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Haltung mit Verantwortung

American Bully – was die Hunderasse so besonders und gleichzeitig umstritten macht

American Bully
Der American Bully ist der ideale Familienhund. Er liebt ausgiebige Streicheleinheiten und verbringt am liebsten viel Zeit mit seinen Haltern. Foto: alberto clemares expósito/Getty Images
Porträtbild Mareike Schmidt
Redakteurin

6. Juli 2025, 8:11 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Mit seiner massiven Statur, dem muskulösen Körperbau und dem eindrucksvollen Kopf wirkt der American Bully auf den ersten Blick respekteinflößend. Doch der Schein trügt: Hinter dem kräftigen Äußeren steckt ein ruhiger, freundlicher Familienhund, der sich besonders durch seine Menschenbezogenheit und Loyalität auszeichnet. Ursprünglich aus einer gezielten Kreuzung mehrerer Bulldoggenarten hervorgegangen, ist der American Bully eine moderne Hunderasse mit klar definiertem Zuchtziel – und dennoch rechtlich umstritten.

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Der American Bully ist eine moderne, nicht von der FCI anerkannte Hunderasse, die in den 1990er Jahren in den USA entstand. Ursprünglich aus Kreuzungen von American Staffordshire Terrier, American Pit Bull Terrier sowie verschiedenen Bulldoggenarten hervorgegangen, steht beim American Bully das Ziel im Fokus, einen besonders sanftmütigen und sozialen Hundetyp zu schaffen.

Die Rasse wird vom American Bully Kennel Club (ABKC) seit 2004 betreut und vom United Kennel Club (UKC) seit 2013 offiziell geführt. In Deutschland gilt der American Bully weiterhin als Hybridhund, was rechtlich sowie züchterisch zu Unsicherheiten führen kann. Besonders wichtig: In einigen Bundesländern wird er je nach Einschätzung als potenziell gefährlich eingestuft – mit weitreichenden Auflagen für Halter. Auch gesundheitlich sind viele Vertreter dieser Rasse durch Übertypisierung belastet. Deshalb ist fundiertes Wissen über Herkunft, Haltung und Zuchtqualität für potenzielle Käufer essenziell.

Herkunft

Die Entstehung des American Bully ist eng mit der gezielten Kreuzung mehrerer Hunderassen verbunden. In den späten 1980er- und frühen 1990er-Jahren wurde in den USA damit begonnen, American Staffordshire Terrier und American Pit Bull Terrier zu kreuzen, um deren positiven Wesenszüge – insbesondere soziale Verträglichkeit und Familienfreundlichkeit – zu bündeln. Später wurden verschiedene Bulldoggenrassen wie die Englische Bulldogge, Französische Bulldogge, American Bulldog und Olde English Bulldogge eingekreuzt, um einen massiveren Körperbau und ein ruhigeres Temperament zu erzielen.

Im Jahr 2004 erkannte der American Bully Kennel Club (ABKC) den American Bully offiziell als Rasse an. Seit 2013 ist er auch beim United Kennel Club (UKC) gelistet. Dennoch bleibt der American Bully in Europa, insbesondere in Deutschland, rechtlich ein Hybridhund, da weder FCI noch VDH die Rasse anerkennen. Das bringt teils erhebliche Herausforderungen für die Zucht, Haltung und Einfuhr mit sich – insbesondere, wenn Behörden aufgrund phänotypischer Merkmale eine Einstufung als Listenhund vornehmen.

Aussehen & Fell

Der American Bully präsentiert sich als kraftvoller, muskulöser Hund mit breiter Brust, kurzem Rücken und ausgeprägtem Knochenbau. Sein quadratischer Körperbau wird durch einen breiten Kopf mit deutlich ausgeprägter Kieferpartie ergänzt. Die Hunderasse wird in vier Kategorien unterteilt:

  • Pocket: weniger als 43 cm Schulterhöhe
  • Standard: 43 bis 51 cm Schulterhöhe
  • Classic: Hunde, die so groß wie die Standard-Variante sind, aber leichter als diese sind
  • XL: 51 bis 57 cm groß

Das kurze, dichte Fell ist pflegeleicht und glänzend. Es tritt in nahezu allen Farbschlägen auf – einschließlich Schwarz, Braun, Grau, Rot, Weiß oder Tricolor. Besonders begehrt, wenn auch zuchtkritisch, sind Modefarben wie „Blue“ oder „Merle“. Letztere können mit gesundheitlichen Problemen wie Blindheit oder Taubheit einhergehen und sind gemäß UKC-Standard disqualifizierend. Insgesamt strahlt der American Bully trotz seines kräftigen Erscheinungsbilds eine gewisse Eleganz und Balance aus.

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Charakter & Gemüt

Trotz seines bulligen Aussehens gilt der American Bully als freundlich, ausgeglichen und anhänglich. Er wird oft als ausgesprochen menschenbezogen beschrieben und zeigt eine hohe Loyalität gegenüber seiner Bezugsperson. In der Regel begegnet er auch Fremden offen und zeigt weder Scheu noch Aggression. Als Familienhund ist er gut geeignet, sofern er konsequent sozialisiert und erzogen wurde.

