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Wissenschaftlich erwiesen

Deswegen sterben große Hunde früher als kleine

Kleine Hunde leben länger als große, hier eine Dogge und ein Zwergpinscher
Kleine Hunde leben deutlich länger als große, das hat mehrere Gründe. Wie sehr sich die Größen unterscheiden können, wird beim Vergleich von Zwergpinscher und Deutscher Dogge deutlich sichtbar Foto: Getty Images
Ninja Sinke Autorin

16.11.2022, 13:49 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Große Tiere leben meist länger als winzig kleine. Hunde sind da eine Ausnahme im Tierreich. Denn große Hunderassen sterben deutlich früher als kleine. Während ein Chihuahua bis zu achtzehn Jahre alt werden kann, leben Deutsche Doggen maximal zehn Jahre. Gründe dafür sind in zellbiologischen Prozessen zu finden, wie Wissenschaftler herausgefunden haben.

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Elefanten können bis zu 70 Jahre alt werden, Blauwale 90 Jahre. Die Lebenserwartung einer Maus beträgt dagegen auch mit Glück nur zwei Jahre. Selbst bei Vögeln ist das zu erwartende Alter abhängig von der Größe: Kakadus werden bis zu 80 Jahre alt, ein deutlich kleinerer Star ist mit ungefähr drei Jahren am Ende seines Lebens angekommen. Im Tierreich scheint die Größe eines Lebewesens sich demnach positiv auf die Lebenserwartung auszuwirken – nicht so bei Hunden. Wissenschaftler haben die Zellen verschiedener Hunderassen untersucht und Gründe dafür gefunden, warum große Hunde deutlich früher sterben als kleine.

Große Hunde können das 50-fache der Körpergröße eines kleinen Hundes erreichen

Die Größenunterschiede der zahlreich vorhandenen Hunderassen sind zum Teil extrem. Entstanden sind diese Unterschiede, die sich nicht nur auf die Größe erstrecken, sondern auch auf Körperbau, Fellart, Fellfarbe und mehr, durch jahrelange Züchtungen. Ein Beispiel: Der Irische Wolfshund kann bis zu 50 Mal größer werden als der Chihuahua – beide Tiere gehören jedoch der gleichen Spezies an.

Während Züchter ihren Fokus darauf gelegt haben, möglichst große Hunde miteinander zu kreuzen, haben sie dabei die Lebenserwartung der Tiere vernachlässigt. So haben die Züchtungen unabsichtlich dazu geführt, dass große Hunde vergleichsweise früh sterben, während kleine Hunde länger leben.

Welpen großer Hunderassen wachsen schneller als kleine Hunde

Die Gründe, weswegen große Hunderassen früher sterben und kleine Hunde länger leben, wird in den Wachstumsprozessen vermutet. Welpen großer Hunderassen werden innerhalb weniger Jahre erwachsen und nehmen schnell viel Gewicht zu. Eine ausgewachsene, männliche Deutsche Dogge kann bis zu 90 Kilogramm schwer werden. Ein ausgewachsener, männlicher Chihuahua erreicht dagegen maximal drei Kilogramm. Das körperliche Wachstum der Welpen einer Deutschen Dogge muss deswegen enorm sein, denn diese Hunderasse ist innerhalb von drei Jahren ausgewachsen.

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Schädliche Moleküle entstehen durch schnelles Wachstum im Welpenalter

Während sich Hunde im Wachstumsprozess befinden, laufen in ihren Zellen komplizierte Prozesse ab. Diese Körperwachstumsprozesse verbrauchen eine Menge Energie, die von den Zellen durch den Abbau von Nahrung bereitgestellt wird. Dabei entstehen Moleküle, die im Körper in großen Mengen schädlich sein können. Diese Moleküle werden freie Radikale genannt und sie scheinen in schnell wachsenden Welpen in großen Mengen vorzukommen. Das vermuten Wissenschaftler in ihrer Studie, die im Wissenschaftsportal „Science“ vorgestellt wurde.

Im Rahmen der US-amerikanischen Studie aus dem Jahr 2017 wurden Gewebeproben von 80 Hunden untersucht. Darunter waren sowohl Welpen als auch ausgewachsene Tiere sowie kleine und große Hunderassen. Die Forscher kamen in der Studie zu dem Ergebnis, dass freie Radikale in den Zellen junger, großer Hunderassen einen hohen Anteil haben. Diese Beobachtung konnte bei Welpen kleiner Hunderassen nicht gemacht werden.

Doch was sind freie Radikale und was verursachen sie im Körper? Freie Radikale sind Moleküle, denen ein Elektron fehlt. Bei dem Versuch, das fehlende Elektron aus anderen Körperzellen zu „stehlen“, können diese Moleküle Zellmembranen beschädigen. Diese Zellschäden können im Organismus Krebs und andere Krankheiten verursachen.

Die gute Nachricht: Freie Radikale werden von anderen Molekülen, sogenannten Antioxidantien, neutralisiert und damit unschädlich gemacht. Je mehr Freie Radikale innerhalb eines Organismus entstehen, desto mehr Antioxidantien müssen wiederum vorhanden sein.

Die Wissenschaftler kamen zu dem Schluss, dass im Welpenalter in den Zellen großer Hunderassen verglichen mit kleinen Hunden deutlich mehr freie Radikale enthalten sind. Die Zahl scheint so groß zu sein, dass die Menge der Antioxidantien nicht ausreicht, um die schädlichen Zellen zu neutralisieren. Ist die Konzentration freier Radikale zu groß, entsteht im Organismus „oxidativer Stress“ und die Zellen erleiden Schäden.

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Freie Radikale bedingen zellulären Alterungsprozess großer Hunde

Der Stoffwechsel großer Hunderassen läuft während der Wachstumsphase auf Hochtouren. Während die Hunde an Größe und Gewicht zulegen, entstehen dabei viele freie Radikale. Die große Menge schädlicher Moleküle kann nicht ausreichend neutralisiert werden und es kommt zu Zellschäden. Die Wissenschaftler der Studie gehen davon aus, dass die vielen Zellschäden nach abgeschlossenem Wachstum der Tiere das schnelle Altern bedingen. So kommt es dazu, dass große Hunde früher sterben als kleine.

Quellen

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