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Darum darf man den Skye Terrier nicht unterschätzen

Ein Skye Terrier läuft mit seiner Halterin über die Grüne Woche in Berlin.
Wer sich auf den Skye Terrier einlässt, bekommt keinen Schoßhund, sondern einen anspruchsvollen Gefährten mit eigenem Kopf – und großem Herzen. Foto: picture alliance / dpa Themendienst | Andrea Warnecke
Dennis Agyemang
Redakteur

24. Mai 2025, 7:47 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Mit seinem bodenlangen, seidigen Fell und der extrem gestreckten Silhouette sorgt der Skye Terrier sofort für Aufmerksamkeit. Doch hinter der auffälligen Erscheinung steckt ein loyaler, willensstarker Charakterhund. Einst auf der schottischen Insel Skye als Jagdhund gezüchtet und später von der britischen Monarchie hofiert, ist diese Rasse heute eine echte Rarität.

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Der Skye Terrier zählt zu den ältesten schottischen Hunderassen und vereint in sich Historie, Eleganz und ein hohes Maß an Eigenständigkeit. Ursprünglich für die Jagd auf Niederwild gezüchtet, wandelte sich sein Einsatz mit der Zeit vom Gebrauchshund zum stilisierten Begleithund – nicht zuletzt durch den Einfluss des britischen Hochadels.

Sein markanter Körperbau – mehr als doppelt so lang wie hoch – ist ebenso unverwechselbar wie umstritten, denn die extreme Länge kann gesundheitliche Probleme begünstigen. Auch das reichhaltige Fell ist eine Herausforderung: Pflegeleicht geht anders. Dennoch ist der Skye Terrier kein überzüchteter Zierhund, sondern ein aktiver, robuster Terrier mit klaren Ansprüchen an seine Haltung. Besonders seine enge Bindung an eine Bezugsperson und seine sensible, dabei aber selbstbewusste Art machen ihn zu einer spannenden, jedoch nicht einfachen Rasse für erfahrene Halter.

Herkunft

Der Name des Skye Terriers verweist direkt auf seine geografischen Wurzeln: die Isle of Skye, eine der Hebrideninseln im Nordwesten Schottlands. Bereits im 16. Jahrhundert wurde dort ein niederläufiger, langhaariger Terrier zur Bekämpfung von Füchsen, Dachsen und Ottern eingesetzt. Überlieferungen zufolge sollen Hunde von gestrandeten Schiffen der spanischen Armada Einfluss auf die Rasseentwicklung gehabt haben. Vermutet wird auch eine Beteiligung früher Cairn-Terrier-Typen oder sogar skandinavischer Hunde wie des Västgötaspets.

Auf dem Landsitz Armadale Castle wurde der Skye Terrier gezielt weitergezüchtet, seine Entwicklung verlief jedoch über Jahrhunderte regional begrenzt. Erst im 19. Jahrhundert gelang der Rasse der Sprung in den Hochadel Englands: Queen Victoria und später Queen Alexandra machten den Skye Terrier salonfähig und züchteten ihn auf Schloss Windsor. So wandelte sich das Image des robusten Jagdhundes zum luxuriösen Begleiter. 1910 erfolgten die ersten offiziellen Eintragungen in das Terrier-Zuchtbuch. In Deutschland blieb die Rasse jedoch stets eine Seltenheit, was sie bis heute geblieben ist.

Aussehen & Fell

Das auffälligste Merkmal des Skye Terriers ist sein lang gestreckter Körperbau: Die Gesamtlänge vom Nasenspiegel bis zum Rutenende beträgt idealerweise 105 cm bei einer Widerristhöhe von lediglich 25–26 cm – damit ist er der längste aller Terrier. Der kräftige, muskulöse Körper ruht auf kurzen, geraden Gliedmaßen mit starken Pfoten. Der lange, leicht gebogene Hals trägt einen ebenfalls langen, kräftigen Kopf mit ausgeprägtem Fang.

Die Ohren können sowohl stehend als auch hängend getragen werden, beide Varianten sind standardgemäß akzeptiert und befedert. Das Fell besteht aus dichter Unterwolle und einem glatten, harten Deckhaar, das flach anliegt und in der Bewegung nicht behindern darf. Die Haare am Kopf sind kürzer und sollten die Sicht nicht einschränken – ein Ideal, das in der Ausstellungspraxis oft missachtet wird. Als Farben sind Schwarz, verschiedene Grau- und Falbtöne sowie Creme erlaubt, jeweils mit schwarzen Abzeichen an Ohren und Fang. Ein kleiner weißer Brustfleck ist zulässig.

