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Tierhybrid

Der Liger – die größte Raubkatze der Welt

Liger
Löwe und Tiger, macht Liger. Die Hybride weisen Merkmale beider Elternarten auf Foto: iStock/ K_attapon
Ninja Sinke
Autorin

28.12.2023, 08:20 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten

Liger sind Nachkommen der Kreuzung eines männlichen Löwen und weiblichen Tigers. Die Mischlinge werden meist um einiges größer als ihre Eltern. Etwa zwanzig Exemplare soll es heute weltweit geben, die Angaben dazu variieren. Doch wie ist die Entstehung dieser Großkatzen überhaupt möglich? PETBOOK erklärt, was die Tiere so besonders macht.

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Liger sind die wohl bekanntesten Hybride innerhalb der Familie der Katzen. Gleichzeitig sind sie die größten (Raub-) Katzen der Welt, auch wenn sie nur in Gefangenschaft vorkommen. Doch was sind eigentlich Hybride? Sie entstehen aus einer Kreuzung unterschiedlicher Arten, deren Verpaarung in der Natur unwahrscheinlich ist. Als Nachkommen eines männlichen Löwen (Panthera leo) und eines weiblichen Tigers (Panthera tigris) weisen sie unterschiedlich stark ausgeprägt die Merkmale beider Elternarten auf. Bisher wurden die Mischlinge wissenschaftlich nicht näher beschrieben, eine mögliche Bezeichnung der Tiere könnte Panthera leo x tigris sein. Die Züchtung der großen Raubkatzen ist umstritten.

Die Entstehungsgeschichte des Ligers

Die ursprüngliche Entstehung der Liger geht auf die Haltung von Löwen und Tigern in Gefangenschaft im späten 18. Jahrhundert zurück. In freier Wildbahn wurden Kreuzungen zwischen den beiden unterschiedlichen Arten bisher nicht nachgewiesen. Ein Grund dafür ist, dass sich der Lebensraum der Löwen in Afrika befindet, während Tiger zur asiatischen Fauna gehören.

Eine Ausnahme ist Indien: dort sind wenige asiatische Löwen und Bengaltiger im gleichen Gebiet zu finden. Eine Paarung ist aufgrund ihres unterschiedlichen Sozialverhaltens jedoch sehr unwahrscheinlich. Anders sieht es in Gefangenschaft aus: Dort ist die artfremde Paarung der Tiere wahrscheinlicher, wenn sie im gleichen Gehege gehalten werden. Das liegt daran, dass sie einen starken Paarungstrieb haben. So sollen Liger und weitere Hybride von Großkatzen zunächst aufgrund von Unwissen in Zoos und Zirkussen entstanden sein. Die gezielte und umstrittene Züchtung der Tiere wird in Gefangenschaft seit dem 19. Jahrhundert betreiben, da die Tiere als Attraktion viele Besucher anlocken.

Die äußerlichen Merkmale des Ligers ähneln beiden Elternarten

Die großen Raubkatzen weisen sowohl Merkmale des Löwen als auch des Tigers auf. Meist scheinen die Gene des männlichen Löwen jedoch die des weiblichen Tigers zu überwiegen. Die Fellfarbe der Hybride kann orangen- bis sandfarben sein, überwiegend haben die Tiere einen weißen Bauch.

Auf ihrem Fell sind die für Tiger charakteristischen Streifen schwach zu erkennen. Diese sind allerdings nicht schwarz, sondern hellbraun und können auch die Form von Flecken annehmen. Mit zunehmendem Alter werden die Streifen der Hybride sogar heller. Männliche Exemplare können beim Heranwachsen einen Backenbart entwickeln, einigen von ihnen wächst auch eine Mähne. Es fehlt den Hybriden jedoch fast immer die charakteristische Quaste, die Löwen am Schwanz tragen.

