
15. Juni 2025, 12:57 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Der Holländische Schäferhund, auch „Hollandse Herdershond“ genannt, ist ein echtes Multitalent unter den Hütehunden. Mit seiner charakteristischen Stromung im Fell, seinem ausgeprägten Arbeitsethos und seiner bemerkenswerten Intelligenz begeistert er erfahrene Hundeliebhaber ebenso wie sportlich aktive Familien. Doch was macht diesen vielseitigen Vierbeiner wirklich aus – und warum ist er trotz seiner vielen Qualitäten hierzulande noch immer ein Geheimtipp?
Ursprünglich für das Hüten von Schafherden gezüchtet, bewies der Holländische Schäferhund früh seine Anpassungsfähigkeit – sei es als Zughund, Wachhund oder Spürhund bei der Polizei. Trotz seiner langen Geschichte ist er im deutschsprachigen Raum selten anzutreffen, was nicht zuletzt auf die starke Präsenz des Deutschen und Belgischen Schäferhundes zurückzuführen ist. Dennoch: Der auch unter der Bezeichnung „Herder“ bekannte Hund überzeugt durch Robustheit, Vielseitigkeit und ein ausgeglichenes Wesen.
Seine drei Fellvarianten – Kurzhaar, Langhaar und Rauhaar – machen ihn auch optisch zu einem spannenden Begleiter. Wer diesen charakterstarken Hund halten möchte, sollte Zeit, Fachwissen und eine klare Führungsrolle mitbringen – wird dann aber mit einem loyalen und leistungsbereiten Gefährten belohnt.
Herkunft
Der Holländische Schäferhund stammt aus den Niederlanden und ist eng mit dem Belgischen Schäferhund verwandt. Bereits im 18. Jahrhundert begleiteten Hunde dieses Typs niederländische Schäfer bei der Arbeit auf Heide- und Dünenflächen. Neben dem Hüten übernahmen sie vielfältige Aufgaben: Sie trieben Vieh, zogen Karren, hielten Hühner von Gemüsegärten fern und dienten als Wachhunde.
Der erste Herder wurde 1874 in Amsterdam ausgestellt. 1898 erfolgte die Gründung des „Nederlandse Herdershonden Club“, der die Zucht strukturierte und 1906 den heutigen Rassestandard einführte. Die Rasse drohte jedoch in Vergessenheit zu geraten, da Belgische und Deutsche Schäferhunde populärer waren. Nach Einbußen in den Weltkriegen wurde der Genpool durch gezielte Einkreuzungen stabilisiert. 1960 erfolgte die FCI-Anerkennung. Heute ist der Herder zwar selten, aber wegen seiner hohen Leistungsfähigkeit und Gesundheit bei Kennern geschätzt.
Aussehen & Fell
Der Holländische Schäferhund ist mittelgroß, kräftig gebaut und sportlich proportioniert. Er erreicht eine Widerristhöhe von 57–62 cm (Rüden) bzw. 55–60 cm (Hündinnen) und wiegt durchschnittlich 23–30 kg. Drei Fellvarianten sind anerkannt: Kurzhaar mit hartem, dichtem Haar und Unterwolle, Langhaar mit glattem, anliegendem Fell, ebenfalls mit Unterwolle, sowie Rauhaar mit buschigem, struppigem Haarkleid. Alle Varianten tragen gestromtes Fell mit Grundfarbe Gold oder Silber, ergänzt durch eine schwarze Maske – markant und funktional zugleich. Weiß ist unerwünscht.
Der Körperbau wirkt kraftvoll, der keilförmige Kopf ist bei Rauhaartypen eher quadratisch. Die aufgerichteten, mittelgroßen Ohren und die ausdrucksstarken Augen unterstreichen den wachsamen und intelligenten Charakter des Herder. Das Erscheinungsbild ist klar arbeitsorientiert, ohne übertriebene Zuchtmerkmale.
Charakter & Gemüt
Der Holländische Schäferhund vereint Arbeitsfreude mit einem klaren Wesen. Er gilt als intelligent, wachsam, treu, aktiv, zuverlässig und äußerst ausdauernd. Seine Ursprünge als Hüte- und Treibhund spiegeln sich in seiner Selbstständigkeit und seinem Entscheidungsvermögen wider. Der Herder arbeitet gern eng mit seinem Menschen zusammen, ist aber auch in der Lage, Aufgaben eigenständig zu lösen – eine Eigenschaft, die ihn zu einem hochgeschätzten Dienst- und Sporthund macht.
