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Skurriler Fall in den USA

Farmer züchtete riesige Hybrid-Schafe, um sie abschießen zu lassen

Ein Schädel von einem Marco-Polo-Schaf in Tadschikistan
Wilde Marco-Polo-Schafe sind eine bedrohte und äußerst seltene Art. Einem Mann aus Montana war dies scheinbar egal, denn er nutzte Teile von ihnen für ein skurriles Klon-Projekt Foto: Getty Images
Louisa Stoeffler
Redakteurin

18.03.2024, 15:07 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Es gibt Dinge, die so seltsam klingen, dass man sie direkt ins Reich der Fantasie verbannen möchte. Doch die skurrile Geschichte eines Mannes, der ein hybrides, monströs großes Frankenstein-Klon-Schaf im US-Bundesstaat Montana erschuf, ist wahr. Das US-Justizministerium beleuchtete nun die Hintergründe zum Fall in einer Mitteilung.

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Es ist eine Geschichte, die man zunächst nicht glauben will, oder in einer sehr schlechten Weitererzählung von Mary Shelleys Roman „Frankensteins Monster“ verorten würde. Ein Mann in Montana kreuzte über zehn Jahre hinweg Schafe und erschuf so Klon-Tiere einer in der Wildnis nur selten vorkommenden und bedrohten Art. Alles mit dem Ziel, das größte Schaf der Welt zu erschaffen. Allerdings steckt dahinter kein Wissenschaftler mit Größenwahn, wie der Protagonist in Mary Shelleys berühmtem Werk. Der 80-jährige Farmer, der sich bereits selbst für schuldig bekannte, hatte einen ganz anderen, nicht weniger skurrilen Grund für das Ganze.

US-Justizministerium bestätigt Klon-Schafe in Montana

Laut einer Pressemitteilung des Büros für öffentliche Angelegenheiten des US-Justizministeriums hat Farmer Arthur Schubarth in Montana über zehn Jahre versucht, das ultimative „Frankenstein-Schaf“ zu erschaffen. Der Angeklagte habe am Handel mit Teilen von Marco-Polo-Schafen aus Kirgistan gearbeitet. Konkret geht es im Prozess um verschiedene Strafbestände. Einerseits um das Klonen von Schafen und der illegalen Besamung von Mutterschafen zur Erzeugung von Hybriden. Andererseits wird Schubarth der illegale Handel mit Teilen von Rocky-Mountain-Bighorn-Schafen und die Einfuhr der kirgisischen Schafe zur Last gelegt.

Der geständige Farmer aus Vaughn in Montana widmete sich auf seiner Ranch eigentlich der Zucht und dem Verkauf von „alternativem Vieh“. Doch Bergschafe, -ziegen und verschiedene weitere Huftiere reichten ihm wohl nicht mehr. Denn Hauptabsatzmarkt für Schubarths Vieh ist die Eigenjagd – ein fragwürdiger Trend, bei dem Tiere in Gefangenschaft aus Freude auf der eigenen Farm geschossen werden.

Den Gerichtsdokumenten zufolge hat sich Schubarth zwischen 2013 und 2021 mit mindestens fünf anderen Personen verschworen, um dafür eine größere Schafhybridart zu schaffen. Diese solle höhere Preise bei den Jagdeinrichtungen und Enthusiasten erzielen.

Bedrohte Tierarten gewildert und ins Labor geschickt

Laut dem US-Justizministerium brachte Schubarth dafür Teile des größten Schafs der Welt aus Kirgistan in die Vereinigten Staaten. Ein durchschnittliches männliches Marco-Polo-Schaf bringt mehr als 300 Pfund (ca. 136 Kilogramm) auf die Waage und hat Hörner, die eineinhalb Meter lang sind.

Schafe der Art Marco-Polo-Argali sind in den Hochlagen der Pamir-Region in Zentralasien heimisch. Sie sind durch das Übereinkommen über den internationalen Handel mit gefährdeten Arten geschützt. Im Bundesstaat Montana sind sie zudem verboten, um die einheimischen Schafe vor Krankheiten und Hybridisierung zu schützen.

„Dreister Plan zur Schaffung massiver Hybridschafarten“

Allerdings hatte es Schubarth wohl nicht nur auf die Marco-Polo-Schafe, sondern auch auf Dickhornschafe aus Montana selbst abgesehen. In den Gerichtsdokumenten wird auch beschrieben, wie der Farmer illegal genetisches Material von wild gejagten Rocky-Mountain-Schafen erwarb.

„Dies war ein dreister Plan zur Schaffung massiver Hybridschafarten, die als Trophäen verkauft und gejagt werden sollten“, sagte der stellvertretende Generalstaatsanwalt Todd Kim von der Abteilung Umwelt und natürliche Ressourcen (ENRD) des Justizministeriums in der Pressemitteilung.

Bei der Verfolgung dieses Plans habe Schubarth gegen internationales Recht und das Lacey-Gesetz verstoßen. Diese schützten den Fortbestand und die Gesundheit der einheimischen Tierpopulationen. Das Lacey-Gesetz verbietet in den USA unter anderem den illegalen Handel mit Wildtieren. Zu ihrem eigenen, aber auch für den Schutz der heimischen Tiere vor invasiven Arten.

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Klon-„Montana Mountain King“ sollte wertvollstes Schaf der Welt werden

Da Schubarth selbst kein Wissenschaftler ist, schickte er genetisches Material aus den Argali-Teilen an ein Labor. Dies erzeugte dann geklonte Embryonen. Anschließend wurden diese dann auf seiner Ranch in Mutterschafe eingepflanzt. Das Ergebnis war ein einziges, genetisch reines männliches Marco-Polo-Argali, das er „Montana Mountain King“ oder MMK nannte. Die Nachkommen dieses Schafs – die neue hybride Super-Rasse – wollte er bezeichnenderweise „Montana Black Magic“ nennen: Schwarze Magie aus Montana.

In den Gerichtsdokumenten wird außerdem erläutert, wie Schubarth mit den anderen ungenannten Mitverschwörern zusammenarbeitete. Sie wollten das Sperma von „MMK“ zur künstlichen Befruchtung verschiedener anderer Schafarten verwenden. Diese seien in Montana jedoch allesamt verboten. Um die Tiere aus dem Bundesstaat herauszubringen, hätten Schubarth und die anderen Personen daher tierärztliche Kontrollbescheinigungen gefälscht.

„Die Art von Verbrechen, die wir hier aufgedeckt haben, könnte die Integrität unserer Wildtierarten in Montana bedrohen“, sagte Ron Howell, Chief of Enforcement für Montana Fish, Wildlife & Parks (FWP) in der Pressemitteilung der Justizbehörde. „Dies war ein komplexer Fall, und die Partnerschaft zwischen uns und dem U.S. Fish and Wildlife Service war entscheidend für die Lösung des Falles.“

Für jede Straftat droht Schubarth eine Höchststrafe von fünf Jahren Gefängnis, eine Geldstrafe von bis zu 250.000 Dollar und drei weitere Jahre Haft unter Aufsicht. Das finale Urteil im Prozess wird für den 11. Juli erwartet.

Weitere Quellen

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