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Vergessen Sie „Sitz“, „Platz“, „Fuß“!

Hundetrainerin des Jahres 2023 verrät, was Ihr Welpe wirklich können muss

Kollage aus Labrador-welpe und Porträtbild von Hundetrainerin Katharina Marioth (Kreis)
Wer einen Welpen hat, bringt ihm als erstes Kommandos wie Sitz, Platz und Fuß bei. Tatsächlich sind andere Dinge aber viel wichtiger ... Foto: Getty Images/Katharina Marioth

19.03.2024, 06:44 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Ihr Welpe beherrscht bereits Sitz, Platz und Fuß? Das ist zwar löblich, doch die wenigsten Hundebesitzer bringen ihren kleinen Vierbeinern die wirklich wichtigen Sachen im ersten Lebensjahr bei. Welche das sind, verrät Hundetrainerin Katharina Marioth.

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Die häufigste Frage, die mir in meinem Berufsalltag begegnet, lautet: Wann darf ich denn mit meinem Welpen in die Hundeschule? Darauf würde ich am liebsten antworten: gar nicht! Mir ist bewusst, dass Sie jetzt stutzen. Nach meiner Erfahrung würde ich am liebsten eine Welpenstunde machen, in der genau drei Dinge auf dem Lernplan stehen – und Fuß, Platz oder Sitz gehören bestimmt nicht dazu!

Welpenstunden bieten Trainern die Chance, Kunden zu generieren

Jetzt werden mir wahrscheinlich viele Kolleginnen und Kollegen widersprechen und sagen: „Aber der Welpe muss doch ‚Sitz‘, ‚Platz‘ oder ‚Hier‘ lernen und möglichst viel kennenlernen.“ In meiner jahrelangen Praxis widerspreche ich diesem Mainstream. Meiner Erfahrung nach, bieten Welpenstunden den Trainern vor allem die Chance, Kunden zu generieren – das ist die bittere Wahrheit.

Was also sollte mein Welpe wirklich lernen? Tatsächlich steht bei vielen die Stubenreinheit ganz oben auf der Liste. Diese ist jedoch schlicht eine Frage des Managements und der Grundsatz, dass der Hund nach jedem Fressen, Trinken, Schlafen oder Spielen kurz nach Draußen muss, sollte mittlerweile jedem geläufig sein.

Auf diese Dinge kommt es wirklich an

Die meisten Hunde landen bei mir, wenn sie anderthalb bis zwei Jahre alt sind. Eine der häufigsten Ursachen für Probleme, die dann lange „zurücktrainiert“ werden müssen, ist, dass der Hund nicht gelernt hat abzuschalten. Damit ist gemeint, sich auf ein Signal hinzulegen, zu dösen und zu schlafen. Wurde dieser Grundstein nicht schon im Welpenalter gelegt, wird es für alle Parteien richtig anstrengend.

Daher lauten die drei Dinge, die Ihr Welpe wirklich lernen muss:

  • Ruhe
  • seinen eigenen Namen
  • das Kommando „Aus“

Ruhezonen etablieren

Ich möchte zuerst, dass der Welpe lernt, wo sein Ruheplatz ist. An diesen Ort lege ich ihn immer ab, wenn er einschläft. Dort belohne ich ihn auch kurz, wenn etwa die Kinder auf dem Fußboden spielen, damit er lernt: Auch unter dieser Ablenkung kann ich dort entspannen. So reagiert er dann auch gelassen, wenn der Staubsauger angreift und bei vielem mehr, was im Alltag passiert.

So trainieren das Ruhen

Legen Sie Ihren Hund sanft immer wieder, wenn er einschläft, auf seinen Platz und geben Sie in diesen letzten kleinen Seufzer Ihres Hundes ein „Pause“ mit hinein. Immer wieder, wenn Ihr Hund gerade einschläft. Das trainiert sich dann im wahrsten Sinne des Wortes „wie im Schlaf“.

