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Kein Anfängerhund

Was den Podenco so unberechenbar – und gleichzeitig so faszinierend macht

Ein junger Podenco liegt entspannt auf einem weichen Kissen
Podencos benötigen ein Umfeld, das ihren Bewegungsdrang und ihre Sensibilität berücksichtigt. Ein Haus mit sicher eingezäuntem Garten, ausgedehnte Spaziergänge, sportliche Aktivitäten und geistige Beschäftigung sind Mindestanforderungen. Foto: Getty Images
Dennis Agyemang
Redakteur

23. Juni 2025, 6:27 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Eleganz, Energie und ein Hauch Mystik – der Podenco ist mehr als nur ein Jagdhund. Seine stehohrige Silhouette und die flinke Statur erinnern an uralte Zeiten, seine Persönlichkeit fasziniert moderne Hundehalter. Vom balearischen Hochland bis zur kanarischen Steppe – überall haben sich diese eigenständigen Jäger als Spezialisten der waffenlosen Hasenjagd bewährt. Doch wie lebt ein solcher Hund heute in den Wohnzimmern Deutschlands? Die Antwort ist überraschend vielseitig.

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Der Podenco hat keinen einzelnen Rassestandard, sondern ist mehr ein Sammelbegriff für windhundartige Jagdhunderassen, die aus unterschiedlichen Mittelmeerregionen stammen – etwa dem spanischen Festland, den Balearen, den Kanaren und Teilen Portugals. Ob als Podenco Ibicenco, Canario oder Português – alle diese Varianten teilen charakteristische Merkmale wie große Stehohren, drahtige Körper und ein ausgeprägtes Jagdverhalten. Ihre Jagdmethode ist einzigartig: Sie jagen nicht nur auf Sicht, sondern setzen zugleich Nase und Gehör gezielt ein – ein Verhalten, das sie von anderen Windhundrassen unterscheidet.

Während sie in ihrer Heimat noch immer traditionell zur Kaninchenjagd eingesetzt werden, gelangen viele dieser Hunde aufgrund schlechter Haltungsbedingungen über Tierschutzorganisationen nach Deutschland – wo sie trotz anfänglicher Scheu treue Familienhunde sein können.

Herkunft

Die Geschichte des Podenco reicht weit zurück – vermutlich bis ins alte Ägypten. Auf Grabmalen aus der Zeit zwischen 3800 und 3600 v. Chr. finden sich Darstellungen windhundähnlicher Hunde mit aufgerichteten Ohren und Ringelrute, die dem modernen Podenco stark ähneln. Als möglicher Urahn gilt der sogenannte Tesem, ein ägyptischer Jagdhund. Gesichert ist diese Herkunft jedoch nicht. Alternativ wird vermutet, dass Pariahunde, die sich über den Mittelmeerraum und Teile Afrikas verbreitet hatten, die genetische Basis dieser Rasse bildeten. Auch der Pharaonenhund aus Malta hat diese Optik. Antike Seefahrer könnten dann für ihre regionale Verbreitung auf den Balearen, Kanaren und der Iberischen Halbinsel gesorgt haben. In diesen Regionen entwickelten sich unterschiedliche Typen – angepasst an örtliche Gegebenheiten und jagdliche Anforderungen –, die bis heute unter dem gemeinsamen Namen „Podenco“ geführt werden.

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Aussehen & Fell

Unverkennbar ist der Podenco durch seine großen, fledermausähnlichen Stehohren, die wache, aufmerksame Haltung und die schlanke, athletische Statur. Die Rasse existiert in mehreren Varianten, die sich in Größe, Fellstruktur und Färbung unterscheiden. Das Fell kann kurz, drahtig oder auch lang sein, ist meist pflegeleicht und zeigt sich in Farben wie Rot-Weiß, Weiß-Rot oder Honiggelb – je nach Unterart. Charakteristisch ist das weitgehende Fehlen von Unterwolle.

Größenmäßig variiert der Podenco stark: Der Podenco Ibicenco zählt mit bis zu 72 cm Schulterhöhe zu den größten Typen, der Podenco Canario ist mit maximal 64 cm etwas kleiner. Der Podenco Andaluz kommt in drei Größenvarianten vor – von etwa 32 bis 65 cm Schulterhöhe. Diese Vielfalt zeigt sich besonders bei Tierschutzhunden, wo häufig Mischformen auftreten, die dennoch klar erkennbare Podenco-Merkmale tragen.

