
5. Juli 2025, 15:58 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Mit ihren intensiv blauen Augen, dem kontrastreichen Point-Fellmuster und ihrer außergewöhnlich kommunikativen Art zählt die Siamkatze zu den auffälligsten und zugleich anspruchsvollsten Katzenrassen weltweit. Sie liebt Gesellschaft, fordert Aufmerksamkeit ein und zeigt ihre Meinung lautstark. Doch hinter der eleganten Fassade verbirgt sich eine sensible Persönlichkeit mit starkem Bindungsbedürfnis – ideal für erfahrene Katzenhalter mit Zeit und Geduld.
Die Siamkatze gehört zu den ältesten und bekanntesten Katzenrassen der Welt. Ursprünglich aus Thailand – ehemals Siam – stammend, galt sie in ihrer Heimat als Tempelkatze mit spiritueller Bedeutung. Ihre Zuchtgeschichte in Europa begann im 19. Jahrhundert, doch der eigentliche Boom setzte in den 1950er-Jahren ein, als vor allem US-Züchter einen besonders schlanken, extremen Typ förderten. Diese Zuchtrichtung führte zwar zu einem markanten Erscheinungsbild, brachte aber auch gesundheitliche Probleme mit sich. Heute unterscheiden Kenner klar zwischen der modernen Siamkatze und der Thai-Katze als traditioneller Variante. Die Siamkatze überzeugt durch hohe Intelligenz, einen ausgeprägten Bewegungsdrang und ihre besondere Lautsprache – Merkmale, die sie zu einem spannenden, aber auch fordernden Mitbewohner machen.
Herkunft
Die Ursprünge der Siamkatze liegen im ehemaligen Siam, dem heutigen Thailand. Dort wurden sie bereits im 14. Jahrhundert als Tempel- und Hofkatzen gehalten. Schriftliche Zeugnisse wie das „Tamra Maew“ (Katzenbuchgedicht) beschreiben Tiere, die dem heutigen Bild der Siamkatze erstaunlich nahekommen. In Europa trat die Rasse erstmals 1884 auf, als der siamesische König dem britischen Generalkonsul ein Katzenpaar schenkte: Pho und Mia. Die ersten Nachzuchten wurden bald darauf im Londoner Crystal Palace präsentiert.
1892 folgte der erste offizielle Rassestandard. In Deutschland wird die Siamkatze seit 1927 gezüchtet. Mitte des 20. Jahrhunderts wurde in den USA ein sehr schlanker, extremer Typ propagiert, was den Bekanntheitsgrad steigerte, aber auch zu Inzuchtproblemen führte. Die traditionelle, kompaktere Siamkatze wurde später unter dem Namen Thai-Katze als eigenständige Rasse anerkannt. Trotz ihrer wechselvollen Zuchtgeschichte hat sich die Siamkatze als eine der beliebtesten und langlebigsten Katzenrassen etabliert.
Aussehen & Fell
Die Siamkatze ist eine mittelgroße, schlanke Katze mit langen, feingliedrigen Beinen, ovalen Pfoten und einem langen, dünnen Schwanz. Ihr Kopf ist keilförmig, mit gerader Nase und großen, weit auseinanderstehenden Ohren. Die mandelförmigen Augen sind immer leuchtend blau – ein Merkmal des sogenannten Teilalbinismus, der auch für die charakteristische Fellfärbung verantwortlich ist. Das Fell ist kurz, seidig und liegt eng am Körper an. Es besitzt kaum Unterwolle, was die Pflege erleichtert, aber auch kälteempfindlich macht.
Typisch ist die Point-Zeichnung: Abzeichen an Ohren, Gesicht (Maske), Pfoten und Schwanz sind deutlich dunkler als der restliche Körper. Diese Pigmentierung tritt erst einige Wochen nach der Geburt auf – Siamkätzchen kommen zunächst weiß zur Welt. Zu den anerkannten Farbschlägen gehören Seal-, Blue-, Chocolate- und Lilac-Point. Zusätzlich existieren zahlreiche weitere Varianten wie Red-, Creme- oder Tabby-Points. Ein intensiver Kontrast zwischen Körperfarbe und Points gilt als Qualitätsmerkmal.
Charakter & Gemüt
Die Siamkatze ist eine ausgesprochene Charakterkatze: selbstbewusst, aufmerksamkeitsbedürftig, anhänglich und intelligent. Sie wird oft als „Hund unter den Katzen“ beschrieben – nicht nur wegen ihrer Lernfähigkeit, sondern auch wegen ihrer engen Bindung an den Menschen. Diese Katzen folgen ihrem Halter gern auf Schritt und Tritt und suchen stetigen Körperkontakt. Sie kommunizieren intensiv über ein großes Repertoire an Lauten, das von zartem Miauen bis zu durchdringenden Rufen reicht. Ihr Wesen ist lebhaft und verspielt, gleichzeitig aber auch sensibel.
