
11. Mai 2025, 15:57 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Sanftmütig, kraftvoll und mit einem feinen Spürsinn ausgestattet: Die Polnische Bracke – auch als Ogar Polski bekannt – vereint auf faszinierende Weise das Wesen eines Jagdhundes mit den Qualitäten eines Familienbegleiters. Ihr charakteristisches zweifarbiges Fell, der ruhige Blick und die starke Persönlichkeit machen sie zu einem besonderen Vertreter unter den Laufhunden.
Die Polnische Bracke ist mehr als ein klassischer Jagdhund. Ihre Wurzeln reichen weit in die Geschichte osteuropäischer Jagdkulturen zurück, doch heute findet sie auch als Familienhund zunehmend Beachtung. Trotz ihrer Sanftheit bleibt sie ein geborener Lauf- und Spürhund – mit einem ausgeprägten Jagdtrieb, kräftiger Statur und hoher Ausdauer.
Der Ogar Polski ist kein Hund für jedermann, sondern für Menschen, die seine Bedürfnisse verstehen, ihn konsequent führen und sowohl körperlich als auch geistig fordern können. Besonders hervorzuheben ist ihr ausgeglichenes Temperament, das sie – bei entsprechender Haltung – zu einem loyalen und freundlichen Begleiter macht. Die Erziehung der Polnischen Bracke erfordert Geduld und Konsequenz, doch wer sich darauf einlässt, gewinnt einen treuen, sensiblen und charakterstarken Hund mit einzigartiger Ausstrahlung.
Herkunft
Die Polnische Bracke stammt, wie der Name schon erahnen lässt, aus Polen und blickt auf eine jahrhundertealte Geschichte zurück. Erste Beschreibungen jagdlich eingesetzter Bracken finden sich bereits im Mittelalter, wobei Experten davon ausgehen, dass der Ogar Polski aus einer Kreuzung von Hubertushunden (Bloodhounds) mit deutschen und russischen Bracken hervorging. Auch Windhunde könnten später eingekreuzt worden sein, um die Laufgeschwindigkeit zu erhöhen.
In der Vergangenheit wurde die Rasse hauptsächlich zur Jagd auf Hasen und Wildschweine eingesetzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Polnische Bracke in ihrer Heimat nahezu ausgestorben. Erst 1959 begann Piotr Kartawik im Zwinger „z Kresów“ mit einer gezielten Wiederzucht, wobei die Zuchttiere aus Weißrussland stammten. 1964 folgte der erste Rassestandard, 1966 schließlich die offizielle Anerkennung durch die FCI. Trotz ihrer bemerkenswerten Eigenschaften bleibt die Rasse in Deutschland und weiten Teilen Europas selten mit begrenztem Zuchtbestand.
Aussehen & Fell
Der Ogar Polski ist ein mittelgroßer bis großer Laufhund mit kräftigem, kompaktem Körperbau und gut entwickelter Muskulatur. Seine Erscheinung vermittelt Kraft und Ausdauer. Rüden erreichen eine Widerristhöhe von 56 bis 65 cm und ein Gewicht von bis zu 32 kg. Hündinnen sind etwas kleiner und leichter, mit bis zu 60 cm und 26 kg.
Besonders auffällig ist das rotbraun-schwarze Haarkleid. Der Rassestandard sieht einen rotbraunen Kopf, Behang, Läufe und Brustbein vor, während der Körper von einem schwarzen oder dunkelgrauen „Mantel“ überzogen ist – dieser darf jedoch nicht bis zum Nasenrücken reichen. Weiße Abzeichen auf Brust, Pfoten oder Rutenspitze sind zulässig. Das Fell ist mittellang, dicht und mit weicher Unterwolle unterlegt. Es ist am Kopf und an den Gliedmaßen kürzer, am Rücken und der Rute etwas länger. Die hängenden, tief angesetzten Ohren und die leicht schräg stehenden, dunkelbraunen Augen mit sanftem Ausdruck runden das markante Erscheinungsbild ab.
Charakter & Gemüt
Die Polnische Bracke ist ein ausgesprochen ruhiger, sanftmütiger und gelassener Hund. Ihre bedächtige Art strahlt eine natürliche Entschleunigung aus, die im Familienalltag wohltuend wirkt. Trotz ihrer jagdlichen Abstammung zeigt sie sich anhänglich, kinderlieb und sehr menschenbezogen. In vertrauter Umgebung ist sie verschmust, freundlich und genießt engen Körperkontakt. Gegenüber Fremden ist sie zunächst zurückhaltend, reagiert dabei jedoch nie aggressiv. Ihre hohe Sozialverträglichkeit mit Artgenossen macht sie auch für Mehrhundehaushalte geeignet.
