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Präferenz

Können Katzen auch links- oder rechtshändig sein? Studien zeigen es

Kater Remo zeigt, ob er links- oder rechtshändig ist
Redaktionskater Remo zeigt im Selbstversuch eine starke Präferenz für die linke Pfote Foto: PETBOOK / Louisa Stoeffler
Louisa Stoeffler
Redakteurin

22.12.2023, 17:11 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Nicht nur beim Menschen gibt es Links- und Rechtshänder. Die Präferenz für einen Fuß oder eine Pfote gibt es auch im Tierreich häufig. Doch können auch Katzen links- oder rechtshändig sein und welche Auswirkungen könnte es auf die Tiere haben? Was Studien darüber aussagen, erklärt PETBOOK im Folgenden.

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Viele Arten im Tierreich zeigen ausgeprägte Präferenzen für bestimmte Pfoten oder Füße. Einige Primaten führen komplexe Aktionen meist mit links aus. Viele Menschen dagegen sind Rechtshänder und auch Hunde passen sich laut einer Studie dieser Präferenz häufig an. Doch wie sieht es bei Katzen aus? PETBOOK-Redakteurin Louisa Stoeffler gibt einen Überblick über die Studienlage und startet den Selbstversuch mit ihrem Kater Remo.

Katzen wurden lange in der Wissenschaft nicht so gründlich erforscht wie Hunde. Dies liegt daran, dass die Tiere nicht besonders folgsam sind und oft in fremder Umgebung nicht das gewünschte Verhalten zeigen. In den 90er-Jahren gab es einige erste Versuche, Präferenzen für eine Katzenpfote zu untersuchen. Diese waren jedoch ethisch höchst fragwürdig, da die Tiere unter Laborbedingungen in Käfighaltung leben mussten. Es verwundert also nicht, dass wenig belastbare Ergebnisse mit den unglücklichen Tieren erzielt wurden.

Erste bahnbrechende Erkenntnisse gibt es seit 2009, als Deborah Wells und Sarah Millsopp zuerst nachweisen konnten, dass die Pfotenpräferenz von Katzen am meisten von ihrem Geschlecht abhängt. Laut den Ergebnissen dieser Untersuchung bevorzugen Kater in der Regel die linke Pfote und Kätzinnen die rechte. Dies fanden sie durch einfache Experimente heraus, in denen die Tiere nach einem Spielzeug haschten, oder aus einem Glas ein Leckerli fischen sollten.

Über die Jahre hat sich Deborah Wells mit vielen Kollegen weiter mit dem Phänomen der Pfotenpräferenz bei Katzen beschäftigt. 2012 widmeten sich die Forscherinnen der Frage, ab wann sich die Präferenz für eine Pfote durchsetzt und untersuchten Katzen verschiedenen Alters. Dabei zeigte sich, dass sich bei Katzen ab dem Alter von etwa einem Jahr ihre Pfotenpräferenz fest etabliert hat. Vorher probieren sich die Tiere eher aus und benutzen mal die eine und dann wieder die andere Pfote.

Auch interessant: Pfotenpräferenz von Hunden richtet sich nach dem Besitzer

2016 fand eine weitere große Untersuchung von Katzen statt – diesmal mit verschiedenen Pfotenpräferenzen. Dafür wurden 90 Tiere untersucht, die jeweils zu 33,3 Prozent links- oder rechtshändig waren. Eine dritte Gruppe zeigte keine spezielle Präferenz für eine Seite und löste die Aufgaben beidhändig.

In dieser Untersuchung fanden die Forscher heraus, dass eine starke Pfotenpräferenz auch die Persönlichkeit und den Charakter der Katzen beeinflusst. Meist wirkte sich die jeweils weniger genutzte Seite des Gehirns dabei stark aus, die Nervenbahnen kreuzen sich also.

