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Länger im Tierheim

Warum schwarze Tiere nicht so häufig adoptiert werden wie andere

Schwarze Tiere, wie auch dieser junge Labrador-Welpe, werden aufgrund ihrer Fellfarbe seltener aus dem Tierheim adoptiert (Symbolbild)
Schwarze Tiere, wie auch dieser junge Labrador-Welpe, werden aufgrund ihrer Fellfarbe seltener aus dem Tierheim adoptiert (Symbolbild) Foto: Getty Images
Sonja Jordans

25.06.2023, 09:48 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Schwarze Tiere haben es schwerer als ihre Artgenossen mit anderen Fellfarben. Sie werden weniger häufig adoptiert und bleiben deshalb länger im Tierheim. Doch was sind die Gründe dafür, dass Hund, Katze und Co. mit dunklem Fell bei Menschen weniger beliebt sind?

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Schon in Geschichten für die Kleinsten ist zu lesen, dass schwarze Katzen mit bösen Hexen im Bunde seien. Und auch der in Märchen oft als böse dargestellte Wolf ist in der Regel schwarz und struppig. Doch nicht nur in der Literatur werden Tiere mit schwarzem Fell oft als böse dargestellt, auch in der Realität waren sie nicht immer gern gesehen. Bis heute haben es vor allem Katzen und Hunde mit dunklem Haarkleid schwer. Meist bleiben sie deutlich länger in Tierheimen zurück als ihre helleren Artgenossen. PETBOOK hat nachgefragt, woran das liegt.  

Bleiben schwarze Tiere wirklich länger in Tierheimen? 

Ja, teilt Hester Pommerening vom Deutschen Tierschutzbund mit: „Obwohl die Fellfarbe absolut nichts über den Charakter des Tieres aussagt, hat diese tatsächlich Auswirkungen auf die Vermittlungschancen in Tierheimen.“ Das habe eine Umfrage des Tierschutzbunds unter 313 seiner ihm angeschlossenen Heime ergeben. Dabei bestätigten 55 Prozent der Befragten, dass schwarze Hunde schwerer vermittelt würden, als solche mit hellem Fell. Bei Katzen seien es 48 Prozent. Vor allem große Hunde mit schwarzem Fell hätten es besonders schwer, ein neues Zuhause zu finden, hieß es weiter. In den USA, wo dieses Phänomen ebenfalls beobachtet wird, gibt es sogar einen Begriff dafür: Black Dog Syndrome.  

Auch interessant: Vermittlungsregeln im Tierheim: »Diese Menschen bekommen von uns keinen Hund

Warum sind Tiere mit schwarzem Fell schwerer vermittelbar? 

Die Gründe dafür sind laut Hester Pommerening vom Tierschutzbund vielfältig. Der Aberglaube spiele dabei auch heute noch eine Rolle. Das gelte vor allem für schwarze Katzen. Schon in Märchen werden sie mit Hexen und dem Teufel in Verbindung gebracht. Seit dem christlichen Mittelalter galten Katzen als Symbol des Heidentums, schwarze Katzen als teuflisch. Ein weiterer, besonders trauriger Grund dafür, dass schwarze Tiere heutzutage schlechter vermittelbar sind, soll im Onlineverhalten einiger Menschen liegen: Dunkles Fell, so teilt der Tierschutzbund mit, sei weniger fotogen, das hätten Umfragen ergeben – Selfies mit schwarzen Tieren kämen laut internationalen Medienberichten auf Instagram und Co. einfach nicht so gut an.  

Gelten die Tiere als Glücks- oder Unglücksbringer? 

Noch heute ist hierzulande die – vermutlich – aus dem Mittelalter stammende Sage bekannt, dass eine schwarze Katze Unglück bringe, wenn sie einem Menschen von links nach rechts über den Weg laufe. Der Grund: Im Christentum gilt die linke Seite als böse und unchristlich. Beim Jüngsten Gericht etwa stellen sich laut Bibel die guten Menschen an der rechten, die schlechten an der linken Seite auf. Und schwarz war die Farbe des Teufels. Daher glaubten die Menschen im Mittelalter, eine schwarze Katze von links bringe Pech. Im alten Ägypten dagegen wurden Katzen als Gottheiten verehrt. In Japan gelten Figuren schwarzer Katzen mit erhobener Pfote als Glücksbringer, weil sie vor Unheil und Krankheiten schützen sollen.

Besonders in der Region Mittelengland, unter anderem rund um Birmingham, stehen schwarze Katzen als Symbole für Glück und ewige Liebe. Einem Brautpaar, dem eine schwarze Katze vorausläuft, wird daher eine glückliche Ehe vorausgesagt. Und auch englische Seefahrer waren schon immer davon überzeugt, dass eine schwarze Katze an Bord eine sichere Reise garantiert. Wie schwarze Katzen gesehen werde, hängt also vor allem davon ab, in welcher Region der Welt sie leben. Der französische Schriftsteller Max O’Rell fasste es daher so zusammen: „Ob eine schwarze Katze Glück oder Unglück bringt, hängt davon ab, ob man eine Maus oder ein Mensch ist.“ 

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Warum gelten Tiere mit schwarzem Fell als aggressiver?  

Selbst Menschen, die sich nicht als abergläubisch bezeichnen würden, halten sich mitunter vor allem von Hunden mit schwarzem Fell fern. „Sie vermuten irrtümlich, dass dunkle Hunde gefährlicher oder aggressiver seien“, heißt es seitens des Tierschutzbundes. Doch abgesehen davon, dass Fellfarbe und Verhalten eines Tieres grundsätzlich nicht in Zusammenhang stehen, geht auch diese Vermutung auf Aberglauben zurück – in Filmen und Büchern werden aggressive oder gefährliche Tiere meist mit dunklem Haarkleid dargestellt.

„Hinzu kommt, dass Laien die Mimik von schwarzen Tieren aus der Entfernung eventuell schlechter erkennen oder deuten können, da in dem schwarzen Fellknäuel oft nur die Augen zu sehen sind“, sagt Hester Pommerening vom Deutschen Tierschutzbund. Das verunsichere vor allem Menschen, die sich mit der Körpersprache von Tieren nicht auskennen – daher blieben sie dem in ihren Augen vielleicht unfreundlich dreinblickenden Hund lieber fern, obgleich dieser sie nicht anders anschaut wie ein helles Tier.  

Fazit: Die Fellfarbe eines Tiers hat absolut nichts mit dessen Charakter zu tun. Dass schwarze Hunde, Katzen oder Kaninchen dennoch länger als ihre helleren Artgenossen in Tierheimen bleiben, ist vor allem deshalb traurig, weil Aberglaube und falsche Vorstellungen der Menschen Gründe dafür sind.

Quellen

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