Katzenbesitzer sind immer wieder irritiert, wenn ihre Katze anscheinend grundlos aufspringt und quer durch die Wohnung rennt, als wäre der Leibhaftige hinter ihr her. Warum macht sie das, und handelt es sich dabei um ein Spiel oder leidet die Katze eventuell unter Stress oder Langeweile?
Plötzlich springt die Katze auf und rennt wild durch die Wohnung bzw. das Haus. Genauso plötzlich findet die Jagd wie durch Zauberei ein Ende, die Katze legt sich entspannt aufs Sofa und putzt sich, als ob nie etwas gewesen wäre. Der Halter steht vor dem Rätsel, warum sein tierischer Mitbewohner dieses merkwürdige Verhalten zum Teil sogar täglich zeigt. Wenn die Katze ohne Rücksicht auf Verluste die Wände hochgeht, kann das verschiedene Gründe haben. PETBOOK erklärt, was dahinterstecken kann und was man als Besitzer jetzt tun kann.
Was sind Ursachen, wenn die Katze wild herumrennt?
„Das kuriose Verhalten ist bei Katzen oft in den Morgenstunden oder in der Dämmerung zu beobachten“ weiß Annika Wechmann-Scherbe, die sich vor einigen Jahren als Katzenpsychologin selbstständig gemacht hat. „Katzen sind nachtaktive Jäger und laufen zu diesen Tageszeiten zur Hochform auf.“
Katze muss ihre Energie loswerden
Lebt die Katze ausschließlich in Innenräumen, und hat keinen Freigang und keine entsprechende körperliche Auslastung, werden buchstäblich überschüssige Energien in ihr frei. „Die wilde Jagd, bei der die Katze anscheinend einer imaginären Beute hinterherjagt, mit angelegten Ohren über die Couch zu fliegen scheint und ekstatisch maunzt“, sagt Annika Wechmann-Scherbe. Häufig beobachtet sie dieses Verhalten, wenn Klienten sie aufsuchen, die nach einer Erklärung dafür suchen, warum ihre Katze immer wieder wild durch die Wohnung läuft.
Einer „Beute“ hinterherjagen
Auch in einem Mehrkatzenhaushalt kann es von Zeit zu Zeit zu solchen Ausbrüchen kommen, sogar, wenn es sich dabei um Freigänger handelt. Dann geschieht dieses „Abgehen“ von null auf hundert allerdings nicht so häufig. „Man kann dieses Verhalten manchmal beobachten, wenn die Katze auf der Lauer liegt, um dann plötzlich zu explodieren, wenn sie zum Sprung ansetzt, um die anvisierte Beute zu ergreifen“, weiß die Katzenpsychologin.
Katzenhalter haben aber vielleicht auch schon beobachtet, wie die Katze nach ihrem Geschäft auf dem Katzenklo wie von der Tarantel gestochen hochspringt und durch die Wohnung rennt. Ob sie ihren eigenen Geruch nicht mag? „Auf den ersten Blick könnte man das als Katzenhalter tatsächlich so interpretieren. Eine Art der Erleichterung nach dem Toilettenbesuch würde ich aber eher vermuten“, so Wechmann-Scherbe.
Können auch Krankheiten dahinterstecken?
Man sollte das seltsame Verhalten aber nicht immer auf die leichte Schulter nehmen. Vielleicht leidet die Katze unter Juckreiz am Po, dann hat sie möglicherweise Würmer oder andere Parasiten. Vielleicht plagen sie stechende Schmerzen? Tritt die Raserei meist nach dem Klo-Gang auf, sollte man einen Tierarzt aufsuchen, um abzuklären, ob die Verhaltensauffälligkeit krankheitsbedingt ist.
Selten erkranken Katzen am Hyperästhesie-Syndrom, auch Rolling Skin Syndrom oder Running Fits genannt. Es handelt es sich hier um eine seltene neurologische Störung. Die Katze attackiert dabei vielleicht sogar ihren eigenen Schwanz, und hat dabei erweiterte Pupillen. Hyperästhesie bedeutet so viel wie Überempfindlichkeit und zählt zu einer Sonderform der Epilepsie. Ob die Katze davon betroffen ist, muss durch einen Tierarzt abgeklärt werden.
Lösung durch Beschäftigung
Futterspiele
Meist sorgt eine intensivere Beschäftigung mit der Katze für ein Abflauen der „wilden Minuten“. Wechmann-Scherbe hat ein ganzes Bündel von Methoden parat: „Die meisten Katzen leiden tatsächlich unter Langeweile. Wenn man nicht immer die Zeit aufbringen kann, um mit der Katze zu spielen, bietet es sich z. B. an, das Trockenfutter oder Leckerlis in Spielzeugen oder Fummelbrettern zu verstecken.“ Nun ist das Tier eine Weile mit Schnuppern, Fummeln und Fangen beschäftigt, und kann dabei seinen Jagdtrieb abbauen.
Bürsten, Massagen und Streicheln
Die meisten Katzen genießen es, ausgiebig gebürstet zu werden. Auch eine leichte Massage des Nackens und das liebevolle Streicheln des Köpfchens helfen, Stress abzubauen. Aber Vorsicht: Manche Katzen mögen es nicht, an Körperstellen wie den empfindlichen Pfoten oder dem Bauch berührt zu werden, und können darauf ziemlich ungemütlich reagieren.
Spiel, Spaß und Clickern
Angeln, Federn, Bällchen, all diese Spielzeuge sorgen für eine tolle Abwechslung für das aufgeweckte Tier. Und, von wegen, man könne Katzen keine Tricks wie den vermeintlich schlaueren Hunden beibringen: „Manche Katzen sind durchaus lernbegierig“, weiß die Katzenexpertin. „Clickertraining ist eine tolle Möglichkeit, bei Tier und Mensch für Erfolgserlebnisse zu sorgen – und dabei werden natürlich auch Glückshormone freigesetzt“. Wer sich intensiver mit dem Clickern beschäftigen möchte, findet dazu Anleitungen im Internet. Außerdem gibt es auch Fachliteratur zum Thema.
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Fazit
Ist ihre Katze wirklich ausgelastet? Kennen Sie die Bedürfnisse ihrer Katze, und gehen Sie auf ihre Anforderungen auch genügend ein? Wenn Sie diese künftig mehr berücksichtigen, könnte das dafür sorgen, dass Ihre Katze bald nicht mehr so häufig oder auch gar nicht mehr wild durch die Wohnung rennt.
Quellen
- Gespräch mit Annika Wechmann-Scherbe https://www.katzenbetreuung-at-home.de/
- Tierarzt-talk-time.de, „Hyperästhesie-Syndrom der Katze“ (aufgerufen am 16.8.2022)
- Schlappohr.de, „Clickertraining Katze: Alles Wichtige einfach erklärt“ (aufgerufen am 16.8.2022)