Charakter & Gemüt

Podencos gelten als intelligent, bewegungsfreudig und selbstständig – Eigenschaften, die sie in ihrer ursprünglichen Verwendung als Meutejäger auf Kaninchen prädestinierten. Innerhalb ihrer Familie zeigen sie sich oft verschmust, anhänglich und loyal, gegenüber Fremden jedoch zurückhaltend bis scheu. Ihre Eigenständigkeit kann in der Erziehung herausfordernd sein, verlangt aber nicht nach Härte, sondern nach liebevoller Konsequenz.

Ihr Jagdtrieb ist stark ausgeprägt, weswegen kontrollierte Freilaufmöglichkeiten und gezieltes Antijagdtraining essenziell sind. Als Wachhunde taugen sie bedingt, denn ihre Reserviertheit macht sie aufmerksam, aber nicht aggressiv. Wer sich die Mühe macht, sie geistig wie körperlich auszulasten, bekommt einen sensiblen, feinfühligen und ausgesprochen loyalen Begleiter.

Erziehung

Die Erziehung eines Podencos verlangt Geduld, Konsequenz und Erfahrung. Ihr starker Jagdtrieb sowie ihre Unabhängigkeit erfordern frühzeitige und durchdachte Sozialisierung. Man vermittelt klassische Gehorsamsübungen mit positiver Verstärkung, Spielmotivation und klarer Struktur. Ein gutes Antijagdtraining ist für den Alltag unerlässlich – idealerweise durch Methoden wie Schleppleinentraining, Mantrailing oder Reizangelarbeit.

Besonders wichtig ist die Bindungsarbeit: Nur wer eine vertrauensvolle Beziehung aufbaut, wird die Kooperationsbereitschaft des Podencos dauerhaft fördern können. Für Hundeanfänger oder Menschen mit wenig Zeit ist diese Rasse eher ungeeignet.

Richtige Haltung & Pflege

Podencos benötigen ein Umfeld, das ihren Bewegungsdrang und ihre Sensibilität berücksichtigt. Ein Haus mit sicher eingezäuntem Garten, ausgedehnte Spaziergänge, sportliche Aktivitäten und geistige Beschäftigung sind Mindestanforderungen. Reine Wohnungshaltung ist nur dann vertretbar, wenn sie durch ausreichende Auslastung kompensiert wird. Besonders geeignet sind Freilaufgebiete mit Wildschutzzaun.

Je nach Felltyp variiert der Pflegeaufwand: Kurzhaarige Vertreter brauchen kaum Fellpflege, draht- und langhaarige sollten regelmäßig gebürstet werden. Trotz ihrer Selbstständigkeit sind Podencos sehr menschenbezogen und nicht gern allein – soziale Interaktion ist für ihr Wohlbefinden unerlässlich.

Ernährung

Eine ausgewogene, hochwertige Ernährung ist für Podencos essenziell – idealerweise mit hohem Fleischanteil und wenig Getreide. Der Energiebedarf kann je nach Aktivitätsniveau stark variieren, weshalb individuelle Anpassung nötig ist. Frisches Wasser sollte stets zur Verfügung stehen. Einige Tiere neigen zu Futtermittelunverträglichkeiten; daher empfiehlt sich bei empfindlichen Mägen ein Futter mit klar deklarierten Inhaltsstoffen.

Mahlzeiten können auf zwei Portionen täglich aufgeteilt werden, um Magenproblemen vorzubeugen. Bei hoher Aktivität sollten Ergänzungen mit Omega-3-Fettsäuren, Vitaminen oder Spurenelementen mit dem Tierarzt abgesprochen werden.

Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten

Podencos gelten als ausgesprochen robuste und langlebige Hunde mit einer Lebenserwartung von 12 bis 15 Jahren. Rassespezifische genetische Erkrankungen sind bislang nicht bekannt. Dennoch können einzelne Tiere wie jede Hunderasse im Alter orthopädische Probleme oder Zahnstein entwickeln. Regelmäßige tierärztliche Kontrollen, Impfungen, Parasitenprophylaxe und eine ausgewogene Ernährung tragen zur Gesunderhaltung bei. Viele Tierschutzhunde benötigen zu Beginn intensive medizinische Betreuung – ein Aspekt, der vor der Adoption bedacht werden sollte.

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Der Podenco im Überblick

  • Charakter: unabhängig, sensibel & loyal
  • Größe: je nach Typ 32–72 cm Schulterhöhe
  • Gewicht: etwa 11–25 kg
  • Fell: kurz, drahtig oder lang; meist ohne Unterwolle
  • Bewegungsbedarf: sehr hoch, jagdlich motiviert
  • Besonderheiten: Stark ausgeprägter Jagdtrieb, geeignet für erfahrene Halter mit viel Zeit und Geduld
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