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Den Raubkatzen fehlen wachstumshemmende Hormone

Mit bis zu 3,6 Metern Körperlänge und einem Gewicht von mehr als 400 Kilogramm sind Liger die größten Katzen der Welt – wenn sie auch nur in Gefangenschaft vorkommen. Manche Exemplare werden sogar größer als der Sibirische Tiger, welcher als größte in der Natur vorkommende Raubkatzen gilt. Andere Tiere mit ähnlichen Größenverhältnissen sind der prähistorische Säbelzahntiger und der Amerikanische Löwe.

Die enorme Größe des Ligers geht darauf zurück, dass den Hybriden bestimmte wachstumshemmende Gene fehlen. Wie kann das sein? Die Gene männlicher Löwen sind evolutionsbedingt so angepasst, dass ihre Nachkommen möglichst groß werden. Denn eine Löwin verpaart sich mit mehreren Löwen, es gibt daher einen genetischen Wettbewerb. Weibliche Löwen tragen dagegen Gene in sich, die das Wachstum hemmen, um ein unkontrolliertes Emporschießen ihrer Nachkommen zu verhindern. Die Gene weiblicher Tiger wiederum weisen keine ähnlichen wachstumshemmenden Eigenschaften auf. So kommt es bei den Hybriden dazu, dass die wachstumsfördernden Gene des männlichen Löwen überwiegen. Deswegen werden Liger größer als ihre Elternarten.

Ein Exemplar hat es mit seiner Größe sogar im Jahr 2013 in das Guinnessbuch der Rekorde geschafft. Im Wildtier-Park „Myrtle Beach“ im US-Bundesstaat South Carolina lebt der männliche Liger Hercules. Das Tier ist laut Guinnessbuch die größte lebende Katze der Welt: 418 Kilogramm Gewicht, ohne dabei übergewichtig zu sein, eine Länge von 3,33 Metern und eine Schulterhöhe von 1,25 Metern.

Wesenszüge der Individuen unterscheiden sich stark

Löwen und Tiger haben zum Teil sehr unterschiedliche Verhaltensweisen. Tiger sind meist Einzelgänger, während Löwen im Rudel leben. Besonders für weibliche Liger kann das unterschiedlich ausgeprägte Sozialverhalten problematisch werden. Die Tiere müssen sich entscheiden, ob sie lieber im Rudel oder für sich leben möchten, das fällt besonders den Weibchen oft schwer.

Was dagegen bei fast allen Hybrid-Großkatzen einheitlich vorhanden ist, ist ihre Liebe zum Wasser. Die Tiger-Mutter gibt ihrem Nachwuchs in diesem Fall die Eigenschaft mit, gerne zu schwimmen. Bei der Kommunikation mit anderen Großkatzen sind die Hybride wahrhaftig bilingual. Um zu kommunizieren, nutzen sie das Brüllen der Löwen, sind aber auch in der Lage, die „Paff“-Geräusche eines Tigers auszustoßen.

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Die Großkatzen können sehr alt werden

Die durchschnittliche Lebenserwartung der Hybride liegt bei achtzehn bis zwanzig Jahren. Verglichen zu den Elternarten können die Mischlinge daher sehr alt werden. Das liegt vor allem daran, dass die Großkatzen in Gefangenschaft leben und gut versorgt werden. Kämpfe mit Rivalen oder Nahrungsknappheit bedrohen ihr Überleben nicht.

Das älteste Exemplar der Großkatzen starb nach Angaben des Guinnessbuchs der Rekorde mit 24 Jahren und 74 Tagen im Jahr 1972. Die Ligerin namens Shasta wurde 1948 im „Hogle Zoo“ in Salt Lake City, Utah, geboren und war zu dieser Zeit der erste Hybrid dieser Art in den USA.

Männliche Liger sind unfruchtbar

Zwar bringen Löwen und Tiger gemeinsamen Nachwuchs hervor, die Hybride selbst können das aufgrund der Unfruchtbarkeit der männlichen Exemplare jedoch nicht. Es ist möglich, weiblichen Mischlinge – wenn fruchtbar – weiter mit Löwen oder Tigern zu verpaaren. Bei den Nachkommen dieser Kreuzung handelt es sich jedoch nicht um Liger, sondern zum Beispiel um Li-Liger. Daher können die Großkatzen nur erhalten werden, indem man Löwen und Tiger dauerhaft kreuzt.

