VG Wort
Direkt zum Inhalt wechseln
logo Das Magazin für alle Tierbesitzer und -liebhaber
„Adopt, don’t shop“

Was Sie beachten müssen, wenn Sie Hunde aus dem Tierschutz adoptieren 

Verängstigter Hund im Tierheim
Hunde aus dem Tierschutz haben oft eine unbekannte Geschichte hinter sich und können anfangs ängstlich reagieren Foto: Getty Images

09.02.2023, 17:09 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Einen Hund zu sich holen und dabei Gutes tun – diesen Wunsch wollen sich immer mehr Tierliebhaber erfüllen. Ganz getreu dem Motto „Adopt, don’t shop“ wächst die Tendenz, einen Hund aus dem Tierheim oder von einer Tierschutzorganisation aus dem Ausland zu adoptieren. Dabei gibt es jedoch einiges zu beachten. PETBOOK sprach mit einer Tierschützerin darüber.

Artikel teilen

Die deutschen Tierheime sind seit Corona voll und an ihren Belastungsgrenzen. In Ländern wie Spanien, Griechenland, Kroatien oder Portugal ist die Lage oft noch schlimmer: Hier gibt es unzählige Streuner, die an den Mülltonnen schnüffeln, über Feldwege spazieren oder sich durch die von Touristen frequentierten Restaurants betteln. Wie unterstützt man Tierschutzorganisationen, die sich um die Vermittlung herrenloser Hunde kümmern? Was muss man bedenken, bevor man einen fremden (Auslands-)Hund zu sich nimmt und muss man sich direkt entscheiden, ob man einen Hund, den man nur von einem Foto her kennt, behalten will? PETBOOK hat eine Tierschützerin gefragt, und verrät, was Sie beachten sollten, wenn Sie einem Hund aus dem Tierschutz helfen wollen, an wen Sie sich wenden können und wie Sie eine seriöse Tierschutzorganisation erkennen.

Wieso überhaupt Hunde aus dem Tierschutz?

Zunächst stellen sich wohl viele die Frage, wieso man sich einen Hund aus dem Tierschutz zulegen sollte, wenn es doch zahlreiche Hundewelpen beim Züchter oder von privaten Anbietern gibt. Die Antwort darauf scheint einfach: Wer einen Hund aus dem Tierschutz bei sich aufnimmt, tut aktiv etwas gegen Tierleid. Etwa, in dem er einem Hund hilft, der in Not geraten ist, weil der ehemalige Besitzer verstorben ist. Oder man gibt einem der Hund von der Straße ein neues Zuhause. Natürlich ist das angesichts der immer weiter steigenden Zahl an streunenden Hunde nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Dennoch verändert man für eben diesen einen Hund für immer sein Leben.

Auch interessant: Anschaffung eines Haustiers – besser aus dem Tierheim oder vom Züchter?

Wie kann ich Hunden aus dem Tierschutz helfen?

Sie wollen einem Hund aus dem Tierschutz helfen, wissen aber noch nicht, wie? Da gibt es zahlreiche Möglichkeiten: Sie können sich bei einer Organisation als „Pflegestation“ bewerben und einen Hund bei sich so lange aufnehmen, bis die Organisation ein dauerhaftes, neues Zuhause für das Tier Hund gefunden hat. Sie können einen Hund auch als Pate mit regelmäßigen Spendengeldern unterstützen. Oder Sie „adoptieren“ einen Hund und werden dauerhaft das neue Herrchen oder Frauchen.

Pflegestelle – ein Zuhause auf Zeit

Als Pflegestation nehmen Sie einen Hund aus dem Tierschutz vorübergehend zu sich und kümmern sich so lange um ihn, bis er vermittelt ist. „Pflegestellen werden immer händeringend gesucht“, sagt Tierschützerin Fania Million. Die TV-Darstellerin und Besitzerin eines Beautysalons in Hamburg-Ottensen hat selbst zwei Hunde aus dem Tierschutz, die ursprünglich eigentlich nur vorübergehend bleiben sollten. Um eine Pflegestelle zu werden, muss man sich bei einer Tierschutzorganisation bewerben und angeben, wie der Hund bei einem gehalten wird: Ist ein Garten vorhanden? Wie lange ist der Hund allein? Besitzt man bereits Erfahrung im Umgang mit Hunden? Diese Angaben werden von den Organisationen geprüft. Das ist nötig, um sicherzugehen, dass der Hund in eine gute Obhut kommt und möglichst wenig Probleme auftreten.

Um die Vermittlung eines geeigneten Tieres kümmert sich die Organisation. Natürlich kann es trotzdem vorkommen, dass sich der Hund auf der Pflegestelle nicht gut einlebt. Etwa, weil er keine Kinder mag, bellt oder andere Verhaltensweisen zeigt, die vorher nicht bekannt waren. Es kann aber auch vorkommen, dass sich der Hund und seine vorübergehenden Besitzer auf der Pflegestelle noch viel besser verstehen, als erwartet.  „Ich habe meine Hündin Luna damals eigentlich nur als Pflegehund aufgenommen“, erzählt Tierschützerin Fania. „Eigentlich fand ich Luna überhaupt nicht schön, aber sie hat einfach ein Herz aus Gold. Ich konnte sie einfach nicht wieder weggeben.“ Solche Situationen passierten häufiger, wie Fania weiß: „Als Pflegestation hat man, wenn es gut zwischen Station und Hund läuft, das Vorrecht, den Hund zu behalten.“

Ist man sich also noch unsicher, ob man mit der Verantwortung eines Hundes aus dem Ausland fertig wird, oder aber dauerhaft keinen Hund halten kann und dennoch Gutes tun möchte, kann eine Pflegestation eine tolle Möglichkeit sein. So besteht die Möglichkeit, erste Erfahrungen im Umgang mit Tierschutzhunden zu machen.

