
8. Juli 2025, 11:11 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Die Singapura fasziniert mit ihrem exotischen Ursprung, ihrer seidenweichen Fellfarbe und ihrem ausgeprägten Sozialverhalten. Sie ist die kleinste anerkannte Katzenrasse der Welt, doch hinter ihrem niedlichen Äußeren steckt mehr als nur Charme: Wer diese Mini-Katze verstehen will, muss auch ihre bewegte Geschichte und besonderen Bedürfnisse kennen.
Die Singapura ist nicht nur eine der seltensten Katzenrassen weltweit, sondern auch eine der umstrittensten – zumindest, was ihre Herkunft betrifft. Während einige Quellen sie direkt aus Singapur ableiten, sprechen andere von einer gezielten Zucht in den USA. Wahrscheinlich liegt die Wahrheit in der Mitte: Die ersten Tiere wurden 1970 auf den Straßen und in Abwasserkanälen Singapurs entdeckt und gelangten 1975 in die Hände amerikanischer Züchter, die ihre Entwicklung entscheidend prägten. Heute ist die Singapura offiziell anerkannt und hat sich als intelligente, menschenbezogene Wohnungskatze etabliert, die mit ihrem sanften Wesen und ihrem verspielten Temperament überzeugt. Aufgrund ihrer besonderen Genetik, Größe und Pflegebedürfnisse eignet sich die Singapura jedoch nicht für jedes Zuhause.
Herkunft
Die Singapura-Katze hat eine ungewöhnliche Zuchtgeschichte, die zwischen Mythos und belegter Historie schwankt. Ihre Wurzeln lassen sich auf den südostasiatischen Stadtstaat Singapur zurückführen, was sich auch im Namen der Rasse („Singapura“ bedeutet auf Malaiisch „Singapur“) widerspiegelt. Dort lebten die kleinen, sepiafarbenen Katzen in Abflussrohren und erhielten deshalb den Beinamen „Drain Cats“. 1970 entdeckten die amerikanischen Auswanderer Hal und Tommy Meadow mehrere dieser Katzen – darunter Tiere namens Ticle, Pusse, Tes, George, Gladys und Chiko. Diese Katzen bildeten die Basis für die spätere Zucht. Nach ihrer Rückkehr in die USA begannen die Meadows ab 1975 mit der gezielten Zucht.
1982 wurde die Rasse in den USA offiziell anerkannt, 1988 zur Teilnahme an Wettbewerben zugelassen. Erst Ende der 1980er Jahre erreichte die Singapura Europa, zunächst über Großbritannien. Eine umfassende Anerkennung durch die „Fédération Internationale Féline“ (FIFé) erfolgte im Jahr 2014. Genetisch weist die Rasse Ähnlichkeiten mit Abessiniern, Burmesen und Siamkatzen auf. Aufgrund der kleinen Zuchtbasis ist die genetische Vielfalt begrenzt, was eine gezielte Zuchtkontrolle erforderlich macht.
Aussehen & Fell
Die Singapura gilt als die kleinste Katzenrasse der Welt. Ihre Schulterhöhe beträgt maximal 20 Zentimeter, ihr Gewicht liegt typischerweise zwischen zwei und drei Kilogramm – bei beiden Geschlechtern nahezu identisch. Trotz ihrer zierlichen Statur ist ihr Körper muskulös und athletisch, was ihr eine überraschend hohe Sprungkraft verleiht. Die körperliche Reife erreicht sie erst im Alter von etwa 15 bis 24 Monaten.
Typisch für sie sind ihre großen, weit geöffneten, mandelförmigen Augen mit schwarzer Umrandung. Die Augenfarbe variiert zwischen Grün, Haselnuss, Gelb oder Braun. Auch die Ohren sind auffällig groß, mit breitem Ansatz. Der Schwanz ist mittellang, schlank und endet stumpf. Insgesamt vermittelt das Erscheinungsbild der Singapura Eleganz, Harmonie und eine gewisse Exotik.
Ihr Fell ist kurz, seidig, eng anliegend und kommt ohne Unterwolle aus – was die Pflege deutlich erleichtert. Die einzige offiziell anerkannte Fellfarbe ist „sepia agouti“, eine hell-dunkel gebänderte Zeichnung (sog. „Ticking“), bei der jedes einzelne Haar mehrfach gebändert ist. Diese Fellzeichnung basiert genetisch auf einem partiellen Albinismus, dem sogenannten Akromelanismus, der eine dunklere Färbung an kühleren Körperstellen – etwa Gesicht, Ohren, Schwanz und Beine – hervorruft. Die Kitten der Singapura werden zunächst hell geboren und dunkeln erst im Laufe der Zeit nach. Nach ein bis zwei Jahren haben die Katzen ihre endgültige Fellfarbe erlangt.
Charakter & Gemüt
Die Singapura ist eine sensible und feinfühlige Katze mit einem sanften Wesen. Beim Einzug ins neue Zuhause zeigt sie sich häufig scheu und braucht Zeit, um Vertrauen zu fassen. Mit Geduld und Einfühlungsvermögen entwickelt sie jedoch eine sehr enge Bindung zu ihren Menschen und folgt diesen oft auf Schritt und Tritt. Sie gilt als äußerst menschenbezogen, liebt Körperkontakt und sucht aktiv die Nähe ihrer Bezugspersonen – sei es auf dem Schoß, der Schulter oder einfach im selben Raum.
