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Pfotenpflege

Sollte man seiner Katze die Krallen schneiden?

Einer entspannten Katze, die im Arm liegt, werden die Krallen geschnitten
Einer Katze die Krallen zu schneiden, sollte gut trainiert sein Foto: Getty Images / jamesjoong
Louisa Stoeffler
Redakteurin

15.04.2024, 11:23 Uhr | Lesezeit: 13 Minuten

Ob man Katzen die Krallen schneiden muss oder nicht, wird unter Haltern häufig diskutiert. Es kann jedoch sehr sinnvoll sein, die Tiere bei der Pfotenpflege zu unterstützen. Was man dabei beachten sollte und wie man das Schneiden der Krallen trainiert.

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Die Krallen gehören zu der Katze wie Schwanz und Schnurrhaare. Insgesamt 18 Stück besitzen die Tiere. Sie wachsen ein Leben lang. Für Katzen sind die Krallen unter anderem wichtig, damit sie springen und klettern können. Aber auch, um sich zu verteidigen oder auch mal zu kratzen, wenn es juckt: Katzen nutzen ihre Krallen für vieles – und wetzen sie, um oberflächliches Horn zu entfernen und ihre Werkzeuge scharf und spitz zu halten. Sie benötigen sie aber auch zum Greifen und Fangen von Beute.

Damit die Krallen der Katze zeitlebens einsatzfähig bleiben, ist eine gute Pfotenpflege wichtig. Meist erledigen Katzen das von ganz allein. Helfen muss man ihnen dabei in der Regel nicht. Es gibt aber auch Umstände, unter denen die Tiere unsere Hilfe benötigen. Eine mögliche Ausnahme sind alte und kranke Katzen, die ihre Krallen nicht mehr selbst ausreichend abwetzen können. Darauf weist der Industrieverband Heimtierbedarf (IVH) hin. Daher ist es sinnvoll, mit der Katze das Krallenschneiden zu trainieren. Wie das geht, weiß PETBOOK-Redakteurin Louisa Stoeffler aus eigener Erfahrung.

Darum ergibt es Sinn, das Schneiden der Krallen von Katzen zu üben

In vielen Fällen kümmern sich Katzen selbst recht gut um ihre Krallenpflege. So haben alle meine Katzen stets eigenständig ihre Pfoten gepflegt. Und doch halte ich es für wichtig, dass sie sich von klein auf daran gewöhnen, dass auch ich ihre Krallen kontrolliere und das ganz normal ist.

Denn in manchen Situationen brauchen unsere Haustiere Unterstützung. Im Alter sind sie vielleicht nicht mehr in der Lage, ihre Krallen selbst abzuwetzen. Auch reißen sie sich immer mal wieder durch intensive Nutzung eine Kralle ein. Daher habe ich das Krallenschneiden mit allen meinen Tieren bereits am Anfang trainiert.

Wann sollte man Katzen die Krallen schneiden?

Freigänger wetzen ihre Krallen in der Regel gut ab, sodass keine zusätzliche Pflege durch den Menschen notwendig ist. Allerdings muss man bei ihnen auch manchmal Dreck oder Steine aus den Krallen entfernen und sie daraufhin pflegen. Anders verhält es sich jedoch bei Wohnungskatzen, die ihre Krallen nicht so intensiv nutzen wie Freigänger.

Ein spezieller Fall bei den Krallen der Katze ist die am Vorderbein befindliche Wolfskralle, auch Daumenkralle genannt. Diese können viele Tiere (vor allem in Wohnungshaltung) nicht ausreichend abwetzen, sodass sie einwachsen kann und gesundheitliche Probleme wie Entzündungen und Schmerzen beim Laufen verursacht.

In der Regel ist es nicht unbedingt nötig, die Hinterkrallen bei einer Katze zu kürzen, aber man sollte trotzdem in der Lage sein, diese auf Verletzungen oder Fehlstellungen zu kontrollieren. Die hinteren Krallen wachsen in der Regel sogar etwas langsamer als die an den Vorderbeinen und sind nicht so essenziell für das Greifen und Klettern. Auch knabbern die Tiere diese Krallen meist selbst auf eine für sie ansprechende Länge zurecht. Anders verhält es sich bei den vorderen Krallen. Diese werden gern ausgiebig gewetzt und zu tödlichen Waffen zurechtgefeilt. Auch für den Besuch beim Tierarzt oder bei einem Katzensitter ist es daher höflich, diese zumindest ein bisschen zurechtzustutzen.

