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„Vom Glück, auf Bäume zu flattern“

Warum schreibt man eigentlich einen Hühnerroman? Autorin im Interview

Autorenfoto von Molly Morgan
Henne Molli Morgan entkommt der Massentierhaltung und berichtet in ihrer Autobiografie davon, wie sie lernt, in Freiheit zu leben Foto: © Daniela Tesch, Rettet das Huhn e. V.
Louisa Stoeffler
Redakteurin

15.09.2023, 14:25 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Von Autobiografien berühmter Rockstars oder Politiker hat man schon gehört. Aber von einem Huhn, das aus seinem Leben nach der Massentierhaltung berichtet? PETBOOK wollte mehr wissen und hat mit der Autorin von „Vom Glück, auf Bäume zu flattern“ gesprochen.

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Henne Molli Morgan erzählt in ihrer Autobiografie, wie sie der Massentierhaltung entkommt, und lernen muss, wie man sich als Huhn in Freiheit verhält. Im Boden scharren, mit anderen Hühnern kommunizieren, ja sogar wie man ohne Apparat trinkt, muss Molli erst herausfinden. Der Roman aus der Perspektive der Henne ohne Heimat geschrieben, beleuchtet Themen, bei denen viele gern wegsehen und zeigt, dass Hühner gar nicht so anders sind als Menschen. Aber wie kommt man darauf, einen Roman über ein Huhn zu schreiben? PETBOOK sprach mit der Autorin Que Du Luu , die ihren Roman unter dem Pseudonym Molli Morgan verfasste, über die Entstehung der Geschichte.

Molli Morgan „flieht aktiv aus dem Stall und erlebt viele Abenteuer“

PETBOOK: Liebe Frau Luu, wie kamen Sie auf das Thema Hühner für ihren neuen Roman „Vom Glück, auf Bäume zu flattern“?
Que Du Luu: „Kurz bevor mir die Idee zu dem Roman eingefallen ist, habe ich zufälligerweise einige Hühnervideos geschaut. Darunter war auch ein Bericht über ‚ausrangierte‘ Hühner aus einem Massenstall, die von einer Organisation [Rettet das Huhn] an private Hühnerhalter weitervermittelt wurden.

Ich habe mich kurze Zeit später für ein Romanstipendium beworben und als Idee eine Geschichte über ein Huhn eingereicht, das ebenfalls gerettet wird und die Welt schließlich kennenlernt. Die Geschichte hatte sich dann beim Schreiben anders entwickelt. Das Huhn wird nicht gerettet, sondern flieht aktiv aus dem Stall und erlebt viele Abenteuer.“

»Ich hatte die Schönheit von Hühnern vorher noch nie so wahrgenommen

Gab es ein bestimmtes Erlebnis, dass die Idee ausgelöst hat?
„Ich denke, dass ein Thema oft schon lange in einem schlummert, bis es ‚ausbricht‘. Während des Schreibens habe ich mich daran erinnert, dass ich – als vor einigen Jahren für mehrere Wochen nach Südchina, Vietnam und Kambodscha gereist war – zum ersten Mal Hühner aus der Nähe gesehen habe. Sie liefen dort oft ganz frei in der Gegend umher. Ich hatte ihre Schönheit vorher noch nie so wahrgenommen.“

Haben Sie mit Experten über das Thema gesprochen oder selbst Erfahrung in der Hühnerhaltung gemacht?
„Ich habe zahlreiche Sachbücher und Artikel über Hühner gelesen und mir während des Schreibens noch viele weitere Videos angesehen. Als die Geschichte bereits – mit wenigen Lücken – fertiggestellt war, habe ich Personen der Organisationen ‚Rettet das Huhn‚ und ‚PROVIEH‘ befragt. Zum Beispiel ging es dabei um Informationen zu der Beschaffenheit von Massenställen oder wie ein Besuch beim Tierarzt verlaufen könnte. Da ich mitten im Stadtzentrum wohne, kann ich leider keine Hühner halten. Falls ich irgendwann einmal ländlich mit eigenem Garten leben sollte, hoffe ich, dass sich das ändern wird.“

Auch interessant: Hühner artgerecht im Garten halten – Tipps für Einsteiger

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In Romanen wie „Vom Glück, auf Bäume zu flattern“ will die Autorin hinter die Fassaden blicken

Was hoffen Sie, mit dem Roman zu erreichen? Ein Umdenken in der Hühnerhaltung?
„Mir geht es als Autorin immer in erster Linie darum, eine interessante Geschichte zu erzählen. Es ergibt sich dann allerdings von selbst, dass man beim Lesen eines Romans viel über die Figuren erfährt und mit ihnen mitfühlt. Schließlich begleitet man die Figuren über eine lange Zeit durchs Leben. Im Fall von Molli und ihren Freundinnen erlebt man hautnah mit, wie neugierig und pfiffig Hühner sind.

Generell möchte ich in meinen Romanen hinter die Fassaden schauen. In dem Fall der Hühner ist ‚hinter die Fassaden‘ zu schauen, nicht nur metaphorisch zu sehen, wenn am Anfang der Geschichte hinter die Fassaden eines Massenstalls geschaut wird.“

Was sollte sich Ihrer Meinung nach konkret ändern?
„Früher hielten viele Haushalte noch kleine Hühnerherden. Ich denke, ‚Zurück in die Vergangenheit‘ wäre sinnvoll: Wenn wieder mehr Menschen privat Hühner halten würden, könnte das sowohl den Hühnern als auch den Menschen zugutekommen. Den Hühnern, weil sie artgerechter leben würden. Den Menschen, weil Hühner Ruhe ausstrahlen und interessant sind. Die Massentierhaltung würde hinterfragt werden, denn viele Menschen würden sich bei näherem Kontakt mit Hühnern ganz bestimmt für mehr Tierwohl einsetzen.“

Themen Hühner
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