
10. Mai 2025, 16:11 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Ein Moment der Unachtsamkeit kann gefährlich werden: Hunde schnappen blitzschnell nach scheinbar harmlosen Leckerbissen am Boden – doch darin könnten Rasierklingen oder Gift lauern. Mit gezieltem Training lässt sich das verhindern. PETBOOK zeigt, wie man dem Hund beibringt, Fressbares zu ignorieren.
Sie lauern in Würstchen, Leckerli oder auch Trockenfutter. Giftköder stellen eine ernste Gefahr für Hunde dar. Meist werden sie gezielt von Menschen ausgelegt, die Hunde hassen. Dabei muss es sich nicht immer um Gift handeln. Auch mit Rasierklingen oder Nägeln gespickte Fleischstücke oder schwarfkantige Knochen können für die Tiere lebensgefährlich werden, wenn sie diese verschlucken. Wer seinen Vierbeiner schützen will, sollte ihn nicht nur aufmerksam beobachten, sondern gezielt trainieren. PETBOOK erklärt, wie ein Anti-Giftköder-Training funktioniert und gibt Tipps, wie Sie Ihren Hund schützen.
Übersicht
Gefahr durch Giftköder: Warum Training notwendig ist
Ob mit Rattengift präparierte Fleischstücke oder Hackbällchen mit Rasierklingen – Giftköder können überall lauern. Besonders häufig werden sie in Hundefreilaufgebieten in Büschen oder Sträuchern versteckt, also dort, wo der Mensch das Tier nur schwer im Blick hat. Aber auch mitten in der Stadt besteht die Gefahr, dass der Hund etwas Giftiges frisst. Dass ein Hund am Boden etwas Fressbares aufnimmt, ist zunächst normales Verhalten. Doch genau darin liegt die Gefahr – denn das kann zu schweren Vergiftungen oder Verletzungen führen.1
Weil solche Fallen nicht einmal für Menschen immer erkennbar sind, kann man auch seinem Hund nicht beibringen, Gefährliches von Ungefährlichem zu unterscheiden, so der Industrieverband Heimtierbedarf (IVH). Deshalb ist nicht nur Achtsamkeit beim Spaziergang gefragt, sondern auch ein gezieltes Anti-Giftköder-Training.
Anti-Giftköder-Training – Schritt-für-Schritt
Wer sein Tier schützen möchte, sollte das daher am besten über eine ganz grundsätzliche Regel in der Erziehung tun: „Die goldene Regel ist, dass Ihr Hund nur frisst, was Sie ihm erlauben“, sagt Hundetrainerin Sonja Meiburg-Baldioli gegenüber dem IVH. Das heißt: Egal, wie schmackhaft etwas erscheint, der Hund muss zuerst anzeigen, dass er etwas gefunden hat, und darf es nicht einfach aufnehmen, geschweige denn fressen.
Es gibt verschiedene Ansätze für ein Anti-Giftköder-Training. Wir stellen hier einen der am einfachsten trainierbaren vor. Das Training kann sowohl im Haus als auch draußen durchgeführt werden und bildet eine gute Basis. Ziel ist es, dem Hund beizubringen, Fressbares nur auf Kommando zu nehmen. 23
Schritt 1: Hund darf nicht unerlaubt ans Leckerli
Man beginnt, indem man sich dem Hund gegenübersetzt und ihm ein Leckerli auf der offenen Handfläche anbietet. Will er es nehmen, schließt man die Hand und sagt deutlich „Nein“.
Schritt 2: Blickkontakt belohnen
Dieses Spiel wiederholt man mehrmals, bis der Hund das Leckerli nur noch ansieht, aber nicht mehr nach ihm greift. In diesem Moment folgt ein freundliches „Ja“ – der Hund darf sich nun die Belohnung holen. Wichtig ist, unregelmäßig zu belohnen, da Hunde schnell Muster durchschauen.
Schritt 3: Von Drinnen nach Draußen
Im nächsten Schritt wird das Gelernte draußen geübt: Man platziert Leckerlis auf dem Weg. Nimmt der Hund Witterung auf und nähert sich, folgt sofort ein „Nein“, gefolgt von Lob und einer Belohnung aus der Hand. So lernt der Hund, dass Futter vom Boden tabu ist – außer mit Erlaubnis.
Wichtig: Beim Üben draußen sollte man keine Leckerlis verstecken oder ausstreuen. Sonst lernt der Hund, dass sich das Suchen nach Futter lohnt – das wäre kontraproduktiv.
Eine weitere Möglichkeit für das Anti-Giftköder-Training stellen wir in unserer PETBOOK Dog School vor.
Hilfsmittel für mehr Sicherheit unterwegs
Bis das Training Wirkung zeigt – und auch weil sich nie mit völliger Sicherheit ausschließen lässt, dass der Hund nicht doch etwas aufnimmt –, können unterstützende Maßnahmen helfen. Besonders in unübersichtlichem Gelände empfiehlt es sich, Situationen vorausschauend zu beurteilen und Hilfsmittel wie Schleppleine oder Maulkorb zu nutzen.
Schleppleine richtig einsetzen
Eine Schleppleine aus Biothane eignet sich gut, da das Material leicht ist. Wichtig ist, dass die Leine an einem gut sitzenden Geschirr befestigt wird. Um bei plötzlichem Ziehen Verletzungen zu vermeiden, empfiehlt es sich, Handschuhe zu tragen. Die Leine sollte stets leicht auf Spannung gehalten werden, nicht auf dem Boden schleifen und in Schlaufen über die Hand geführt werden. Entfernt sich der Hund, gibt man die Leine frei, bleibt er stehen oder kehrt zurück, nimmt man sie wieder auf.
Maulkorb – Schutz mit Gewöhnung
Ein gut sitzender Maulkorb erlaubt es dem Hund, zu hecheln, zu trinken und sogar Leckerlis anzunehmen. Besonders geeignet sind Gittermaulkörbe aus Metall oder Kunststoff mit Polsterung im Nasenbereich. Die Gewöhnung erfolgt schrittweise: Zunächst wird der Maulkorb mit Leckerlis bestückt und nur kurz verschlossen. Danach steigert man die Tragedauer und integriert ihn in einfache Trainingsübungen. Zeigt der Hund keine Abwehrreaktion mehr, kann er den Maulkorb auch draußen tragen.
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Apps mit Giftköder-Warnung nutzen
Mittlerweile gibt es verschiedene Apps, die Hundehalter vor möglichen Giftködern in ihrer Nähe warnen. Eine der größten und am häufigsten in Deutschland genutzten, ist Dogorama (für Android und iOS). Hier erhält man (auch in der kostenlosen Version) Giftköder-Warnungen direkt als Push-Nachricht aufs Handy. Aber auch die App von Tractive (für Android und iOS), warnt Hundehalter vor potenziellen Gefahren – ist allerdings kostenpflichtig und nur in Verbindung mit einem GPS-Tracker nutzbar.

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Fazit: Erziehung schützt am besten vor Gefahren
Das Anti-Giftköder-Training lässt sich kontinuierlich erweitern. Geübte Hunde bringen dem Menschen gefundene Leckereien sogar freiwillig. So kann gezielte Erziehung Leben retten. Kommt der Verdacht auf, dass der Hund doch einen Giftköder verschluckt hat, ist schnelles Handeln gefragt – der nächste Tierarzt sollte sofort aufgesucht werden.
Mit Material der dpa