Wann sind Katzenkrallen zu lang?

Katzen machen normalerweise überhaupt keine Geräusche beim Laufen, denn im Gegensatz zu Hunden können sie ihre Krallen vollständig einziehen. Wie die Tiere das fertigbringen, können Sie in diesem Artikel nachlesen: Warum manche Tiere ihre Krallen einziehen können und andere nicht.

Hört man jedoch, wie Katzen beim Laufen über Fliesen oder Laminat immer wieder kleine Klickgeräusche machen, dann sind die Krallen zu lang. Das Tier kann sie nicht mehr einfahren. Dies kann auf Dauer eine Fehlstellung beim Laufen auslösen, die schmerzhaft wird.

Katzen kratzen sich zudem häufiger mal. Wenn die Krallen dabei zu lang werden, dann ist die Verletzungsgefahr besonders an den empfindlichen Ohren oder der Mundpartie hoch. Zeigt die Katze also blutige Kratzspuren, ist es Zeit, sie bei der Krallenpflege zu unterstützen.

Denn werden ihre Krallen zu lang, können sie etwa am Teppich oder anderen Textilien hängen bleiben, erklärt Tierärztin Katja Oelmann gegenüber dem IVH. Außerdem könnten die Krallen in die Ballenhaut einwachsen. „Die Verletzungsgefahr steigt ebenfalls: Das Tier kann sich eine Kralle ausreißen, sich selbst bei der Pflege kratzen oder die Kralle kann splittern“, so Oelmann.

Bei Kletterern nur die Spitzen kürzen

Wie man zu lange Krallen schonend kürzt und welche Länge passt, kann beim Tierarzt gezeigt werden. Die richtige Länge kann dabei jedoch vom Aktivitätslevel der Katze abhängen. „Wenn die Katze noch viel klettert, sollte man eher nur die Spitzen und dafür regelmäßig kürzen“, so Oelmann. „Liegt die alte Katze hauptsächlich nur noch, kann auch etwas mehr gekürzt werden.“ Bis in die Lederhaut sollte man die Krallen aber nie abschneiden.

Ein No-Go: Nagelclipper für menschliche Fingernägel für die Krallen verwenden. Besser geeignet sind spezielle Krallenscheren. Sie sind abgerundet und quetschen beim Kürzen nicht.

Übrigens: Damit die Krallenkontrolle – und falls nötig das Kürzen – gut klappt, übt man am besten schon mit jungen Katzen, sich an den empfindlichen Pfoten berühren zu lassen. „Mit vielen Leckerlis und anderen Belohnungen kann man die Krallen durch leichten Druck auf Ballen und Zehen nach vorne verlagern“, so Tierärztin Oelmann. „Man sollte dabei unbedingt darauf achten, dass das Tier keine Anzeichen von Panik zeigt. Im Zweifel lieber eine Pause einlegen.“

Wie trainiert man das Knipsen?

Warum man Katzen bereits im jungen Alter daran gewöhnen sollte, ihnen die Krallen zu schneiden, liegt auf der Hand. Denn dann sind sie besonders lernfähig und es ist leichter, sie auf Dinge zu trainieren, die sie nicht besonders gern tun.

Auch ich habe es bei all meinen Katzen sobald wie möglich eingeübt. Am einfachsten ist es, wenn man Kätzchen an die Prozedur gewöhnt, allerdings kommt es auch immer darauf an, wie gelassen sie sind. Mein Kater Remo, den ich erst in Alter von einem Jahr aus dem Tierschutz zu mir geholt habe, war bereits ein jugendlicher Rowdy. Mit konsequentem Training hat das Krallenschneiden aber auch bei ihm gut geklappt.

Ruhe bewahren und Krallen berühren

Zunächst begibt man sich mit dem Tier in einen ruhigen Raum und verschließt die Tür. Dann wird erst mal ausgiebig gekuschelt. Spielerisch kann man dann damit beginnen, die Pfoten der Katze zu berühren.

Lässt das Tier dies klaglos zu, kann man die Krallen am Gelenk vorsichtig herausdrücken. Dieser Krallenansatz befindet sich innerhalb der Pfote, ein paar Millimeter oberhalb der Krallen. Mit ein bisschen Übung findet man die Stelle gut und kann mit leichtem Druck die Kralle herausschieben. Dies passiert ganz automatisch und ist der Katze mit etwas Gewöhnung nicht unangenehm.

