halterin Julia Numberger und Hündin Philomena.
Welpe Amandus mit seiner neuen Familie: Halterin Julia Numberger und Hündin Philomena. Foto: Tierschutzverein München
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Hat Amandus Spätfolgen von der Misshandlung?

Von den traumatischen Erlebnissen mit seinem alten Herrchen hat sich Amandus – was so viel wie „der Liebenswerte“ bedeutet – weitestgehend erholt. „Wenn er nicht gestreichelt werden möchte, dann geht es ein paar Schritte zurück und weicht aus“, erklärt die neue Halterin gegenüber PETBOOK. „Das ist vom Verhalten sehr ähnlich wie mein alter Chihuahua. Der hat das auch immer gemacht.“ Das könne vielleicht mit dem Erlebten zusammenhängen oder einfach ein „Chihuahua-Ding“ sein, sagt Julia Numberger.

Ebenfalls auffällig sei das Verhalten von Amandus beim Hochheben, so Numberger, die bereits vier Chihuahua hatte. „Das mag er auch nicht so gerne. Da bekommt er ganz kurz große Augen und fängt dann mit den Beinchen zu rudern an, wenn er das nicht will.“ Doch auch das könnte einfach eine Präferenz des Hundes sein, gibt Julia Numberger zu bedenken.

Was sich aber klar sagen lässt ist, dass Amandus sich in seinem neuen Zuhause sehr wohlfühlt und endlich angekommen ist. Selbst das Böllern an Silvester habe ihm nichts ausgemacht. Er sei tiefenentspannt gewesen. „Das hat er von meiner anderen Hündin. An ihr orientiert er sich sehr gerne.“

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