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Verspottet und vergöttert

Welche Rolle die Hauskatze bei den alten Römern und Griechen spielte

Eine Katze sitzt in einem griechischen Amphiteather
Von den Amphitheatern stehen heute nur noch Ruinen, doch die Katzen haben seit der Antike ihren festen Platz in Griechenland sicher Foto: Getty Images
Louisa Stoeffler
Redakteurin

11.06.2023, 14:50 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Mäusesammler, Gottheit, Bote des Satans oder geliebtes Familienmitglied. Die Geschichte der Katze ist lang und von Höhen und Tiefen geprägt. Im dritten Teil der PETBOOK-Reihe „Die Geschichte der Katze“ lesen Sie, wie es den Tieren in den Großreichen der antiken Griechen und Römer erging.

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In der Antike starteten einige kleine griechische Stadtstaaten mit der Expansion zur See und trieben Handel mit dem Alten Ägypten. Von dort stammten wohl auch die ersten Katzen, die auf die griechischen Inseln einwanderten. Doch hatten die Bewohner der Polis, was auf Altgriechisch „Stadt“ bedeutet, nicht immer nur lobende Worte für die Tiere. Anders hielten es die Bewohner Roms mit ihren Katzen, so gab es sogar ein Ausfuhrverbot für die heiligen Tiere. Die Geschichte der Katze in der Antike.

Wie die Katze ins antike Griechenland kam

Zwischen den Ägyptern und der altgriechischen mykenischen Zivilisation auf Kreta gab es bereits 1900 bis 1500 Jahre vor unserer Zeitrechnung rege Handelsbeziehungen, mehr zu diesem Thema lesen Sie im zweiten Teil unserer Reihe: Gottheit und Opfergabe – so wurden Katzen im Alten Ägypten verehrt.

Schon damals wurden bereits Katzen auch von den Griechen gehalten, darauf deuten archäologische Funde hin. Bei den Mykenern hießen die Tiere zunächst „ailouros“, was so viel bedeutet, wie „das Tier, das den Schwanz hin- und herschlenkert“. So fanden sich auch bereits im kretischen Palast von Knossos bei Ausgrabungen bemalte Reliefs, die Katzen zeigten. Archäologen gehen davon aus, dass dieser Palast zwischen 2000 bis 1800 Jahren vor unserer Zeitrechnung errichtet wurde. Dies beweist, dass die Mykener schon lange mit den Ägyptern Handel trieben und Katzen mit sich nach Hause brachten.

Aber auch zu einem späteren Zeitpunkt in der Antike beschäftigte man sich in der griechischen Hochkultur mit der Katze und ihrer Geschichte. Auf dem griechischen Festland fanden sich zur Zeit der Stadtstaaten Sparta und Athen Vasen mit Katzenmalereien, sowie Wanddekorationen und Marmorreliefs, welche die Tiere ebenfalls zeigten.

Griechen reagierten mit Spott auf die lange Geschichte der Katze im besetzten Ägypten

Tatsächlich waren die Katzen für die Griechen jedoch eher Nutztiere, die sie bereits auf Handelsschiffen bei sich hatten, damit sie die Mäuse und Ratten von den Handelsgütern fernhielten. Die Verehrung der Katze in Ägypten erntete einiges an Spott in der Zeit als die Ptolemäer nach der Eroberung Ägyptens dort als Pharaonen regierten (circa 332 bis 32 Jahre vor unserer Zeitrechnung). So verkündete beispielsweise der antike Geschichtsschreiber Herodot nach einem Besuch auf dem ägyptischen Katzenfriedhof in Bubastis: „Wenn in einem Hause eine Katze stirbt, scheren sich alle Hausbewohner die Augenbrauen ab“.

Herodots Schilderungen sind in Teilen noch reißerischer und unter Historikern mittlerweile umstritten. So schrieb er auch über den Katzenkult in Ägypten: „Wer ein Tier tötete, sei es auch nur versehentlich unter unglücklichen Umständen geschehen, wird ohne Urteil mit dem sofortigen Tod bestraft.“ An anderer Stelle in seinen historisierten Schriften berichtet Herodot, wie einfach es sei, Ägypter in der Schlacht zu schlagen. Man setze ihnen einfach Katzen vor, dann seien sie handlungsunfähig und müssten beten.