Bei artgerechter Auslastung zeigt er sich ruhig, freundlich und familienbezogen. Seine Menschenbezogenheit macht ihn bei entsprechender Führung zu einem angenehmen Hausgenossen, der mit Kindern und anderen Hunden gut zurechtkommt. Unausgelastet oder unterfordert kann er jedoch unruhig oder territorial reagieren. Daher braucht er eine Aufgabe und klare Strukturen.
Erziehung
Die Erziehung des Holländischen Schäferhunds erfordert Konsequenz, Fachkenntnis und Empathie. Er orientiert sich stark an einer klaren Bezugsperson, respektiert aber auch andere Familienmitglieder, sofern eine eindeutige Rangordnung gegeben ist. Seine hohe Lernfähigkeit und Motivation machen das Training effektiv – vorausgesetzt, es erfolgt auf Vertrauensbasis mit positiver Bestärkung. Besonders geeignet sind Trainingsmethoden mit Spiel, Lob und Aufgabenvielfalt.
Frühzeitige Sozialisierung, idealerweise durch erfahrene Züchter und Hundeschulen, ist essenziell. Mit klarer Kommunikation und geistiger Förderung wird aus dem Herder ein souveräner Begleiter, der seine Aufgaben mit Freude übernimmt. Ohne Führung übernimmt er selbst die Kontrolle – ein Risiko, das durch gute Ausbildung vermieden werden kann.
Richtige Haltung & Pflege
Der Holländische Schäferhund ist robust und pflegeleicht, stellt aber hohe Ansprüche an Bewegung und geistige Beschäftigung. Optimal ist ein Zuhause mit Garten und viel Gelegenheit für Sport, Spiel und Aufgaben. Wohnungshaltung ist nur bei sehr aktiver Alltagsgestaltung möglich. Ideale Aktivitäten sind Agility, Obedience, Nasenarbeit oder Zughundesport.
Die Körperpflege ist einfach: Regelmäßiges Bürsten genügt, außer beim Rauhaar, wo zweimal jährlich handgestrippt werden sollte. Fellwechsel erfordert intensivere Pflege. Zusätzlich sind Pfoten, Ohren und Krallen regelmäßig zu kontrollieren. Der Herder schätzt feste Rituale, klare Regeln und menschliche Nähe – er will kein bloßer Hofhund sein, sondern ein integriertes Familienmitglied mit Aufgaben.
Ernährung
Der Holländische Schäferhund stellt keine besonderen Ansprüche, profitiert aber von hochwertiger, proteinreicher Ernährung. Frisches Fleisch, ausgewogenes Trocken- oder Nassfutter und gelegentliche Knochen sorgen für Gesundheit und Zufriedenheit. Auch Barfen ist möglich, sofern es fachgerecht umgesetzt wird. Wichtig ist eine alters- und leistungsangepasste Fütterung, die Energiebedarf und Nährstoffversorgung berücksichtigt. Mahlzeiten sollten regelmäßig erfolgen, bei hoher Aktivität gern in zwei Portionen am Tag. Ständige Wasserverfügbarkeit ist selbstverständlich. Bei gesundheitlicher Disposition – z. B. Magen-Darm-Empfindlichkeit – empfiehlt sich die Rücksprache mit Tierärzten oder Ernährungsexperten.
Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten
Obwohl der Holländische Schäferhund insgesamt als robust gilt, existieren einige rassetypische Erkrankungen. Dazu zählen vor allem Gelenkprobleme wie Hüft- und Ellbogendysplasie, sowie Osteochondrosis dissecans und Patellaluxation. Auch degenerative Myelopathie, Schilddrüsenunterfunktion, Ataxie und Spondylose treten gelegentlich auf.
Chronische Darmerkrankungen wie IBD oder Herzerkrankungen sind ebenfalls bekannt. Eine verantwortungsvolle Auswahl beim Züchter, regelmäßige tierärztliche Kontrollen und präventive Maßnahmen wie Bewegung, angepasste Ernährung und Gewichtskontrolle helfen, die Lebensqualität und Lebenserwartung (12–15 Jahre) zu sichern.

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Die Holländischen Schäferhund im Überblick
- Größe: Rüden 57–62 cm, Hündinnen 55–60 cm
- Gewicht: 23–30 kg
- Felltypen: Kurz-, Lang- und Rauhaar, alle mit Unterwolle
- Charakter: Treu, wachsam, aktiv, intelligent, eigenständig
- Besonderheiten: Hohe Arbeitstauglichkeit, vielseitig einsetzbar, selten in Deutschland