
11. Juni 2025, 17:20 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Katzen können beim Fressen recht mäkelig sein. Einmal schnuppern – nein, das mag ich nicht. Doch warum zeigen so viele Katzen dieses Verhalten und wann sollte man sich als Halter Sorgen machen?
Viele von Ihnen kennen die Situation bestimmt: Die Katze miaut herzzerreißend, so als ob sie jeden Moment verhungern würde, läuft freudig zum Napf, riecht einmal am Futter – und dreht wieder um. Schmeckt ihr das Essen nicht? Hat sie vielleicht Schmerzen oder ist krank? Diese Gedanken machen sich viele, wenn die Katze zwar am Futter interessiert riecht, aber letztendlich nicht frisst. Die Gründe dafür sind zum Glück meist harmlos und – tut mir leid, das sagen zu müssen, – oft selbst verschuldet. Allerdings sollten Sie das Verhalten genau beobachten – vor allem, wenn es auch nach mehrmaligem Futterwechsel stattfindet, denn es könnten auch Krankheiten oder Zahnprobleme dahinterstecken.
Katze hat keinen Appetit
Der häufigste Grund, warum die Katze am Futter riecht, aber nicht frisst, ist fehlender Appetit. Dies kann verschiedene Ursachen haben. Entweder hat die Katze gerade keinen Appetit auf die aktuelle Futtersorte oder der Hunger ist doch nicht so groß.
Viele Halter machen zudem den Fehler, jedes Mal sofort zum Napf zu laufen und Futter nachzufüllen, wenn die Katze miauend vor ihnen steht. Dabei kann das Tier auch ein Spiel oder Streicheleinheiten einfordern oder ihm ist generell langweilig. Dies führt schnell dazu, dass manche Katzen viel zu häufig Futter bekommen, was den Appetit mindern kann und dazu führt, dass die Katze dann nicht jedes Mal frisst.
Auch das Alter kann eine Rolle spielen. Genau wie bei uns Menschen nimmt auch der Appetit bei älteren Katzen ab. 1, 2
Katze hat uns gut konditioniert
Katzen sind Meister der Manipulation. Sie wissen genau, wie sie ihren Menschen dazu bekommen, das in den Napf zu füllen, wonach es ihrer Majestät gerade gelüstet. An diesem Verhalten ist allerdings nicht die Katze schuld, sondern der Mensch. Denn viele geben zu schnell nach und öffnen sofort eine zweite Futtersorte, wenn die Katze nicht frisst.
Doch es lohnt sich zu warten. So beobachte ich oft, dass Katzen anfänglich ein langes Gesicht machen, wenn nicht das gewünschte Futter im Napf landet, dann aber doch nach einiger Zeit anfangen zu fressen. Viel länger als eine Stunde sollte man das Futter allerdings nicht im Napf stehen lassen – zumindest nicht bei Nassfutter. Denn der Kontakt zur Luft kann zum Antrocknen führen und dann möchten viele Katzen erst recht nicht mehr fressen.
Mein Tipp: Lassen Sie das Futter maximal eine halbe Stunde stehen und räumen Sie es dann so weg, dass die Katze es nicht mehr riechen kann, und es nicht austrocknet. Nach einer Stunde können Sie es erneut versuchen.
Katze frisst wegen schlechten Erfahrungen nicht
Jeder, der sich schon mal den Magen verdorben hat, weiß, dass einem von dem Gericht oder dem Lebensmittel, das man als Letztes davor gegessen hat, regelrecht übel wird. Etwas Vergleichbares gibt es auch bei Katzen. Dabei muss das Futter nicht einmal Auslöser für die Magenverstimmung gewesen sein. Doch ich habe häufig bei meiner Katze Sweety beobachtet, dass sie die Futtersorte, die sie als Letztes bekommen hat, nach einem Magen-Darm-Infekt (den sie leider häufiger bekam), nicht mehr fressen wollte.
Hier lohnt es sich, seine Katze auf mehr als ein Futter einzugewöhnen, denn sonst wird der Wechsel schwierig. Daher füttere ich verschiedene Futtersorten verschiedener Hersteller. So ist auch vorgebeugt, falls mal ein Futter umformuliert (übrigens ein weiterer Grund, warum die Katze plötzlich nicht mehr frisst) oder aus dem Sortiment genommen wird.
Auch interessant: Wer seine Katze nur zwei Mal am Tag füttert, riskiert ihre Gesundheit
Futter riecht nicht stark genug
Bei Katzen isst nicht das Auge mit, sondern vor allem die Nase. Daher achten viele Hersteller darauf, dass das Futter stark und für Katzen gut duftet. Allerdings kann das Futter seinen Duft auch verlieren. Das passiert vor allem bei Trockenfutter. Zwar schließen viele Verpackungen luftdicht, aber mit der Zeit sorgt der ständige Kontakt mit Luft für einen Verlust des Geruchs.
Auch Futter, das aus dem Kühlschrank kommt und kalt ist, kann weniger stark riechen. Mal davon abgesehen, dass Katzen ohnehin nie Futter direkt aus dem Kühlschrank bekommen sollten, kann es sich lohnen, Nassfutter leicht zu erwärmen, damit es mehr Aroma verströmt. Bei Trockenfutter hingegen gehe ich so vor, dass ich kleinere Portionen einfriere und dann nach Bedarf frisch auftaue.
Geruchsverlust
Auch Katzen können ihren Geruchssinn verlieren – etwa bei einer Erkältung. Genau wie bei uns schmeckt dann alles etwas fade. Oder die Katze riecht am Futter, kann aber kaum Geruch wahrnehmen und frisst deshalb nicht. In der Regel geht der Geruchsverlust mit einer Krankheit einher und ist nur von kurzer Dauer. Es gibt aber auch seltene Fälle, in denen Katzen ihren Geruchssinn dauerhaft verlieren können. Hier sollte man Ursache und weiteres Vorgehen unbedingt mit dem Tierarzt absprechen.
Krankheiten
Neben Krankheiten wie Schnupfen, die mit Geruchsverlust einhergehen, können auch Fieber, Magen-Darm-Erkrankungen oder Schmerzen dazu führen, dass die Katze zwar am Futter riecht, aber nicht frisst. Meist wirken die Tiere dann generell abgeschlagen, schlafen viel oder kommen nicht zu den gewohnten Zeiten und betteln lautstark um Futter. Alle diese Anzeichen sollte man daher beobachten und im Zweifelsfall zum Tierarzt gehen.
Zahnprobleme
Ein Klassiker – und bei vielen Katzen leider viel zu spät erkannt – sind Zahnprobleme. Entzündungen im Mundraum, abgebrochene Zähne oder die Zahnkrankheit FORL können dazu führen, dass die Katze nicht mehr frisst. Das Tückische dabei ist, dass viele Zahnerkrankungen schleichend verlaufen und daher oft zu spät diagnostiziert werden.