Nicht nur männliche Löwen und weibliche Tiger können Nachwuchs bekommen. Das biologische Gegenstück des Ligers ist das Resultat der Kreuzung eines männlichen Tigers und weiblichen Löwen. Der sogenannte Töwe ist deutlich kleiner als die beiden Elternarten. Die Rate der Fehlgeburten dieser Hybride ist jedoch sehr hoch, dementsprechend selten sind die Tiere.

Warum Tierschützer die Zucht des Ligers problematisch finden

Die gezielte Zucht der Großkatzen-Hybride wird von vielen Tierschützern und Regierungen weltweit als unethisch angesehen. Dafür gibt es mehrere Gründe. Zunächst macht sich das enorme Wachstum der Hybride bereits im Mutterleib der Tigerin bemerkbar: Die Nachkommen sind für eine natürliche Geburt häufig zu groß. Daher müssen sie per Kaiserschnitt auf die Welt kommen. Es ist ebenfalls bekannt, dass viele neugeborene Hybride gesundheitliche Probleme haben, auch die Sterblichkeitsrate kurz nach der Geburt ist vergleichsweise hoch. Nierenversagen gilt bei Ligern als Haupttodesursache. Vermutet wird dahinter eine Zuchtkrankheit. Nach Angaben der Tierschutzorganisation PETA litten fast alle Großkatzen-Hybride unter neurologischen Defekten.

Neben erblich bedingten Krankheiten sind Liger einem erhöhten Risiko für Übergewicht ausgesetzt. Das liegt daran, dass sie oft in nicht ausreichend großen Käfigen und Gehegen gehalten werden. Dort fehlt den Tieren die nötige Bewegungsfreiheit. Gleichzeitig argumentieren Kritiker dieser Hybridzucht, dass die Tiere Platz in Zoos und Wildtier-Parks einnehmen, der für vom Aussterben bedrohte Großkatzen-Unterarten wiederum fehlt.

Das Sozialverhalten der Liger kann für sie ebenfalls problematisch sein. Die sehr unterschiedliche Ausprägung ihrer Verhaltensweisen und Vorlieben können für Stress sorgen – sowohl in Interaktion mit dem Muttertier als auch unter den Nachkommen. Jungtiere, die sich nach Art des Vatertiers verhalten, können so die Muttertiere besonders belasten.

Letzte deutsche Liger wohl um 2008 gestorben

Im Grömitzer „Zoo Arche Noah“ in Schleswig Holstein sollen bis zum Jahr 2010 mehrere Exemplare der Großkatzen-Hybride gelebt haben. Im Gespräch mit PETBOOK erklärt Zoobetreiber Ingo Wilhelm, dass der Zoo in den 1980er-Jahren eine junge, von anderen Einrichtungen ungewollte Tigerin aufgenommen habe. Diese soll im Grömitzer Zoo gemeinsam mit Löwen gehalten worden sein und so soll es auch dort 1990 zur ungeplanten Geburt von drei weiblichen Großkatzen-Hybriden gekommen sein, wie Wilhelm im PETBOOK-Gespräch erzählt.

Ingo Wilhelm erklärt weiter, dass die drei weiblichen Hybride gesund gewesen seien und keine gesundheitlichen Probleme gehabt hätten. Das würde auch das hohe Alter der Tiere bestätigen, die laut Wilhelm jeweils mindestens siebzehn Jahre alt wurden. Ein weiterer Großkatzen-Hybrid namens Bahier sei 2002 dazugekommen. Das Tier sei vorher beschlagnahmt worden und auf der Suche nach einem neuen zu Hause gewesen. Auch dieser Liger wurde mit 19 Jahren recht alt, musste 2008 jedoch aus gesundheitlichen Gründen eingeschläfert werden, wie auch „Der Standard“ berichtete.

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