Die meisten Vertreter der Rasse verfügen über eine große Ruhe und ein hohes Maß an Belastbarkeit. Auch im Umgang mit Kindern und anderen Haustieren kann er sich – bei entsprechender Sozialisierung – geduldig und umgänglich zeigen. Allerdings können individuelle Unterschiede auftreten, sodass eine fundierte Einschätzung durch Halter und Trainer wichtig bleibt. In der XL-Variante ist der Hund besonders imposant, bleibt jedoch – korrekt gehalten – meist sanftmütig und friedlich.

Erziehung

Der American Bully verfügt über einen ausgeprägten „Will-to-please“, was die Erziehung grundsätzlich erleichtert. Dennoch zeigt er gelegentlich den typischen Bulldoggen-Sturkopf. Daher empfiehlt sich eine liebevoll-konsequente Führung mit klaren Regeln. Frühzeitige Sozialisierung – insbesondere im Welpenalter – ist unerlässlich, um seine Stärke und Energie kontrolliert einzusetzen.

Welpenschule, Hundetraining und strukturierte Begegnungen mit anderen Hunden und Menschen helfen, ein stabiles Sozialverhalten zu entwickeln. Gerade Anfänger sollten sich bewusst sein, dass der Eindruck eines „leicht erziehbaren Hundes“ trügen kann, wenn keine klare Führung und Konsequenz erfolgen. Ein gut erzogener American Bully ist ein verlässlicher Begleiter – unzureichende Erziehung kann hingegen zu Problemen führen, insbesondere in urbanen Lebensräumen.

Richtige Haltung & Pflege

Der American Bully ist ein menschenbezogener Hund, der eng in das Familienleben eingebunden sein möchte. Er eignet sich für Wohnungen ebenso wie für Häuser mit Garten – wichtig ist, dass er ausreichend Bewegung und geistige Anregung erhält. Intensive Sporteinheiten oder lange Waldläufe sind für ihn ungeeignet. Stattdessen empfiehlt sich gelenkschonende Bewegung, z. B. Spaziergänge, Apportierspiele oder Denksportaufgaben. Besonders der XL-Typ neigt bei Überbelastung schnell zu gesundheitlichen Problemen.

Die Fellpflege ist einfach: Regelmäßiges Bürsten reicht aus, um lose Haare und Schmutz zu entfernen. Darüber hinaus sollten Krallen, Ohren und Zähne regelmäßig kontrolliert werden.

Wichtig: In einigen Bundesländern wird der American Bully als Listenhund geführt. Daher gelten in einigen Regionen besondere Regelungen und Auflagen, denen Halter nachkommen müssen, um Hunde dieser Rasse überhaupt halten zu dürfen. Eine vorherige Abklärung mit dem zuständigen Veterinäramt ist daher unerlässlich.

Ernährung

Ein American Bully bringt je nach Variante zwischen 20 und 50 Kilogramm auf die Waage und neigt bei zu geringer Bewegung schnell zu Übergewicht. Eine proteinreiche, ausgewogene Ernährung mit hochwertigen Inhaltsstoffen ist essenziell, um seine Muskelmasse zu erhalten und gesundheitliche Risiken zu minimieren. Insbesondere bei massigen Vertretern sollten die Futtermenge und Kalorienzufuhr streng kontrolliert werden.

Idealerweise erfolgt die Fütterung in zwei Portionen pro Tag, kombiniert mit ausreichend Bewegung. Auf Leckerlis sollte maßvoll zurückgegriffen werden, um Übergewicht zu vermeiden. Individuelle Futterpläne können helfen, gesundheitliche Probleme frühzeitig zu verhindern – besonders bei Welpen in der Wachstumsphase.

Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten

Die massige, kompakte Struktur des American Bully bringt eine erhöhte Anfälligkeit für verschiedene gesundheitliche Probleme mit sich. Besonders häufig sind orthopädische Erkrankungen wie Hüftdysplasie, Ellenbogendysplasie oder Keilwirbel. Auch Patellaluxationen und Herzprobleme treten regelmäßig auf. Hunde mit extrem kurzer Schnauze leiden zudem nicht selten unter Atemwegserkrankungen – Stichwort: Brachyzephales Atemnotsyndrom. Bei Vertretern mit Merle-Färbung steigt das Risiko für genetisch bedingte Taubheit oder Blindheit.

Ein verantwortungsvoller Züchter legt daher Wert auf umfassende Gesundheitsuntersuchungen der Elterntiere – etwa HD-/ED-Röntgen oder DNA-Tests. Kaufinteressierte sollten sich Nachweise zeigen lassen. Stark übertypisierte Zuchten – vor allem im XL-Bereich – gelten teils als Qualzucht mit deutlichen Einschränkungen in Lebensqualität und Mobilität.

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Der American Bully im Überblick

  • Charakter: freundlich, menschenbezogen, loyal, ausgeglichen
  • Größe: je nach Typ 33–57 cm Schulterhöhe
  • Gewicht: 20–50 kg
  • Fell: kurz, glänzend
  • Bewegungsbedarf: mittel; keine Hochleistungssportarten
  • Lebenserwartung: 8–13 Jahre
  • Besonderheiten: Gefahr der Überzüchtung (besonders bei XL); Listenhund-Problematik je nach Bundesland
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