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Symptome und Tests

Woran man erkennt, dass eine Katze Schmerzen hat

Eine Katze zeigt anhand ihres Gesichts deutlich, dass sie Schmerzen hat
Selbst wenn Katzen eigentlich versuchen, ihr Leiden zu verstecken, kann man an einigen Anzeichen ablesen, wenn sie Schmerzen haben Foto: Getty Images / Julia Cherkasova
Louisa Stoeffler
Redakteurin

12.05.2023, 17:06 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Die Schmerzen der eigenen Katze zu erkennen, ist nicht leicht. Denn oft verstecken die Tiere ihr körperliches Unwohlsein. Es gibt aber mehrere Tests und einige körperliche Anzeichen, mit deren Hilfe man Schmerzen bei den Tieren leicht ablesen kann.

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Wie viele kleine Beutegreifer verstecken auch Katzen gern vor anderen, wenn sie Schmerzen haben. Dieses Verhalten zeigen auch die domestizierten Hauskatzen uns Menschen gegenüber. Was lange ein evolutionärer Überlebensfaktor im Wettbewerb mit größeren Tieren war, bringt den Katzen auch heute noch Vorteile. Denn die wenigsten lassen sich gern zum Tierarzt bringen, wenn es ihnen nicht gut geht, sondern verstecken ihr Unwohlsein. Wie man Schmerzen bei der Katze trotzdem an körperlichen Symptomen und mithilfe mehrerer Tests erkennen kann.

Schmerztests sagen aus, wie stark die Katze wirklich leidet

An den schottischen Universitäten Edinburgh und Glasgow wurde 2015 die sogenannte „Zusammengesetzte Glasgow-Schmerzskala bei Katzen“ kurz auch „CMPS – Feline“ einwickelt. Ein weiterer Test für Schmerzen bei Katzen wurde 2019 an der Universität Montreal erarbeitet. Dieser konzentriert sich vor allem auf den Kopf der Katze und die verschiedenen Ausdrücke im Gesicht. Er wird auch Feline Grimace Scale (Feline Grimassen-Skala) genannt. Mittlerweile gibt es den Test auch als App im GooglePlaystore oder im App Store von Apple. Beide Tests funktionieren nach einem Punktesystem. Sie waren zunächst als Richtlinie für Tierarzthelfer gedacht. Mittlerweile haben sie sich aber auch im häuslichen Bereich als erste Diagnose von Schmerzen bei Katzen bewährt.

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Feline Grimace Scale

Da Katzen viel über ihre Körpersprache kommunizieren, ist auch der Feline Grimace Scale auf diese Signale der Tiere ausgerichtet. Zum Beispiel vermitteln Ohren, Mund, Augen, sowie die Schnurrhaare Signale, die aussagen, wie es ihnen gerade geht. Stehen die Ohren des Tieres zum Beispiel nicht wie sonst nach oben gerichtet, sondern neigen sich zur Seite, ist der Schmerzindikator hoch. Gleiches gilt für eine angespannte Mundpartie oder zugekniffene Augen. Auch die Schnurrhaare der Tiere hängen in einem normalen Zustand leicht nach unten geneigt herunter. Hat die Katze jedoch Schmerzen, stellen sich die Schnurrhaare gerade auf, denn die Nerven darunter sind nun sehr angespannt.

Auch die Kopfhaltung einer Katze ist, wenn es ihr nicht gut geht, weder aufgeweckt noch aufgerichtet, sondern neigt sich eher zur Körpermitte hin. Zudem schauen die Tiere eher in Richtung Boden. Rechnet man nun die Werte der körperlichen Signale zusammen und landet bei einem hohen Wert bis zur 10, hat die Katze höchstwahrscheinlich Schmerzen. Sie sollte entsprechend einem Tierarzt vorgestellt werden. Die Signale des Katzengesichts können Sie auch nachfolgend symbolisch der Schaugrafik entnehmen.

Die Glasgow-Schmerzskala

Der Glasgow-Test vergibt jedoch noch mehr Punkte auf der Schmerzskala, analysiert jedoch ebenso wie der Grimassen-Test die körperlichen Signale der Katze sowie ihr übriges Verhalten. Dieser Test basiert auf einer ruhigen Situation, in der die Katze im besten Fall bereits transportbereit für den Besuch beim Tierarzt ist. Allerdings kann man die 7 Fragen des Glasgowtests auch so beantworten.

Frage 1: Ist die Katze ruhig, schnurrt sie oder miaut sie? Dies entspricht 0 Punkten auf der Schmerzskala. Gibt sie klagende, knurrende oder stöhnende Laute von sich, entspricht dies einem Schmerzpunkt.