Krallen anschauen und Routine entwickeln

Es ist wichtig, dass das Tier bei der gesamten Prozedur ruhig bleibt. Ich habe dies zunächst erreicht, indem mit Remo kuschelte, wenn er auf dem Boden lag. Nebenbei hatte ich immer eine verschlossene Tüte Leckerli neben mir liegen, von denen er nach jedem Schritt im Training der Krallenpflege ein paar bekam.

Sehr gelassene Tiere lassen meist schon die Krallenpflege zu, wenn man ihre Krallen herausschieben kann. Manchen hilft es auch, wenn man sie an der Krallenschere schnuppern lässt, bevor man sie einsetzt. Nach und nach kann man bei der Krallenkontrolle dann die Schere ansetzen. Wichtig ist, darauf zu achten, dass man am Anfang nur sehr wenig von der Kralle abträgt. Diese ersten Trainings dienen mehr dazu, dass das Tier sich an das Gefühl gewöhnt.

Tiere mit schwerer Vergangenheit an die Krallenpflege gewöhnen

Meine Katzen stammten alle aus dem Tierschutz. Meist haben sie bereits einiges erlebt, wenn sie zu mir kommen. Dann ist natürlich noch mehr Fingerspitzengefühl bei der Krallenpflege gefragt. Meine erste Katze Minka wurde mit ihren Geschwistern in einem Sack aufgefunden. Diese Erfahrung war prägend für sie, weshalb sie sich unter Decken versteckt hat und am liebsten eingerollt mit mir kuschelte, weil sie so – ganz wie zur traumatischsten Zeit ihrer Entwicklung – nie allein war. Dies habe ich mir auch beim Krallenschneiden zunutze gemacht. Ihr gab es Sicherheit, wenn sie mich berührte, daher habe ich sie in den Arm genommen und leicht fixiert. Anschließend haben wir die Krallen gestutzt.

Bei Remo war diese Taktik nicht möglich. Jegliche Einschränkung seiner Freiheit führte bei ihm zu Abwehrverhalten. Tatsächlich hat mir hier seine Angewohnheit geholfen, mit mir auf die Toilette zu gehen. Warum Katzen das gern tun, lesen Sie in diesem Artikel: Warum folgt mir meine Katze auf die Toilette?

In diesem geschlossenen Raum war er immer sehr entspannt und hat auch Krallenschneiden zugelassen. Allerdings musste ich am Anfang den Knipser regelrecht vor ihm verstecken, bis er ganz entspannt war. Nach einer gewissen Gewöhnungsphase sitzt er nun entspannt schnurrend auf meinem Schoß und lässt mich alle seine Krallen kontrollieren und schneiden. Anschließend gibt es natürlich noch immer ein Leckerli, weil er es mittlerweile so brav über sich ergehen lässt.

PETBOOK-Redakteurin Louisa Stoeffler kontrolliert die Krallen von Kater Remo auf Länge
Kater Remo lässt sich sogar bei der Arbeit am Schreibtisch mal kurz die Krallen kontrollieren und schnurrt dabei entspannt Foto: PETBOOK / Louisa Stoeffler

Wie geht man beim Schneiden der Krallen einer Katze vor?

Am besten schneidet man die Krallen von Katzen mit einer dafür vorgesehenen Krallenschere. Diese funktionieren meist nur in eine Richtung, weshalb es wichtig ist, auf die Anordnung der Scherenblätter zu achten. Setzt man die Krallenschere verkehrt herum an, kann es passieren, dass die Kralle beim Schneiden splittert. Die sichelförmigen Krallen unserer Katzen bestehen nämlich aus mehreren Hornschichten. Diese sollten auch beim Krallenschneiden intakt bleiben.

Bei vielen Krallenscheren gibt ein kleiner Haken an der Seite – der auch Fingerorthese oder Tang genannt wird – Aufschluss darüber, wie man sie richtig hält. Diese Fingerorthese ist für den kleinen Finger gedacht und gibt nicht nur die Schnittrichtung vor, sondern verleiht auch mehr Sicherheit, um bei der Pfotenpflege nicht abzurutschen. Die meisten Krallenscheren sind für Rechtshänder ausgelegt, dreht man sie um und schneidet mit der linken Hand, sind die Scherenblätter bei manchen Modellen verkehrtherum.

Die Kralle muss immer im rechten Winkel geknipst werden. Hierbei sollte – besonders bei dunklen Krallen, bei denen man die Blutgefäße nicht sieht – nie zu viel weggeschnitten werden. Die Spitze zu trimmen reicht in der Regel aus.