Charakterlich ist die Singapura intelligent, neugierig und verspielt. Sie liebt es, ihre Umgebung zu erkunden, ist aber nicht übermäßig fordernd. Ihre freundliche Art und ihr ausgeglichener Charakter machen sie zu einer idealen Wohnungskatze – solange ihre sozialen und geistigen Bedürfnisse erfüllt werden.
Fremden begegnet sie zunächst zurückhaltend, aber freundlich. Ihre soziale Ader zeigt sich besonders im Umgang mit Artgenossen. Eine Einzelhaltung ist für diese Rasse nicht artgerecht: Singapuras brauchen die Gesellschaft anderer Katzen, mit denen sie spielen und kuscheln können. Auch mit katzenverträglichen Hunden kommen sie meist gut zurecht.
Training & Beschäftigung
Die Singapura ist eine lernfreudige und aktive Katze, die sich hervorragend für Clickertraining, Intelligenzspielzeug und gemeinsames Spiel eignet. Sie benötigt geistige Anreize, um sich ausgeglichen und wohlzufühlen. Besonders beliebt sind Jagdspiele, Schnurspiele und interaktive Beschäftigung mit dem Menschen. Ein strukturierter Tagesablauf mit festen Spielzeiten ist empfehlenswert, um ihr Bedürfnis nach Interaktion zu stillen. Da sie körperlich sehr agil ist, profitiert sie auch von vertikalen Bewegungsmöglichkeiten wie Kletterwänden, hohen Kratzbäumen oder Regalbrettern. Ihre hohe Intelligenz und Anhänglichkeit machen sie zu einer angenehmen Trainingspartnerin – auch einfache Tricks kann man ihr gut beibringen.
Richtige Haltung & Pflege
Die Singapura eignet sich für die reine Wohnungshaltung, vorausgesetzt, es stehen ausreichend Rückzugsorte, Beschäftigungsmöglichkeiten und Gesellschaft zur Verfügung. Besonders wichtig ist ein Katzenpartner, denn diese soziale Rasse leidet schnell unter Einsamkeit. In Haushalten mit kleinen Kindern ist Rücksichtnahme erforderlich – empfohlen wird die Haltung erst mit Kindern ab etwa sechs Jahren.
Obwohl die Singapura neugierig ist, gilt sie nicht als typische Freigängerin. Gesicherter Auslauf auf Balkon oder Terrasse wird gern angenommen.
Ihre Fellpflege ist unkompliziert: Aufgrund der fehlenden Unterwolle genügt wöchentliches Bürsten. Der geringe Haarverlust macht sie zu einer pflegeleichten Mitbewohnerin. Neben der Fellpflege sind regelmäßige Impfungen sowie die Parasitenprophylaxe essenziell.
Ernährung
Als aktive und muskulöse Katze hat die Singapura einen erhöhten Energiebedarf. Wichtig ist daher eine proteinreiche Ernährung mit hohem Fleischanteil. Hochwertiges Nass- oder Trockenfutter sollte frei von Zucker, Getreide und künstlichen Zusatzstoffen sein. Alternativ ist eine BARF-Ernährung (biologisch artgerechte Rohfütterung) möglich, sofern sie mit notwendigen Supplementen ergänzt wird.
Da die meisten Futtermittelhersteller bei ihren Angaben erst ein Gewicht von vier Kilogramm berücksichtigen, sollte man die richtige Futtermenge für die Singapura im Zweifelsfall oder bei bestehendem Übergewicht von einem Tierarzt ermitteln lassen.
Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten
Grundsätzlich gilt die Singapura als robuste Katzenrasse mit einer Lebenserwartung von 12 bis 15 Jahren – bei guter Pflege auch länger. Es gibt jedoch eine genetisch bedingte Erkrankung, auf die besonders geachtet werden sollte: das Pyruvatkinase-Defizit (PK-Defizienz). Dabei handelt es sich um einen Enzymmangel, der zu Blutarmut (Anämie) führen kann. Eine genetische Untersuchung auf diesen Defekt wird vor dem Zuchteinsatz dringend empfohlen.
Aufgrund ihres feinen Fells ohne Unterwolle ist die Singapura empfindlich gegenüber Kälte – Freigang in Herbst und Winter ist daher nicht zu empfehlen. Abgesehen davon treten keine rassetypischen Krankheiten gehäuft auf. Wie bei allen Katzen sollte auf Impfungen gegen Katzenschnupfen, -seuche, Leukose und ggf. Tollwut geachtet werden. Regelmäßige tierärztliche Kontrollen sind unerlässlich, um gesundheitliche Probleme frühzeitig zu erkennen.

Singapura

Tonkanese

American Bobtail Katze
Die Singapura im Überblick
- Charakter: anhänglich, verspielt, intelligent, menschenbezogen, sozial
- Größe: Schulterhöhe bis 20 cm
- Gewicht: 2–3 kg
- Fell: kurz, seidig, ohne Unterwolle
- Farbe: ausschließlich sepia agouti (getickt)
- Pflegeaufwand: gering, wöchentliches Bürsten ausreichend
- Besonderheiten: kleinste anerkannte Katzenrasse der Welt; benötigt Artgenossen