Frage 2: Beobachten Sie die Katze nun genau. Folgende Verhaltensweisen entsprechen wieder Punkten.

  • die Katze ist entspannt – 0 Punkte
  • sie leckt sich die Lippen – 1 Punkt
  • sie ist unruhig oder drückt sich in eine Ecke – 2 Punkte
  • sie ist angespannt und gedruckt – 3 Punkte
  • sie ist starr und macht einen Buckel – 4 Punkte

Frage 3 der Glasgow-Schmerzskala setzt sich mit sichtbaren Wunden auseinander. Ignoriert das Tier eine vorhandene Wunde oder schmerzhafte Stelle, entspricht dies 0 Punkten. Das Tier fühlt sich nicht beeinträchtigt. Schenkt es der Wunde jedoch Aufmerksamkeit, beleckt sie oder reagiert wütend, ist es wahrscheinlich, dass es dort starke Schmerzen verspürt. Dies entspricht einem weiteren Punkt.

Frage 4 bezieht sich wieder auf das Schmerzgesicht der Katze. Man bewertet auch hier die Stellung der Ohren und des Mauls. Die Werte decken sich mit denen der Felinen Grimassenskala und ergeben bis zu 2 Punkte bei herunterhängenden Ohren und breit gezogenen Lefzen.

Frage 5: Was passiert, wenn man der Katze vom Kopf bis zur Schwanzspitze über den Rücken fährt?

  • reagiert auf das Streicheln – 0 Punkte
  • reagiert nicht – 1 Punkt
  • wird aggressiv – 2 Punkte

Frage 6 – der Drucktest: Wenn die Katze eine Wunde oder eine empfindliche Stelle hat, soll man in 5 Zentimeter Umkreis leichten Druck auf das Tier ausüben. Hat das Tier jedoch keine Wunde, kann man den Drucktest auch am Hinterbein oberhalb des Knies durchführen. Je nachdem, wie sich die Katze daraufhin verhält, gibt es weitere Schmerzpunkte.

  • die Katze tut nichts – 0 Punkte
  • sie schlägt mit dem Schwanz oder legt die Ohren an – 1 Punkt
  • sie schreit auf oder faucht – 2 Punkte
  • sie knurrt – 3 Punkte
  • sie beißt oder schlägt mit der Pfote – 4 Punkte

Frage 7: Abschließend wird beim Glasgow-Schmerztest der Gesamteindruck der Katze bewertet. Entweder wirkt sie:

  • glücklich und zufrieden – 0 Punkte,
  • uninteressiert und ruhig – 1 Punkt,
  • ängstlich oder nervös – 2 Punkte,
  • matt und abgeschlagen – 3 Punkte,
  • oder gedrückt und mürrisch – 4 Punkte.

Insgesamt sind 20 Schmerzpunkte möglich, jedoch sollte man bereits ab einem Wert von 10 den Weg zum Tierarzt antreten.

Weitere körperliche Anzeichen, dass eine Katze Schmerzen hat

Man kann auch noch an anderen Verhaltensweisen der Tiere ablesen, dass sie Schmerzen haben. Wenn sie zum Beispiel keine Bewegungsfreude zeigen, Sprünge vermeiden oder bereits lahmen, gibt es wahrscheinlich körperliche Ursachen, die sie davon abhalten.

Maunzt eine Katze laut beim Toilettengang oder sucht ihr Klo häufiger auf als sonst, spricht dies für Probleme beim Wasser lassen oder Kot absetzen. Dies lässt sich auch daran erkennen, wenn die Tiere ihren Genitalbereich häufiger und intensiver als sonst belecken. Auch, wenn andere Körperteile mehr geputzt werden als normal, kann dies für gesundheitliche Probleme sprechen.

Des Weiteren gibt es noch folgende Alarmsignale, die für Schmerzen bei der Katze sprechen:

  • sie zieht sich zurück oder versteckt sich ganz, obwohl sie sonst gesellig ist
  • das Futter wird verweigert
  • die Katze hat Stimmungsschwankungen oder wirkt launisch
  • sie hat geweitete oder verengte Pupillen
  • sie atmet flach, keucht oder hat Herzrasen
  • es zeigen sich Schwellungen, z. B. am Maul oder den Beinen
  • sie zieht den Bauch ein
  • sie wirkt ganz allgemein niedergeschlagen und schlapp

Meist zeigen sich Veränderungen dieser Art bei Katzen zudem relativ plötzlich, dann sollte man die Tests oder das Allgemeinbefinden des Tieres im Auge behalten. Denn so kann man bereits vorab beurteilen, dass es sich bei den Schmerzsymptomen um eine körperliche Ursache handelt. In jedem Fall sollten Symptome dieser Art bei einem Tierarztbesuch abgeklärt werden.

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