Denn auch bei Katzen verrichten die verschiedenen Seiten des Gehirns unterschiedliche Aufgaben. So ist die rechte Gehirnhälfte bei ängstlichem Verhalten und der Vermeidung von neuen Reizen stark involviert. Diese ist stärker ausgeprägt, wenn die Katzen entsprechend die linke Pfote bevorzugen. Die linke Gehirnhälfte dagegen unterdrückt Angst und fördert Erkundungs- und Annäherungsverhalten bei rechtspfötigen Katzen.

Deutliche Pfotenpräferenz spricht für starke Charakterentwicklung

Mithilfe von verschiedenen Verhaltenstests wurde anschließend diese Hypothese überprüft. Es zeigte sich, dass gerade beidhändig agierende Katzen am ängstlichsten waren. Zudem wurden sie von ihren Besitzern als aggressiver, weniger anhänglich, gehorsam und freundlich beschrieben, als Tiere mit einer eindeutigen Präferenz für eine bestimmte Pfote.

Bei rechtspfötigen Katzen dagegen wurde eine vermehrte Tendenz zur Verspieltheit dokumentiert. Eine weitere interessante Erkenntnis war, dass je stärker die Präferenz für eine Pfote ausgeprägt war, desto stärker waren auch ihre Charakterzüge ausgeprägt.

Links- und rechtshändige Katzen interagierten häufiger positiv mit den Haltern und zeigten typisch katzenhafte Reaktionen. Das könnte bedeuten, dass Katzen mit einer deutlichen Pfotenpräferenz auch eine gute Beziehung zu ihren Haltern haben und dementsprechend ihr normales Verhaltens ausleben können.

Haben linkshändige Katzen mehr gesundheitliche Probleme?

2018 gab es eine weitere Untersuchung zu diesem Thema. Deborah Wells sagte über die Ergebnisse dieses Experiments in einer Pressemitteilung ihrer Universität: „Es gibt Hinweise darauf, dass die Bevorzugung der Gliedmaßen ein nützlicher Indikator für die Anfälligkeit für Stress sein könnte.“ So schienen gerade Tiere, die keine Seite oder die linke Pfote bevorzugten, flatterhafter und anfälliger für schlechtes Wohlergehen.

Allerdings zeigte sich in dieser Untersuchung auch, dass die Präferenz für eine Seite immer dann aufhört, wenn Katzen ein Nickerchen machen. Denn dabei zeigte keins der Tiere eine spezielle Vorliebe – außer für ein ausgiebiges, tiefes Schläfchen.

Louisa Stoeffler, PETBOOK-Redakteurin

PETBOOK-Redakteurin startet den Selbsttest

„Vor ein paar Wochen habe ich mit meinem Kater trainiert, die Pfote zu geben, bevor er ein Leckerli bekommt. ‚Sitz‘ konnte er zu dem Zeitpunkt schon, also war es leicht, den nächsten Trick aufzubauen. Dabei zeigte sich bei Remo eine deutliche Präferenz für die linke Pfote – egal, ob ich ihm meine linke oder rechte Hand anbot. Mit unserem Selbsttest können wir also die bisherigen Studienergebnisse bestätigen.
Dies kann man auch ganz leicht selbst mit seiner Katze zu Hause testen. Im Alltag notiert man sich, welche Pfote Katzen benutzen, wenn sie in ihr Klo gehen, über etwas steigen müssen, oder bevorzugt benutzen, um an versteckte Leckerli zu gelangen.
Den Trick ‚Pfote‘ kann man ebenfalls benutzen, um festzustellen, ob die eigene Katze links- oder rechtshändig ist. Wir haben ihn aufgebaut, indem Remo bereits im „Sitz“ war und ich dann seine Pfoten leicht berührte oder anhob. Anschließend bekam er ein Leckerli. Da er bereits Erfahrung mit Tricks hatte und sehr futtermotiviert ist, klappte das Training sehr gut. Bereits nach drei Versuchen gab er selbstständig die Pfote – fast immer die linke. In ganz seltenen Fällen, oder wenn die Gier auf das Leckerli zu groß war, nahm er auch mal beide Pfoten zu Hilfe.“Louisa Stoeffler, PETBOOK-Redakteurin
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Quellen

Themen Katzenverhalten
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