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Tradition

Darum werfen Isländer jetzt Papageientaucher von den Klippen

Ein Papageientaucher steht an der Küste Islands und setzt zum Flug an
Papageientaucher auf Island haben ein Problem damit, den Weg ins Meer zu finden. Menschen helfen ihnen daher, indem sie sie von der Klippe werfen (Symbolbild). Foto: Getty Images
Louisa Stoeffler
Redakteurin

18.09.2023, 14:57 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten

Papageientaucher sind das Wahrzeichen Islands. Und doch werfen Einheimische sie während ein paar Wochen zum Ende jeden Sommers von den Klippen! Warum diese skurrile Tradition wichtig für die Arterhaltung ist.

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Jahr für Jahr findet auf den Vestmannaeyjar (Westmännerinseln) eine mittlerweile liebgewordene Tradition statt. Auf den kleinen Inseln, die zu Island gehören, werden im August und September mehrere Hundert junge Papageientaucher von den Klippen geworfen! Das alljährliche Phänomen ist jedoch kein tierschutzwidriger Spaß der Bevölkerung, sondern hilft den Jungvögeln, ihren Weg ins Meer zu finden.

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Junge Papageientaucher auf Island verirren sich beim Flüggewerden

Papageientaucher sind so fest mit Island verbunden, dass sie sogar das Wappentier des Inselstaates sind. Daher verwundert es nicht, dass die Menschen vor Ort den Tieren ein wenig unter die Flügel greifen wollen, wenn sie flügge werden und sich auf dem Weg zum Meer verirren.

Dieses Phänomen kommt häufiger vor. Junge Papageientaucher werden von ihren Elterntieren während des Frühjahrs und Sommers mit Futter versorgt und machen sich Ende des Sommers auf eine jahrelange Reise durch den Ozean. Diese auch „Puffling Season“ genannte Zeit fällt manchmal in den August oder den September – je nachdem, wie reichlich die Versorgung der Jungvögel während ihrer Zeit im Nest aussah.

Allerdings wird es durch Lichtverschmutzung für die Jungvögel immer schwieriger, ihren Weg zum Meer zu finden. Manche machen sich, anstatt zu den Klippen, auf dem Weg zum Hafen oder in die Stadt, da sie das Licht der Straßenlaternen mit dem der Sterne verwechseln. Dann geht die Papageientaucher-Patrouille („Puffling Patrol“) auf nächtliche Einsammelaktion.

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Papageientaucher brauchen etwas Hilfe, um sich von der Klippe zu stürzen

Anschließend bringen sie die Tiere zu den Klippen, wo sie von den freiwilligen Helfern heruntergeworfen werden. Manche Retter der Papageientaucher setzen sie auch an den Rand der Klippen und die Tiere springen von selbst herunter. Dies entspricht dem natürlichen Verhalten der fast erwachsenen Vögel, die im Regelfall mit ihren Eltern die Klippen heruntergleiten und ihre Flügel ausprobieren.

Die Retter der Papageientaucher tragen maßgeblich zur Erhaltung der Art bei, denn die Vögel legen nur alle paar Jahre ein einzelnes Ei. Zudem sind sie stark von klimatischen Veränderungen, der Vogelgrippe und der Überfischung der Meere betroffen. Nur auf den Westmännerinseln ist ihre Population noch stabil. Im Südwesten der Inselgruppe und in Alaska bleiben die Fischströme, von denen sie sich ernähren, immer häufiger aus. Gibt es nicht genügend Nahrung, brüten sie nicht.

Papageientaucher kehren immer an den Ort zurück, an dem sie geboren sind und brüten dann die nächste Generation in den Steilhängen der Klippen aus. Die Jahr für Jahr geretteten Jungtiere können also auf lange Sicht den Bestand der Art stabilisieren und erhalten.

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Quellen

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