So nehmen Sie einen Hund aus dem Ausland zu sich auf

„Wenn man einen Hund aus dem Ausland zu sich nimmt, sollte man sich unbedingt an eine seriöse Tiervermittlung wenden“, sagt Tierschützerin Fania Million. „Das ist wichtig, damit man auch wirklich einen Hund findet, der zu einem passt.“ Leider gibt es auch im Tierschutz schwarze Schafe, wie zum Beispiel Organisationen, die potenziellen Tierschützern wichtige Informationen zu den vermittelnden Tieren vorenthalten. Seriöse Organisationen erkennt man vor allem daran, dass sich die Organisation schon vor der Vermittlung intensiv um einen kümmert, mit allen Fragen weiterhilft und man einen Ansprechpartner hat.

Auch das Impressum auf der Website sowie die Verpflichtung zu einer Vorkontrolle und eine Schutzgebühr für den Hund, sind ein Muss. Als eingetragener Verein sollte die Organisation zudem in der Lage sein, Ihnen für die Schutzgebühr eine Spendenquittung auszustellen. „Seriöse Organisationen kennen ihre Hunde und haben eine relativ gute Menschenkenntnis“, sagt Fania. „Meistens läuft das wirklich so: Man sieht einen Hund und weiß, wer zu ihm passen würde.“ Wichtig sei aber auch, dass man als zukünftiger Hundebesitzer wahre Angaben mache. „Man muss wirklich ehrlich sein, wenn es um Fragen geht, wie lange man bei der Arbeit ist, wie lange der Hund allein ist und wie der Hund beschäftigt werden soll.“

Sind Hunde aus dem Tierschutz „schwieriger“ als andere Hunde?

„Ich glaube, niemand liebt so bedingungslos wie Kinder oder Hunde“, sagt Fania, deren Hündin Luna tiefe Brandnarben von einer Wärmelampe hat. „Viele der Hunde sind traumatisiert und dennoch unendlich lieb und geduldig. Solche Hunde brauchen oft besonders viel Liebe – und eine konsequente Hand.“ Es könne mitunter vorkommen, dass Hunde aus dem Tierschutz erst nach ein paar Tagen im neuen Zuhause ihren Charakter zeigen.

Was passiert, wenn es Probleme gibt?

Nicht alle Hunde aus dem Tierschutz sind gut sozialisiert. Manche Hunde reagieren aufgrund ihrer Vergangenheit aggressiv auf bestimmte Personengruppen oder entwickeln Eigenarten, die das Zusammenleben mit dem Menschen erschweren. „Eine seriöse Agentur hilft einem in Problemfällen“, sagt Fania. „Ich empfehle für den Anfang aber immer auch eine Hundeschule. Gute Tipps sind unersetzlich, um ein gutes Team zu werden. Das ist bei Tierschutzhunden und bei Welpen so.“  Am Ende seien auch Hunde aus dem Tierschutz ganz normale Hunde, die sich freuen, ihre Liebe teilen zu dürfen.

Mehr zum Thema

Fazit

Es gibt zahlreiche Gründe, einen Hund aus dem Tierschutz bei sich aufnehmen zu wollen: Man tut damit etwas Gutes und wenn man sich an eine seriöse Organisation wendet, erhält man im gesamten Prozess der Tier-Adoption Unterstützung. Damit nichts schiefgeht, sollte man vorher unbedingt ehrliche Angaben zu seiner Wohn- und Lebenssituation machen. Andernfalls besteht die Gefahr, dass man an einen Hund gerät, der nicht zu einem passt und sich daraus Schwierigkeiten entwickeln.

Eine seriöse Tierschutzorganisation kann man bereits am Auftritt im Internet erkennen. Spätestens aber, an der Art und Weise, wie der Kontakt zu Interessenten erfolgt und an der Erreichbarkeit. Letztedlich entscheidet auch immer das Bauchgefühl: Fühlen Sie sich gut bei einer Organisation aufgehoben, lassen Sie sich ehrlich beraten. Gleiches gilt für den Hund: Merken Sie, dass die und das Tier wie füreinander geschaffen sind, sollten sie über eine permanente Beziehung nachdenken – so wie man das auch in der Liebe macht.

Themen #fellby
Deine Datensicherheit bei der Nutzung der Teilen-Funktion
Um diesen Artikel oder andere Inhalte über Soziale-Netzwerke zu teilen, brauchen wir deine Zustimmung für
Sie haben erfolgreich Ihre Einwilligung in die Nutzung dieser Webseite mit Tracking und Cookies widerrufen. Sie können sich jetzt erneut zwischen dem Pur-Abo und der Nutzung mit personalisierter Werbung, Cookies und Tracking entscheiden.