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Beim Senat nachgefragt

Hundeführerschein soll in Bremen verpflichtend werden – das erwartet Hundebesitzer 

Menschen laufen bei Sonnenuntergang mit ihren Hunden über die Wiese
Bremen ist das erste Bundesland, das den Hundeführerschein nun verpflichtend einführen wird. Für Hundehalter ergeben sich dadurch einige Fragen – PETBOOK hat die Antworten. Foto: Getty Images
Porträt Saskia Schneider auf dem PETBOOK Relaunch
Redaktionsleiterin

17.11.2023, 16:51 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten

Bremen ist das erste Bundesland, das plant, den Hundeführerschein verpflichtend einzuführen. Das teilte der Senat Bremens in einer Pressemitteilung Anfang November mit. PETBOOK fragte nach, was genau für die Sachkundeprüfung geplant ist und worauf sich Hundehalter in Bremen einstellen müssen.

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Künftig solle jeder, der in Bremen einen Hund hält, eine erforderliche Sachkunde besitzen und diese auch nachweisen können. Das teilte der Bremer Senat in einer Pressemitteilung vom 2. November mit. Gemeinsam mit dem Gesundheitsressort werde der Senat noch in diesem Jahr einen Gesetzesentwurf zum Ablegen einer Sachkundeprüfung für Hundehalter vorlegen, heißt es dort. Damit ist Bremen das erste Bundesland, was den Hundeführerschein verpflichtend für alle Hundehalter einführt.

PETBOOK fragte bei den zwei zuständigen Senatoren nach, wie genau die Sachkundeprüfung aussehen soll, wer sie ablegen muss und wie diese kontrolliert wird.

Das galt bisher in Bremen

Einen sogenannten Sachkundenachweis für Hundehaltung, oft auch als Hundeführerschein bezeichnet, gibt es in Bremen bereits. Allerdings ist dieser nur für Halter verpflichtend, deren Hunde auffällig geworden sind. Für alle anderen Hundehalter ist der Erwerb bisher noch freiwillig.

Da in diesem Bundesland jedoch keine generelle Leinenpflicht besteht, bringt der Erwerb des Hundeführerscheins nicht einmal das Privileg ein, den Hund ohne Leine führen zu dürfen, wie das etwa Berlin der Fall ist.

Auch interessant: Was spricht für und gegen die Einführung eines Hundeführerscheins?    

Darum soll der Hundeführerschein in Bremen nun verpflichtend werden

In den ersten acht Monaten dieses Jahres hatte es in Bremen 35 Fälle gegeben, in denen Hunde Menschen angegriffen und dabei verletzt haben. Nur in einem Fall handelte es sich dabei um einen Hund von der sogenannten Rasseliste.

„Ein Blick auf die Statistik zeigt, dass die seit Jahren geltenden sogenannten Rasselisten nur eine trügerische Sicherheit vermitteln“, sagte Innensenator Ulrich Mäurer in der Pressemitteilung. Tatsächlich benötige man einen weitergehenden Ansatz, um tragische Beißunfälle zu verhindern.

In der Regel liege das Verhalten eines Hundes nicht an seiner Rasse, sondern am Verhalten der Besitzerinnen und Besitzer sowie deren Umgang mit den Tieren, führt Claudia Bernhard, Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz, in der Pressemitteilung aus. Daher halte sie einen Sachkundenachweis für Hundehalterinnen und Hundehalter für sehr sinnvoll. Viele Hundehalterinnen und –halter seien weder in der Lage, die Bedürfnisse ihrer Tiere angemessen einzuschätzen und zu berücksichtigen, noch Grenzen zu setzen. 

Das ist konkret geplant

Der Gesetzentwurf muss von der Bürgerschaft noch verabschiedet werden. Die Details der Umsetzung werden aktuell zwar noch ausgearbeitet, PETBOOK hat bei den zuständigen Senatoren in Bremen einmal nachgefragt, was für die Sachkundeprüfung konkret geplant ist. Die Antworten auf die wichtigsten Fragen haben wir für Sie zusammengefasst:

Gilt der Hundeführerschein für alle Halter in Bremen?

Die erste Frage, die sich Hundehalter in Bremen wahrscheinlich stellen, ist: Gilt der Hundeführerschein auch rückwirkend für alle, die Hunde halten? Die Antwort ist: ja. Doch wird es auch Ausnahmeregelungen geben, wie uns Rose Gerdts-Schiffler, Pressesprecherin des Senators für Inneres und Sport mitteilt. Entsprechende Details zu Ausnahmeregelungen würden in dem zeitnah vorgelegten Entwurf ersichtlich sein.

Wo können Hundehalter die Sachkundeprüfung ablegen?

Die Sachkundeprüfungen werden von Personen und Stellen abgenommen, die die Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz zu diesem Zweck anerkannt hat, informiert Gerdts-Schiffler. Dazu können auch Hundeschulen und Tierärzte gehören.   

Wie ist die Prüfung aufgebaut?

Bisher besteht die Prüfung für den Hundeführerschein in Bremen aus einem theoretischen und einem praktischen Teil. Dabei wird in der theoretischen Prüfung das Fachwissen zum Thema „Hund“ mit einem Multiple-Choice-Test überprüft. Im praktischen Teil der Prüfung wird der Gehorsam mit dem eigenen Hund in verschiedenen Alltagssituationen kontrolliert.

Auch für die verpflichtende Sachkundeprüfung wird ein theoretischer und ein praktischer Teil gehören, teilt die Pressesprecherin mit. Derzeit sei vorgesehen, dass eine einmalige Prüfung ausreicht.

Wer kontrolliert den Hundeführerschein?

Die Ablegung der Prüfung muss dem Ordnungsamt auf Anfrage nachgewiesen werden, teilt Gerdts-Schiffler mit. Personen, die den Sachkundenachweis nicht erbringen, sollten mit Konsequenzen rechnen müssen, kündigt Claudia Bernhard, Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz, an. Welche das genau sind, stehen aber noch nicht fest.

Was kostet der Hundeführerschein in Bremen?

Bisher betragen die Kosten für das Ablegen der Sachkundeprüfung für Hundehalter in Bremen im Schnitt etwa 100 Euro pro Mensch-Hund-Team. Das bedeutet also: Wer mehr als einen Hund hat, muss zumindest die praktische Prüfung für jeden Hund einzeln ablegen.

Ob sich die Kosten für den verpflichtenden Hundeführerschein auch in diesem Bereich bewegen werden, ist noch nicht entschieden. Auch, ob finanziell schwache Hundehalter einen Erlass oder Zuschüsse zu den Kosten beantragen können, steht noch nicht fest. Die Frage habe man aber im Blick, wie Gerdts-Schiffler versichert.

Auch interessant: Wie bestehe ich den Hundeführerschein?

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Tierschützer fordern schon lange verpflichtende Sachkundenachweise

„Das sind doch mal gute Nachrichten aus Bremen“, reagierte der Deutsche Tierschutzbund e. V. in einem Instagram-Post auf die Pläne des Bremer Senats. Die Tierschützer fordern schon lange eine deutschlandweit gültige Heimtierschutzverordnung. Diese solle unter anderem einen verpflichtenden theoretischen Sachkundenachweise für alle Hundehalter umfassen, und zwar noch vor der Anschaffung eines Hundes, wie Lea Schmitz, Pressesprecherin des Deutschen Tierschutzbundes betont.

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