Charakter & Gemüt

Der Skye Terrier gilt als typischer „Ein-Mann-Hund“ – seine Loyalität zu einer Bezugsperson ist tief und bedingungslos. Fremden gegenüber zeigt er sich meist reserviert, ohne aggressiv zu sein. Innerhalb der Familie kann er anhänglich und freundlich sein, jedoch wahrt er oft eine gewisse Distanz. Sein Wesen wird als elegant, selbstbewusst und sensibel beschrieben. Gleichzeitig besitzt er den typischen Terrierwillen: unabhängig, wachsam und nicht selten dickköpfig.

Seine hohe Intelligenz erlaubt ihm, schnell Zusammenhänge zu erkennen – auch zum eigenen Vorteil. Die soziale Verträglichkeit mit anderen Hunden hängt stark von individueller Prägung und früher Sozialisierung ab. Mit konsequenter, feinfühliger Führung entwickelt sich der Skye zu einem treuen Begleiter mit Charakter und Charme – vorausgesetzt, man respektiert seine Eigenständigkeit.

Erziehung

Die Erziehung eines Skye Terriers erfordert Geduld, Einfühlungsvermögen und Konsequenz. Der intelligente Hund lernt schnell, testet aber ebenso gerne seine Grenzen. Positive Verstärkung, klare Strukturen und frühe Sozialisierung sind essenziell. Grobe oder unfaire Maßnahmen quittiert er mit Rückzug oder Sturheit. Besonders wichtig ist eine solide Grunderziehung mit verlässlichem Rückruf, da der Terrier über einen ausgeprägten Jagdtrieb verfügt. Geeignet ist die Rasse daher nur bedingt für Anfänger. Wer jedoch über Erfahrung mit eigenständigen Hunden verfügt, kann den Skye Terrier mit Geduld und Respekt zu einem folgsamen, verlässlichen Partner erziehen.

Richtige Haltung & Pflege

Der Skye Terrier benötigt eine enge Anbindung an seine Menschen, ausreichend Bewegung und geistige Auslastung. Als Wohnungshund ist er geeignet, wenn regelmäßige Spaziergänge und sinnvolle Beschäftigung geboten werden. Die Pflege seines üppigen Fells ist anspruchsvoll: Tägliches Kämmen verhindert Verfilzungen und beugt Hautproblemen vor. Besonders während des Fellwechsels muss die Unterwolle gründlich ausgekämmt werden.

Augen und Ohren sollten regelmäßig kontrolliert und bei Bedarf freigeschnitten werden. Längere Treppenläufe sollten vermieden werden, da sie den Rücken belasten. Mit ausreichend Beschäftigung, Struktur und liebevoller Konsequenz fühlt sich der Skye Terrier in aktiven Haushalten wohl – sei es bei Einzelpersonen oder Familien mit älteren Kindern.

Ernährung

Eine ausgewogene, artgerechte Ernährung ist beim Skye Terrier besonders wichtig, da viele Vertreter zu Übergewicht neigen. Das Futter sollte hochwertig sein, mit hohem Fleischanteil und möglichst ohne Getreide – gerade da einige Terrier empfindlich auf bestimmte Proteine und Getreidearten reagieren können. Bei Verdacht auf Allergien ist ein Tierarztbesuch empfehlenswert. Die Futtermenge muss individuell an den Aktivitätsgrad und den Ernährungszustand angepasst werden. Auch Leckerlis sollten mit Bedacht gegeben werden. Eine bedarfsorientierte, kontrollierte Fütterung hilft, das Gewicht im gesunden Rahmen zu halten und gesundheitlichen Problemen vorzubeugen.

Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten

Die ausgeprägte Körperlänge des Skye Terriers birgt ein erhöhtes Risiko für Bandscheibenprobleme und andere Rückenleiden. Treppensteigen und Übergewicht sollten daher möglichst vermieden werden. Auch Gelenkprobleme und Blasenentzündungen treten bei niederläufigen Hunden häufiger auf. Zu den rassetypischen Erkrankungen zählen zudem Augeninfektionen und eine genetisch bedingte Anfälligkeit für chronische Hepatitis.

Regelmäßige tierärztliche Kontrollen, sorgfältige Haltung und gezielte Bewegung können das Krankheitsrisiko deutlich reduzieren. Trotz dieser potenziellen Schwächen gilt der Skye Terrier als grundsätzlich robust und schmerzunempfindlich – Verletzungen oder Beschwerden fallen oft erst spät auf.

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Die Skye Terrier im Überblick

  • Charakter: Intelligent, auf seinen Halter bezogen, aufmerksam
  • Körper: 25–26 cm Schulterhöhe
  • Gewicht: 8,5–10,5 kg
  • Fell: Doppelschichtig, langes, glattes Deckhaar
  • Besonderheit: Nicht für Anfänger geeignet, ideal für erfahrene Halter mit viel Zeit





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