Charakterlich vereint sie Eigenständigkeit mit Führigkeit. Ihre Intelligenz erlaubt selbstständiges Arbeiten, was bei der Jagd gewünscht war, erfordert jedoch eine konsequente Erziehung. Trotz ihrer Treue bleibt sie eine eigenwillige Persönlichkeit, die sich nicht blind unterordnet – ein Wesenszug, der sie für erfahrene Hundehalter besonders interessant macht.
Erziehung
Der Ogar Polski gilt als vergleichsweise gut führbar, verlangt jedoch klare Strukturen und liebevolle Konsequenz. Seine Eigenständigkeit und der ausgeprägte Jagdinstinkt machen eine fundierte Ausbildung und gezielte Sozialisation unerlässlich. Er lernt schnell, erkennt aber auch jede Schwäche in der Führung. Daher ist Konsequenz essenziell. Frühzeitiges Training zur Leinenführigkeit, Impulskontrolle und Abrufbarkeit sind besonders wichtig, um seinen Jagdtrieb kontrollieren zu können. Positive Verstärkung in Kombination mit abwechslungsreicher Beschäftigung wirkt bei dieser sensiblen Rasse am besten. Anfänger sollten sich bewusst sein, dass die Polnische Bracke keine kompromisslose Unterordnung bietet – sie braucht partnerschaftliche Führung und geistige Forderung, um ihr volles Potenzial zu entfalten.
Richtige Haltung & Pflege
Die Polnische Bracke ist kein Stadthund. Ihr Bewegungsdrang, ihre Ausdauer und ihr Jagdtrieb verlangen ein ländliches Umfeld mit viel Platz. Ein Haus mit großem, ausbruchssicherem Garten und direktem Zugang zur Natur ist ideal. Täglicher, intensiver Auslauf von mindestens zwei Stunden ist Pflicht – Spaziergänge, Wanderungen, Fahrradfahren und Nasenarbeit wie Mantrailing oder Fährtenarbeit eignen sich hervorragend zur Auslastung.
Die Fellpflege ist unkompliziert: regelmäßiges Bürsten genügt. Die langen Hängeohren sollten regelmäßig kontrolliert und gereinigt werden, um Entzündungen vorzubeugen. Auch die Krallenpflege darf nicht vernachlässigt werden. Alleinbleiben fällt der Rasse schwer – sie ist ein Rudeltier und sucht stets die Nähe ihrer Bezugspersonen.
Ernährung
Die Ernährung der Polnischen Bracke sollte ausgewogen, hochwertig und bedarfsgerecht sein. Ihr Futter muss dem Alter, Aktivitätslevel und Gesundheitszustand angepasst werden. Welpen benötigen energiereiches Futter, das ab dem sechsten Monat schrittweise reduziert werden sollte, um ein übermäßiges Wachstum und Gelenkprobleme zu vermeiden. Ab dem 12. bis 18. Lebensmonat sollte auf Adult-Futter umgestellt werden. Die tägliche Futterration sollte idealerweise aus ca. 70 Prozent Fleisch und 30 Prozent Gemüse und Kohlenhydraten bestehen. Barfen ist für den Ogar Polski ebenfalls gut geeignet, da er frisches Fleisch gut verwertet. Wichtig ist, die Fütterung so zu gestalten, dass sie Magendrehungen vorbeugt – ideal sind zwei kleinere Mahlzeiten pro Tag. Bei jagdlich geführten Hunden kann der Energiebedarf deutlich höher ausfallen als bei einem reinen Familienhund.
Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten
Die Polnische Bracke gilt als robuste, ursprüngliche Rasse ohne bekannte rassetypische Erbkrankheiten. Dennoch besteht aufgrund ihrer Größe ein leicht erhöhtes Risiko für Gelenkprobleme wie Hüftgelenksdysplasie (HD), Arthrose oder Rückenleiden – vor allem im Alter. Eine ausgewogene Ernährung, kontrolliertes Wachstum und angemessene Bewegung sind wichtige Präventionsmaßnahmen. Auch die langen Ohren können zu Entzündungen neigen und sollten regelmäßig gepflegt werden. Die Lebenserwartung liegt bei gesunder Haltung bei rund 14 bis 15 Jahren. Übergewicht tritt bei dieser aktiven Rasse selten auf, doch Hitzebelastung sollte vermieden werden – sie verträgt Kälte deutlich besser als hohe Temperaturen.

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Die Polnische Bracke im Überblick
- Größe: Rüden 56–65 cm, Hündinnen 55–60 cm
- Gewicht: Rüden bis 32 kg, Hündinnen bis 26 kg
- Fell: Dicht mit Unterwolle
- Wesen: Ruhig, sanftmütig & eigenständig
- Besonderheiten: Spurlauter Jagdhund mit hoher Ausdauer, ideal für Mantrailing und Fährtenarbeit