Antike Geschichte der Katze in Rom begann in Häusern der Elite

Das nächste Kapitel der Geschichte der Katze in der Antike spielt sich quasi in einer Dreiecksbeziehung zwischen den Ptolemäern, Ägyptern und Römern ab. Während sie die Griechen zwar wegen ihrer Gelehrtheit verehrten, übernahmen die Römer aber nicht die Vorurteile gegen die Ägypter oder ihre Katzen. Im Gegenteil. Es herrschte ein so reger Handel mit den Tieren zwischen Rom und dem ptolemäischen Ägypten, dass die Ausfuhr der Katzen verboten wurde. Manche Historiker haben auch den regen Handel treibenden Phönizier im Verdacht, die ersten Katzen nach Rom gebracht zu haben. Fest steht, dass sich die handelnden Völker des Mittelmeerraums durch Verbote nicht von ihren Geschäften abhalten ließen. So wurden massenhaft Katzen in Barken und Handelsschiffen über das Mittelmeer verschifft. Zunächst nach Sizilien und dann weiter nach Rom.

Zunächst fanden sich Katzen nur in den Haushalten der Elite, dem Geschlecht der Patrizier. Im lateinischen Sprachgebrauch wurden sie „felis“ genannt, was zunächst der Begriff für die heimische Wildkatze war. Dieser Begriff findet sich noch heute in der Wissenschaftssprache. Allerdings existiert noch ein zweites lateinisches Wort, dass sich die Römer aus dem südlichen Ägypten und von den nubischen Volksstämmen borgten. Aus „kadiska“ legten sich die Römer das Wort „cattus“ zurecht. Auch von diesem Wort leiten sich heute viele Bezeichnungen für die Tiere ab: zum Beispiel die wissenschaftliche Bezeichnung „felis catus“ und das englische Wort „cat“.

Römer gaben ihren Katzen Namen wie „Mäusesammler“ oder „der Räuber“

Uns sind heute sogar noch einige Namen für die Katzen der antiken Römer überliefert. Unter anderem trugen sie Namen wie Mussio „der Mauser“, Murilegus „Mäusesammler“ oder Pilax „der Räuber“. Aber auch der lateinische Name der Art findet Anklang in Namen wie Felicula oder Felicla.

Einer Legende nach soll sich auch der römische Bei- und Ehrenname Cato auch aus dem Wortstamm entwickelt haben. „Cato“ bedeutet so viel wie „gewandt“ oder „gelehrt“ und war der Beiname einer Generation von Staatsmännern, wie dem Schriftsteller Marcus Portius „Cato“, auch Cato der Ältere genannt. Ob Cato jedoch Katzen mochte, ist nicht überliefert.

Erste geschichtlich überlieferte Verhaltensanalyse der Katze von Plinius dem Älteren

Jedoch weiß man durch die Schrift „Naturalis historia“ von Plinius dem Älteren, einem Zeitgenossen von Julius Caesar, dass sich die Römer relativ gut mit den Tieren auskannten. Er beschreibt in seinem Traktat über die Natur, wie Katzen auf Bäume klettern und dass ihre Augen im Dunkeln leuchten. Auch beobachtete er, wie leise und vorsichtig sich Katzen an ihre Beute anschleichen und dass sie ihre Hinterlassenschaften vergraben, weil deren Geruch sie sonst verraten würde. Allerdings irrte Plinius, als er schrieb: „Bei Katzen ist die Zunge rau und geriffelt wie eine Feile und kann beim Belecken die menschliche Haut wegkratzen.“ Dies solle selbst gezähmte Katzen in den Wahnsinn treiben, sobald der Speichel ins Blut gelange.

Besser kannten sich die Menschen dieser antiken Zivilisation aber mit dem Freiheitsdrang der Tiere aus. Sie setzten sie zu Füßen der römischen Gottheit Libertas und personifizierten sie in Gestalt der Katze. Diese steht dem Namen nach für Unabhängigkeit und den freien römischen Bürger. Neben der Civitas (Bürgerrecht) und der Familia (Familienstand, Zugehörigkeit) war dies eines der wichtigsten Teile der Rechtsfähigkeit jedes freien Römers und zeigt, wie sehr diese die Katze schätzten.

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Quellen

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