Stimmungsschwankungen sind keine Seltenheit: Die Katze kann in einem Moment zutraulich sein, im nächsten beleidigt reagieren. Besuchern begegnen sie meist neugierig, gelegentlich distanziert. Ihr Sozialverhalten ist stark ausgeprägt – sowohl gegenüber Menschen als auch gegenüber Artgenossen. Eifersucht oder dominantes Verhalten können auftreten, wenn sie sich vernachlässigt fühlen. Für Anfänger sind Siamkatzen aufgrund ihrer hohen Ansprüche und Eigenwilligkeit nur bedingt geeignet.
Training & Beschäftigung
Siamkatzen sind extrem intelligent und lernfreudig. Sie eignen sich hervorragend für Clickertraining, Apportierspiele und kleine Tricks. Viele lernen sogar das Gehen an der Leine, sofern sie früh daran gewöhnt werden. Der ausgeprägte Jagdtrieb verlangt nach täglichen Spiel- und Bewegungseinheiten, einfache Ballspiele reichen meist nicht aus. Intelligenzspielzeuge und abwechslungsreiche Reize sind essenziell, um Langeweile vorzubeugen. Auch das Zusammenleben mit einer zweiten, ebenfalls aktiven Katze wirkt sich positiv auf das Wohlbefinden aus. Ohne geistige und körperliche Auslastung neigen Siamkatzen schnell zu Verhaltensauffälligkeiten – besonders in reiner Wohnungshaltung.
Richtige Haltung & Pflege
Die Siamkatze ist ein echtes Energiebündel und benötigt entsprechend angepasste Lebensbedingungen. In einer katzengerecht eingerichteten Wohnung mit Kletter- und Rückzugsmöglichkeiten, hohen Aussichtspunkten und abwechslungsreichem Spielzeug fühlt sie sich wohl – sofern sie nicht allein gehalten wird. Ideal ist ein gesicherter Balkon oder Freigang in einem eingezäunten Garten.
Aufgrund ihres dünnen Fells ist sie jedoch empfindlich gegenüber Kälte und Nässe. Die Fellpflege ist unkompliziert: gelegentliches Bürsten oder Abwischen mit einem feuchten Tuch reicht aus. Wichtig ist, die Siamkatze nicht zu lange allein zu lassen. Berufstätige sollten mindestens eine zweite Katze einplanen – am besten eine, die ebenso aktiv und sozial ist.
Ernährung
Die Siamkatze benötigt eine hochwertige, proteinreiche Ernährung mit hohem Fleischanteil. Ihr Energiebedarf ist durch den hohen Bewegungsdrang meist etwas erhöht, gleichzeitig neigt sie dazu, zu viel zu fressen. Eine gute Balance zwischen Futtermenge und Kalorienzufuhr ist daher essenziell. Ideal sind qualitativ hochwertige Nassfutter oder eine gut geplante Rohfütterung (BARF) nach tierärztlicher Beratung. Trockenfutter sollte nur ergänzend eingesetzt und immer mit ausreichendem Zugang zu frischem Wasser kombiniert werden – Trinkbrunnen fördern die Wasseraufnahme zusätzlich. Da Siamkatzen wählerisch sein können, sollte ein Futterwechsel immer schrittweise erfolgen.
Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten
Die Siamkatze gilt trotz ihrer Langlebigkeit als genetisch vorbelastet. Besonders häufig treten Augenerkrankungen auf, wie Schielen (Strabismus) und Augenzittern (Nystagmus), die durch ihren Teilalbinismus bedingt sind. Die progressive Retinaatrophie (PRA) kann zur Erblindung führen – ein Gentest ist verfügbar. Weitere erblich bedingte Krankheiten sind unter anderem Endokardiale Fibroelastose, Persistierender Ductus arteriosus, Porphyrie, Gangliosidose und das Pica-Syndrom.

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Die Siamkatze im Überblick
- Charakter: anhänglich, intelligent, lautstark, verspielt, dominant
- Größe/Gewicht: mittelgroß, 3–4 kg (Katzen), 4–5 kg (Kater)
- Fell: kurz, seidig, wenig Unterwolle
- Fellfarben: Point-Zeichnung in Seal, Blue, Chocolate, Lilac u. v. m.
- Pflegeaufwand: gering, aber kälteempfindlich
- Haltung: nicht für Einzelhaltung oder Berufstätige geeignet
- Lebenserwartung: 15–20 Jahre, vereinzelt bis 25 Jahre möglich