
30. Juni 2025, 16:07 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Immer wieder liest man, dass Katzen Salzwasser trinken könnten. Doch wie passt das zusammen? Haben die Tiere doch recht empfindliche Nieren und sind allgemein vom Trinken nicht so angetan. PETBOOK-Redakteurin und Biologin Saskia Schneider ist dieser Fragestellung nachgegangen und erklärt, warum Salz im Wasser für Katzen sogar positive Effekte haben kann.
Schon als Kind lernen wir: Salzwasser zu trinken, ist keine gute Idee – auch wenn man noch so durstig ist. Denn das im Wasser enthaltene Salz ist so hoch konzentriert, dass es den Körper nur noch mehr austrocknet. Das gilt nicht nur für Menschen, sondern auch für Tiere. Nur wenige von ihnen haben spezielle Mechanismen entwickelt, die es ihnen erlauben, Salzwasser ohne Wasserverlust zu trinken. Dazu gehören etwa Seevögel wie Möwen. Bei Katzen würde man diese Fähigkeit allerdings wohl kaum vermuten. Schließlich haben sie doch so empfindliche Nieren. Trotzdem findet man immer mal wieder die Aussage, Katzen könnten Salzwasser trinken. Doch, was ist dran?
Können Katzen Salzwasser trinken? Das besagt die Forschung
So unglaublich es auch für Katzenhalter klingt: In der Wissenschaft ist schon länger bekannt, dass Katzen Salzwasser trinken können. Bereits 1959 erschien eine Studie im „American Journal of Physiology“, die nachwies, dass Katzen Meerwasser trinken können, ohne auszutrocknen: „Unter bestimmten Bedingungen, bei denen die Nahrung zwar ausreichend Kalorien liefert, aber zu wenig Wasser für eine dehydrierte Katze [bietet], sind diese Tiere nachweislich auf die Aufnahme von Meerwasser angewiesen. Sie trinken in der Regel ausreichend Meerwasser […], um zu gedeihen und so sogar einen zuvor verursachten Wassermangel auszugleichen“ heißt es in der Zusammenfassung der Arbeit.
Aber wie schaffen Katzen es, dass ihnen das Salzwasser nicht noch mehr Wasser entzieht? Das Geheimnis liegt in den Nieren, die eigentlich als Schwachstelle der Tiere gelten. Tatsächlich ist dieses Organ bei Katzen aber in der Lage, überschüssiges Natrium, also Salz, auszuscheiden, sodass Salzwasser Katzen mit Flüssigkeit versorgen kann. Diese Fähigkeit geht wahrscheinlich auf die Ursprünge der Katze als Bewohner von Wüsten und Steppen zurück. Dort war Wasser rar, was übrigens einer der Gründe ist, warum Katzen von Natur aus schlechte Trinker sind. Sie decken ihren Flüssigkeitsbedarf hauptsächlich über ihre Nahrung. Dabei sind die Nieren der Katze sehr effizient darin, hohe Salzmengen aus der Nahrung zu filtern, sodass Katzen im Notfall sogar in der Lage sind, Salzwasser zu trinken.1
Katzen können viermal so hohe Salzmengen tolerieren wie Menschen
Zwar hat diese Fähigkeit auch ihre Grenzen, aber für einen oder zwei Tage wären Katzen rein rechnerisch sogar in der Lage, ihren gesamten Flüssigkeitsbedarf über Meerwasser zu decken. Dafür benötigt eine fünf Kilogramm schwere Katze etwa 250 Milliliter Wasser. Diese Menge an Meerwasser enthält etwa 8,75 Gramm Salz. Da die tödliche Dosis bei etwa vier Gramm Salz pro Kilogramm Körpergewicht liegt, würde die Katze das also überleben. Zum Vergleich: Für Menschen gilt eine Dosis von 0,5 bis 1 Gramm Kochsalz pro Kilogramm Körpergewicht als tödlich. Katzen vertragen also die vierfache Menge an Salz. 2
Salz kann für Katzen positive Effekte haben
Mehrere Studien konnten nachweisen, dass Salz in der Nahrung von Katzen sogar positive Effekte hat. Dabei wurde untersucht, wie sich ein erhöhter Salzgehalt (Natriumchlorid) im Futter auf die Gesundheit von Katzen auswirkt. Die Ergebnisse zeigten: Salzreiches Futter führt dazu, dass Katzen mehr trinken und auch mehr Urin ausscheiden. Dies ist besonders vorteilhaft für Tiere, die zu Harnwegerkrankungen neigen, da durch das vermehrte Trinken und Urinieren schädliche Stoffe besser ausgespült werden.
Eine häufig geäußerte Sorge war, dass zu viel Salz womöglich Nieren oder Herz schädigen könnte. Langzeitstudien mit gesunden, auch älteren Katzen zeigen jedoch, dass selbst über Jahre hinweg kein schädlicher Einfluss auf Blutdruck, Nierenfunktion oder Herz beobachtet wurde. Auch bei Katzen mit leicht erhöhtem Kreatininwert zu Beginn der Studien traten keine negativen Effekte auf. Die Daten deuten also darauf hin, dass salzreiches Futter für gesunde Katzen unbedenklich ist – jedoch wird bei bestehender Nierenerkrankung weiterhin Vorsicht empfohlen. 3, 4, 5

Diese Tiere können Salzwasser trinken

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Auch wenn Katzen unbeschadet Salzwasser trinken können und Salz in der Nahrung sogar positive Effekte haben kann, sollte man davon absehen, Salz ins Wasser oder Futter seiner Katzen zu geben. Die Fähigkeit, Salzwasser zu trinken, ist eine Überlebensstrategie und keine Präferenz der Tiere. Denn auch wenn Katzen hohe Salzmengen tolerieren, setzt das ihre Organe unter Stress und sollte absolute Ausnahme bleiben. Trotzdem ist es gut zu wissen, dass man mit seinem Tier nicht gleich in die Notaufnahme muss, wenn es mal ein paar Schlückchen aus dem Salzwasser-Pool nimmt oder vom salzigen Schinken nascht.
Eine artgerechte Ernährung und frisches, sauberes Leitungswasser reichen aus, um Ihre Katze gesund zu halten. Da manche Tiere aber schlechte Trinker sind, kann es durchaus Sinn machen, statt Wasser Fleischbrühe anzubieten – trotzdem bitte ohne Salz. Es gibt zudem spezielle Katzensuppen oder Drinks, die vor allem für Katzen, die ausschließlich Trockenfutter fressen, Sinn machen.
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