Lose Schichten entfernen

Remo kratzt mit Vorliebe an einem speziellen Teppich. Das darf er auch, denn für diesen Zweck wurde er angeschafft. Allerdings lösen sich dabei manchmal Fasern, die sich zwischen die Hornschichten schieben und seine Krallen quasi ausfransen. Zudem macht er sich die Krallen kaputt, wenn er auf die Bürste des Staubsaugers einhaut – was er mit Vorliebe tut. Bei beidem lösen sich manchmal Splitter von seinen Krallen. Damit sie nicht weiter einreißen, ist es dann wieder einmal Zeit für eine „Kralliküre“.

Mit der richtigen Krallenschere kann man diese losen Schichten entfernen. Dazu öffnet man die Schere und schabt die lose Hornschicht vor dem Häutchen, das die Kralle umschließt, entgegen der Wuchsrichtung ab. Diese abgesplitterten Hornschichten können aber auch auftreten, wenn Katzen kratzfaul sind.

Was, wenn die Katze blutet?

Wenn die Katze beim Krallenschneiden blutet, hat man viel zu viel der Kralle entfernt. Normalerweise sollte diese Blutung jedoch binnen fünf Minuten aufhören. Es empfiehlt sich, die verletzte Kralle mit Wasserstoffsuperoxid auszuwaschen, denn es könnten sich noch Bakterien, Urin oder Reste vom Katzenstreu an der Pfote befinden. Diese sollten nicht in den Blutkreislauf geraten. Hört die Blutung nicht direkt wieder auf, sollte man zu einem Tierarzt gehen.

Auch kann das Vertrauen der Katze durch den zu tiefen Schnitt zumindest kurzfristig verloren gehen. Daher sollte man mindestens drei Millimeter vor den Blutgefäßen der Kralle aufhören zu schneiden, oder wirklich nur die Spitze abtragen. Gerade bei dunklen Krallen ist dies besonders sinnvoll, denn man sieht die Blutgefäße im Zweifel nicht einmal.

Wie oft sollte man die Krallen von Katzen kontrollieren?

Ein genauer Zeitraum für die Kontrolle der Krallen lässt sich nur schwer definieren. Bei manchen Tieren wachsen die Krallen schneller, sodass sich ein Zeitraum von vier Wochen anbietet. Bei anderen reicht eine Kontrolle und Schnitt alle acht Wochen. Allerdings ist das nur eine Faustregel. Hört man die Krallen der Katze beim Laufen oder hat das Tier sogar Probleme beim Auftreten, empfiehlt es sich direkt nachzuschauen und eine „Pfotiküre“ durchzuführen.

Die Krallen an den Hinterbeinen der Tiere sollte man zwar auch regelmäßig kontrollieren, aber hier ist ein Eingreifen mit dem Knipser vielleicht einmal alle drei Monate notwendig.

Fazit: Warum ich es für sinnvoll halte, der Katze die Krallen zu schneiden

Ich habe vor Jahren auf eine Seniorkatze aufgepasst. Der Kater war 15 Jahre alt und ihm wurden nie die Krallen geschnitten, der Besitzer hatte dies entsprechend auch nicht trainiert. Die Wolfskralle des Tieres wuchs zu diesem Zeitpunkt schmerzhaft in die Haut hinein, die restlichen vorderen Krallen führten zu einer Fehlstellung, die eine Arthritis begünstigt hatte.

Gerade im Alter werden die Krallen bei Katzen etwas verhornter und dicker. Bei verminderter Aktivität nutzen sie sich zudem schlecht ab. Der Halter hatte zu diesem Zeitpunkt keine andere Möglichkeit als mit dem Tier regelmäßig zum Tierarzt zu gehen, um die Krallenpflege dort durchführen zu lassen. In der Zeit, in der ich auf den Kater aufpasste, übernahm ich die Pfotenpflege.

Aber nicht nur aufgrund des Alters halte ich es für sinnvoll, dass Katzen an das Schneiden der Krallen gewöhnt werden. Auch nach einer Operation, bei der sie wochenlang eine Halskrause tragen müssen, sollte man den Tieren bei der Pfotenpflege zur Seite stehen. Im Zweifelsfall ist es auch günstiger und für das Tier weniger stressig, als dafür immer zum Tierarzt zu müssen.

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Quellen

Mit Material der dpa

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