Wichtig: Die Ruhezone ist absolute Tabuzone und wird weder von den Kindern noch von Tante Hildegard oder Onkel Bernd verletzt, wenn sie zu Besuch kommen und der Welpe ja „so süß“ ist.

Dem Hund den eigenen Namen beibringen

In der Welpenerziehung möchte ich die Grundlage schaffen für alles, was wir viele Jahre immer wieder brauchen. Dazu gehört auch die Reaktion auf den eigenen Namen. Kann ich mit dem Namen meines Hundes verlässlich dessen Aufmerksamkeit bekommen, habe ich draußen und ein Hundeleben lang bereits 90 Prozent aller Probleme vermieden.

Wer schon einmal einen Welpen zu Hause hatte, weiß allerdings, dass dieser am schnellsten „NeinHelmut“, „PfuiHelmut“ oder „Aushelmut“ heißt. Doch wissen Sie, wie viel Training Sie sich ersparen, wenn allein der Name des Hundes richtig trainiert wurde? Stellen Sie sich vor, Sie laufen mit Ihrem Hund im Wald oder im Park und schlicht auf seinen Namen dreht sich Ihr Hund zu Ihnen um – egal, was er gerade tut.

So trainieren Sie die Namensreaktion

Statt den Welpen vor dem Fressnapf ausharren zu lassen und sich darüber zu freuen, wenn er hier warten kann – etwas, was draußen übrigens überhaupt keine Chance der Generalisierung bietet – gehen Sie in die Küche. Bereiten Sie das Futter vor und rufen Ihren Hund ausschließlich mit seinem Namen.

Sitzt er bereits neben Ihnen, dann sagen Sie schlicht seinen Namen und stellen den Napf hin. Für die restliche Zeit stecken Sie sich zehn Kekse in die Tasche und sagen Sie zehnmal am Tag den Namen Ihres Hundes. Belohnen Sie ihn für eine Reaktion – drinnen wie draußen.

Wichtig: Achten Sie darauf, dass der Name eindeutig ist. Wie viele Vierbeiner hat auch mein Hund mehrere Namen: Helmut, Schelmchen, Schelmut und viele mehr. Möchte ich aber seine sofortige und ungeteilte Aufmerksamkeit, heißt er nur Helmut. Auch heute belohne ich dies noch immer wieder zwischendurch. Übrigens können Sie das Namenstraining in jedem Alter noch nachholen.

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Maul öffnen auf Kommando „Aus“

Ganz ehrlich: Ich liebe das Signal „Aus“. Einfach, weil wir es so freudig aufbauen können und es zu einer der tollsten Interaktionen mit Ihrem Hund werden kann. Deshalb trainiere ich dies von Tag eins des Einzugs. Das geht leicht, da Welpen ständig was im Maul haben, was zum natürlichen Erkundungsverhalten des Hundes gehört.

Dabei verknüpfe ich hier lediglich ein Wort mit einer Kieferbewegung. Ich möchte, dass mein Hund beim Wort „Aus“ nur lernt: Maul auf. Er soll gar nicht darüber nachdenken und auf die Idee kommen, dass ich ihm etwas wegnehmen möchte oder mit ihm ein Rennspiel starte, bei dem ich versuche, ihm die Beute abzunehmen. Ich möchte schlicht, dass die Reaktion „Aus“ ist gleich: Maul auf.

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So trainieren Sie das Signal „Aus“

Sobald der Welpe etwas im Maul hat, was dort nicht hingehört, nehmen Sie einen tollen Keks zur Hand. Führen Sie diesen direkt an die Hundenase und in dem Moment, indem sich das Maul öffnet, sagen Sie „Aus“ und belohnen direkt mit dem Keks.

Wiederholen Sie das Training mit Spielzeug, Papprollen vom Küchenpapier, PET Flaschen, Karotten, getrockneten Brötchen – also allem, was groß genug ist, dass es Ihr Welpe nicht direkt abschlucken kann und was er im Alltag später auch auf der Straße finden könnte. Klingt zu einfach, um wahr zu sein? Probieren Sie es „Aus“.

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