Warum Katzen Futter am Napf-Rand liegen lassen

Tipps, um einer Katze längerfristig erfolgreich Tabletten zu geben

Meine Katze leidet unter Winterdepressionen! So habe ich ihr geholfen
Katze frisst nicht – ab wann zum Tierarzt?
Im Gegensatz zu Hunden, die auch mal ein oder zwei Tage fasten vertragen, wird es bei Katzen spätestens nach 24 Stunden kritisch. Das hängt mit der Verstoffwechslung von Fett in der Leber zusammen. Nach einem Tag Hungern aktiviert der Körper die Fettreserven. Dabei fällt eine größere Menge Fettsäuren an, die in der Leber gespeichert werden. So kommt es schnell zur Verfettung des Organs. Tierärzte sprechen dabei von einer hepatitischen Lipidose. Diese kann unbehandelt sogar tödlich enden. Vor allem übergewichtige oder ältere Katzen haben ein hohes Risiko. 3
Wenn Ihre Katze also länger als 24 Stunden nicht frisst, sollten Sie zum Tierarzt. Hierbei gilt: lieber zu früh als zu spät!

Zur Autorin
Dr. Saskia Schneider ist promovierte Biologin. In ihrem Studium an der Freien Universität Berlin widmete sie sich vor allem der Zoologie und dem Verhalten von Tieren. Neben der Ausbildung zur Redakteurin absolvierte sie eine Ausbildung zur Verhaltensberaterin mit Schwerpunkt Katze.