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Beliebter Vorstehhund

Deutsch Drahthaar – warum der leistungsstarke Jagdhund sich nicht für Anfänger eignet

Ein junger Deutsch Drahthaar- Welpe posiert auf einer Blumenwiese.
Der Deutsch Drahthaar ist bekannt für seine Intelligenz, Ausdauer und seinen Arbeitseifer. Besonders verbreitet ist er unter Jägern. Foto: picture alliance/blickwinkel/D. u. M. Sheldon
Dennis Agyemang
Redakteur

4. Juni 2025, 11:07 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Mit buschigen Brauen, wetterfestem Drahthaar und einem wachsamen Blick steht der Deutsch Drahthaar nicht nur symbolisch für die deutsche Jagdleidenschaft, sondern verkörpert sie in Vollendung. Doch sein kerniger Charme und die treue Miene täuschen leicht: Hinter dem markanten Bart verbirgt sich ein hochspezialisierter Jagdhelfer mit anspruchsvollem Wesen. Für wen dieser Vierbeiner wirklich geeignet ist – und warum man sich nicht allein vom Aussehen blenden lassen sollte.

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Der Deutsch Drahthaar ist ein Paradebeispiel für funktionale Zucht: Entwickelt, um sämtliche Aufgaben eines Jagdhundes in Feld, Wald und Wasser zu erfüllen, überzeugt er durch Vielseitigkeit, Robustheit und Intelligenz. Seit Anfang des 20. Jahrhunderts gilt das Motto „Durch Leistung zum Typ“ als Maßstab seiner Reinzucht, was ihm eine feste Position unter den beliebtesten Vorstehhunden Deutschlands eingebracht hat. Dennoch ist der Drahthaar kein Hund für jedermann. Ohne jagdliche Führung oder zumindest adäquate Ersatzbeschäftigung droht dieser Arbeitshund zu unterfordern – mit allen Konsequenzen. Die Zucht erfolgt streng kontrolliert, mit jährlichen Prüfungen wie der Hegewald, bei der nur die leistungsstärksten Hunde weitergegeben werden. Wer sich für diese Rasse entscheidet, entscheidet sich für Verantwortung – und für einen treuen Partner mit Jagdinstinkt.

Herkunft

Die Ursprünge des Deutsch Drahthaar liegen in Deutschland Ende des 19. Jahrhunderts. Ziel war es, aus verschiedenen rauhaarigen Jagdhundeschlägen einen besonders vielseitigen Vollgebrauchshund zu schaffen. Dafür wurden Rassen wie Griffon, Pudelpointer und Deutsch Stichelhaar gezielt miteinander gekreuzt. Später ergänzte man die Zuchtlinie um den Deutsch Kurzhaar, um die Fähigkeiten im Vorstehen und Stöbern zu verfeinern. Im Vordergrund stand dabei stets die jagdliche Leistung – das äußere Erscheinungsbild war zweitrangig. Maßgeblich geprägt wurde die Entwicklung durch Freiherr Sigismund von Zedlitz und Neukirch („Hegewald“), der forderte, dass nur leistungsstarke Tiere zur Zucht zugelassen werden. Aus dieser Philosophie ging der Verein Deutsch-Drahthaar hervor, der 1902 gegründet wurde und bis heute strenge Zuchtkriterien durchsetzt. Über Jahrzehnte hinweg wurde der Deutsch Drahthaar zur meistverbreiteten Vorstehhunderasse Deutschlands – mit jährlich über 3.000 Welpen im VDH. Auch international hat sich der Drahthaar etabliert, selbst an Königshöfen in Schweden und Spanien findet er jagdlichen Einsatz.

Aussehen & Fell

Der Deutsch Drahthaar ist ein kräftiger, mittelgroßer bis großer Jagdhund. Sein Gewicht liegt je nach Geschlecht und Körperbau bei etwa 27–35 Kilogramm. Die Rasse zeigt eine muskulöse, kompakte Statur mit tiefer Brust und einem harmonischen Bewegungsablauf. Die Rute wird horizontal bis leicht angehoben getragen und ist bei jagdlichem Einsatz oft kupiert – sofern gesetzlich erlaubt.

Markenzeichen sind buschige Augenbrauen sowie ein dichter Bart an Ober- und Unterkiefer, der dem Hund ein ausdrucksstarkes, oft als treuherzig beschriebenes Gesicht verleiht. Besonders auffällig ist auch das wetterfeste Fell: Das drahtige Deckhaar ist zwei bis drei Zentimeter lang, hart und liegt eng an. Darunter schützt eine dichte, wasserabweisende Unterwolle vor Nässe, Dornen und Kälte. Farblich erlaubt der Standard Braunschimmel, Schwarzschimmel (jeweils mit oder ohne Platten) sowie Braun mit oder ohne weißen Brustfleck.

Charakter & Gemüt

Der Deutsch Drahthaar ist ein energiegeladener, selbstbewusster und belastbarer Jagdhund mit ausgeprägtem Arbeitswillen. Sein Wesen gilt als gefestigt und ausgeglichen. Der Drahthaar zeigt Mut, hohe Lernfähigkeit und starke Nerven – er ist weder scheu noch aggressiv, aber gegenüber Fremden oft reserviert. Er baut enge Bindungen zu seiner Bezugsperson auf und zeigt sich im vertrauten Umfeld anhänglich, verspielt und humorvoll. Richtig ausgelastet, kann er ein ausgezeichneter Familienhund sein, ist jedoch kein reiner Begleithund. Eine gewisse Wehrbereitschaft gegenüber Menschen, wurde zuchtbedingt toleriert, darf aber keinesfalls unbeabsichtigt gefördert werden. Der Deutsch Drahthaar braucht klare Strukturen, geistige Forderung und Aufgaben, um sein Potenzial artgerecht zu entfalten.

Erziehung

Die Erziehung des Deutsch Drahthaar erfordert Erfahrung, Konsequenz und Einfühlungsvermögen. Aufgrund seiner Intelligenz und schnellen Auffassungsgabe lernt er zügig, testet aber auch Grenzen aus. Für Anfänger ist die Rasse daher nicht geeignet. Eine professionelle jagdliche Ausbildung beginnt idealerweise schon im Welpenalter – etwa über Hundeführerlehrgänge bei Jagdhundevereinen. Diese umfassen Grundgehorsam, Vorstehen, Schweißarbeit, Apportieren, Wasserarbeit und Schussfestigkeit. Auch zu Hause ist eine liebevoll-konsequente Führung wichtig. Ein unkluges Nachgeben – etwa beim Betteln – kann sich schnell verselbstständigen. Wer seinen Drahthaar klar, aber fair führt, gewinnt einen äußerst kooperativen Partner.

Richtige Haltung & Pflege

Der Deutsch Drahthaar gehört ausschließlich in verantwortungsvolle Hände – idealerweise von Jägern oder sehr aktiven Hundesportlern. Er ist kein Stadthund und ungeeignet für eine reine Wohnungshaltung. Optimal sind ein Haus mit großem Grundstück sowie tägliche körperliche und geistige Auslastung. Ohne jagdliche Führung sollte er regelmäßig durch Nasenarbeit, Dummytraining, Mantrailing oder Fährtensuche gefordert werden. Längere Spaziergänge, Laufen oder Reiten können zusätzliche Reize setzen.

Die Fellpflege ist einfach: Regelmäßiges Bürsten reicht, da das harsche Deckhaar schmutzabweisend und pflegeleicht ist.

Ernährung

Die Ernährung des Deutsch Drahthaar muss an seinen Energiebedarf angepasst werden. Ein arbeitender Jagdhund hat je nach Einsatzgebiet (z. B. Stöbern oder Wasserarbeit) einen hohen Kalorienverbrauch. Empfehlenswert ist ein Futter mit hohem Fleisch- und moderatem Fettanteil. Die Fütterung sollte vor Jagdeinsätzen abgeschlossen sein, um das Risiko einer Magendrehung zu minimieren – idealerweise erfolgt die letzte Mahlzeit am Vorabend. Während der Jagd sind nur kleine Snacks oder Flüssigkeitspausen erlaubt. Bei starker Belastung sind ausreichend Wasserpausen – besonders bei Hitze – unerlässlich. Für Hunde mit geringerer Auslastung kann das Futter entsprechend angepasst oder barf-konform ergänzt werden.

Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten

Der Deutsch Drahthaar gilt als insgesamt robuste Rasse mit sorgfältiger Zuchtauslese. Hüftdysplasie (HD) und Osteochondrosis dissecans (OCD) der Schulter kommen dank strenger Kontrollen selten vor. Dennoch sind einige Erbkrankheiten bekannt: darunter Entropium (Lidfehlstellung), Epilepsie, Hämophilie B und die von-Willebrand-Krankheit (Blutgerinnungsstörung). Eine seltenere, aber schwerwiegende Erkrankung ist die craniomandibuläre Osteopathie (CMO), die vor allem junge Hunde betrifft und zu schmerzhaften Veränderungen im Schädelbereich führen kann. Regelmäßige tierärztliche Untersuchungen, Gesundheitsnachweise der Elterntiere und Zucht unter dem VDD-Standard minimieren das Risiko genetischer Erkrankungen.

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Der Deutsch Drahthaar im Überblick

  • Charakter: Selbstbewusst, führerbezogen, lernfreudig, jagdlich, hoch motiviert
  • Größe: Rüden 61–68 cm, Hündinnen 57–64 cm
  • Gewicht: ca. 27–35 kg
  • Fell & Farben: Drahthaarig, robust, mit Unterwolle; Braunschimmel, Schwarzschimmel, Braun
  • Pflegeaufwand: gering – regelmäßiges Bürsten genügt
  • Besonderheiten: Vollgebrauchshund für Feld, Wald und Wasser; nicht für Anfänger geeignet
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